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FBW-Bewertung: Dear Evan Hansen (2021)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Die psychischen Probleme von Highschool-Schülern eignen sich auf den ersten Blick kaum als Thema für ein Musical, doch am Broadway wurde DEAR EVAN HANSEN ein großer Erfolg. In der Verfilmung spielt der Star der Bühneninszenierung Ben Platt wieder die Hauptrolle, und der heute 28 Jährige verkörpert die Rolle des Teenagers Evan Hansen überraschend glaubwürdig. Die Geschichte vom schüchternen Außenseiter Evan, den eine barmherzige Lüge in eine existentielle Krise stürzt, wird hier fesselnd und bewegend erzählt. Offensichtlich wurde bei den Arbeiten am Buch intensiv recherchiert, denn die verschiedenen Krankheitsbilder der Jugendlichen sind realistisch und komplex dargestellt. Auch Nebenfiguren wie die übereifrige Alana sind nuanciert geschriebene und gespielte Charakterstudien und jede Figur, selbst der auf den ersten Blick unsympathisch wirkende Stiefvater, bekommt im Film Raum für eine Szene oder einen Song, der ihnen gerecht wird. Themen wie peer pressure, die Macht der sozialen Netzwerke, die Medikamentierung von Jugendlichen bei Angststörungen und Depressionen, die Überforderung von alleinerziehenden Müttern oder der Selbstmord eines Systemsprengers werden hier intelligent in die Geschichte integriert. Auch die Art und Weise, wie Eltern und Mitschüler auf diese Störungen reagieren, sind glaubwürdig gestaltet und all das fügt sich zu einer durchgängig stimmigen Dramaturgie. Zu der auch die sowohl textlich wie auch musikalisch außergewöhnlichen Songs gehören, die hier, anders als bei vielen anderen Musicals keine Showstopper sind, sondern erfindungsreich und elegant der Handlung dienen und sie weiterbringen. Dabei hat jeder Song seinen eigenen Stempel. Ben Platt gelingt das Kunststück, zugleich gut zu singen und nuanciert zu spielen. Und auch die anderen Darsteller, zu denen Amy Adams und Julianne Moore gehören, bleiben bei ihren Songs jeweils ihren Figuren treu, sodass einige der Musiknummern zu den intimsten Momenten des Films zählen. Die melancholisch, nachdenkliche Popmusik trifft dabei genau das Lebensgefühl von heutigen Jugendlichen. Und DEAR EVAN HANSEN ist auch filmhandwerklich herausragend gelungen. Die Kameraarbeit, Montage, Farbdramaturgie und Lichtsetzung sind außergewöhnlich, und so hat dieses auf allen Ebenen mit großer Sorgfalt und Zärtlichkeit gestaltete Filmmusical das höchste Prädikat verdient. Die Jury bewertete die Originalfassung mit Untertiteln.



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