Look Me Over: Liberace (2021)
König des Glitzers: deutscher Dokumentarfilm über den Starpianisten und Entertainer Liberace, seine legendären Bühnenshows in Las Vegas und sein luxuriöses Privatleben.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Liberace, am 16. Mai 1919 als Władziu Valentino Liberace geboren, war einer der bekanntesten und bestbezahlten Entertainer der Vereinigten Staaten. Bereits in jungen Jahren galt er als Wunderkind am Klavier. Ein Talent, das er im Erwachsenenalter zu einer beispiellosen Karriere ausbaute, indem er von der klassischen Musik zur Popmusik wechselte. In den 1950er Jahren hatte Liberace eine eigene Fernsehshow, die ihn landesweit berühmt machte. Später folgten feste Engagements in Las Vegas. Seine Markenzeichen waren sein hohes Tempo am Klavier und eine extravagante Bühnenshow und Garderobe, zu der Pelzmäntel, Schmuck und der auf dem Piano obligatorisch platzierte Kerzenleuchter zählten. Das kam vor allem bei älteren Damen gut an.
Obwohl Liberace wie kaum ein anderer Künstler seine Queerness auf der Bühne zelebrierte, stritt er seine Homosexualität zeitlebens ab. Selbst nach seinem Tod am 4. Februar 1987 an den Folgen von Aids verleugnete sein direktes Umfeld die wahren Umstände. Dass Liberace mit seinen Protegés, die ihn bei seinen Auftritten in einer Nobelkarosse auf die Bühne chauffierten oder am Klavier begleiteten, auch das Bett teilte, war indessen ein offenes Geheimnis. Der Dokumentarfilmer Jeremy J.P. Fekete versucht, dem Privatmenschen hinter dieser glitzernden Fassade nachzuspüren. Wer war der Mann, der andere Männer liebte, dem auf der Bühne aber so viele Frauenherzen zuflogen?
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Filmkritik
Jeremy J.P. Fekete hat seinen neuen Film nach einem berühmten Ausspruch seines Protagonisten benannt. Mit den Worten "Look me over!" (deutsch: "Schaut mich an!") hat Liberace seine Bühnenshows in Las Vegas eröffnet. Dieser erste Satz mündete stets in die Pointe, dass er sich schließlich nicht umsonst so herausgeputzt hätte. Dieser Künstler und seine extravaganten Outfits wollten bewundert und geliebt werden, und Liberace war bereit, dafür alles zu geben. Von seinen 5000 Auftritten in der Wüstenstadt verpasste er nur einen einzigen. Dieser Paradiesvogel war auch immer ein Profi. Feketes Film versucht, den Menschen dahinter aufzuspüren.
Dafür ist der Regisseur tief in die Archive gestiegen und hat ehemalige Weggefährten dieses "Mr. Showmanship" befragt. Gegenüber den Archivaufnahmen, die Liberace in den unterschiedlichsten Phasen seiner knapp fünf Jahrzehnte andauernden Karriere zeigen, fallen die im Film geführten Interviews deutlich ab. Das liegt nicht einzig, aber eben auch daran, dass viele Informationen nur aus zweiter Hand stammen. Neben zwei früheren Protegés und Liebhabern, Liberaces Anwalt und Nachlassverwalter und einem Liberace-Imitator nehmen unter anderem Nachkommen seiner Schönheitschirurgen und die Tochter seines Managers vor der Kamera Platz. In den Aussagen werden auch Vorwürfe gegen weitere Wegbegleiter laut. Diese kommen jedoch nicht zu Wort.
Stattdessen greift Fekete zu einem formalen Mittel, das in Dokumentarfilmen generell und im vorliegenden Fall besonders unglücklich wirkt: nachgestellte Szenen. Liberaces ehemaliger Protegé Scott Thorson, über den im Film kaum ein gutes Wort verloren wird und dessen Beziehung zu Liberace durch Steven Soderberghs Film "Behind the Candelabra" (2013, nach Thorsons gleichnamigem Buch) größere Bekanntheit erfuhr, stolpert als stumme Figur durch diesen Film. Ein Schauspieler klappert als Wiedergänger Scott Thorsons die Stationen aus dessen gemeinsamem Leben mit Liberace ab. Auch die übrigen gestalterischen Mittel enttäuschen. Fekete, der bislang viele Doku-Serien fürs deutsche Fernsehen gedreht hat, kommt auch in diesem Film nicht über eine TV-Ästhetik hinaus.
