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FBW-Bewertung: Borga (2021)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Kojo wächst mit seiner Familie in ärmlichen Verhältnissen in Ghanas Hauptstadt Accra auf. Er und sein Bruder Kofi helfen im Betrieb ihres Vaters beim Sammeln von Metallen, die sie aus Elektroschrott gewinnen, der mit Containern aus Europa angeliefert wird. Zusätzlich wollen sie beim Sammeln auf der nahen Elektroschrott-Müllhalde noch ein persönliches Zubrot gewinnen, was ihr Vater aber verhindern will. Er setzt auf Bildung und sorgt dafür, dass seine Söhne in der Schule Lesen und Schreiben erlernen. Eines Tages lernt Kojo einen sogenannten ?Borga? kennen, einen Landsmann, der es angeblich im Ausland zu großem Wohlstand gebracht hat, was ihn nachhaltig beeindruckt. Zehn Jahre später unterstützt Kojo, mittlerweile ein stattlicher Mann, seine Familie immer noch mit seiner Arbeit auf der Müllhalde. Als sein Jugendfreund Nabil von seinem Onkel Ebo in Deutschland, einem reichen Borga, berichtet, lässt sich Kojo von ihm überreden, die gefährliche Reise nach Deutschland mitzumachen, die Nabil das Leben kosten wird. Erst vier Jahre später wird Kojo Deutschland erreichen und Nabils Onkel in Mannheim finden, der allerdings sein Leben im Wohlstand dort nur vorgetäuscht hatte. Kojo landet zunächst als Obdachloser auf der Straße, ehe er durch Zufall Arbeit von seinem Landsmann Bo erhält ? das Sammeln von Elektroschrott und diesen in Containern nach Ghana zu verschiffen. Ausgestattet mit falschen Papieren fungiert er zusätzlich als Drogenkurier zwischen Ghana und Deutschland. Als er als ?Borga? nach Accra zurückkehrt, wird er dort aber nur Ablehnung als Verräter der Heimat erfahren.
In vielen Dokumentarfilmen haben wir die leidvollen Fluchtgeschichten von Menschen aus Afrika erfahren