Was Feketes Film hingegen gelingt, ist, ein differenzierteres Bild dieses Entertainers zu zeichnen. Liberace, der bei seinen Kritikern als mittelmäßiger Pianist, als protzig und eingebildet galt, muss nach diesem Film als zwar widersprüchlicher, aber liebenswerter, großzügiger und (zu) gutmütiger Charakter gesehen werden. Wer er wirklich war, ist aber auch nach dem Kinobesuch nicht viel klarer.
Fazit: Dieser Dokumentarfilm versucht, einem der schillerndstens Unterhaltungskünstler aller Zeiten näherzukommen. Doch Liberace bleibt auch nach dem Kinobesuch noch ein Rätsel. Während das präsentierte Archivmaterial den Entertainer auf und abseits der Bühne überzeugend wiederauferstehen lässt, enttäuschen die für den Film geführten Interviews und die Ästhetik des Films.
Dafür ist der Regisseur tief in die Archive gestiegen und hat ehemalige Weggefährten dieses "Mr. Showmanship" befragt. Gegenüber den Archivaufnahmen, die Liberace in den unterschiedlichsten Phasen seiner knapp fünf Jahrzehnte andauernden Karriere zeigen, fallen die im Film geführten Interviews deutlich ab. Das liegt nicht einzig, aber eben auch daran, dass viele Informationen nur aus zweiter Hand stammen. Neben zwei früheren Protegés und Liebhabern, Liberaces Anwalt und Nachlassverwalter und einem Liberace-Imitator nehmen unter anderem Nachkommen seiner Schönheitschirurgen und die Tochter seines Managers vor der Kamera Platz. In den Aussagen werden auch Vorwürfe gegen weitere Wegbegleiter laut. Diese kommen jedoch nicht zu Wort.
Stattdessen greift Fekete zu einem formalen Mittel, das in Dokumentarfilmen generell und im vorliegenden Fall besonders unglücklich wirkt: nachgestellte Szenen. Liberaces ehemaliger Protegé Scott Thorson, über den im Film kaum ein gutes Wort verloren wird und dessen Beziehung zu Liberace durch Steven Soderberghs Film "Behind the Candelabra" (2013, nach Thorsons gleichnamigem Buch) größere Bekanntheit erfuhr, stolpert als stumme Figur durch diesen Film. Ein Schauspieler klappert als Wiedergänger Scott Thorsons die Stationen aus dessen gemeinsamem Leben mit Liberace ab. Auch die übrigen gestalterischen Mittel enttäuschen. Fekete, der bislang viele Doku-Serien fürs deutsche Fernsehen gedreht hat, kommt auch in diesem Film nicht über eine TV-Ästhetik hinaus.
Was Feketes Film hingegen gelingt, ist, ein differenzierteres Bild dieses Entertainers zu zeichnen. Liberace, der bei seinen Kritikern als mittelmäßiger Pianist, als protzig und eingebildet galt, muss nach diesem Film als zwar widersprüchlicher, aber liebenswerter, großzügiger und (zu) gutmütiger Charakter gesehen werden. Wer er wirklich war, ist aber auch nach dem Kinobesuch nicht viel klarer.
Fazit: Dieser Dokumentarfilm versucht, einem der schillerndstens Unterhaltungskünstler aller Zeiten näherzukommen. Doch Liberace bleibt auch nach dem Kinobesuch noch ein Rätsel. Während das präsentierte Archivmaterial den Entertainer auf und abseits der Bühne überzeugend wiederauferstehen lässt, enttäuschen die für den Film geführten Interviews und die Ästhetik des Films.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Look Me Over: Liberace"
Land: DeutschlandJahr: 2021
Genre: Dokumentation
Länge: 90 Minuten
Kinostart: 05.08.2021
Regie: Jeremy J.P. Fekete
Darsteller: Liberace, Tony Palmer, Jance Enslin, Tj Wimbs, Steve Garey
Kamera: Rasmus Sievers
Verleih: Salzgeber & Co. Medien GmbH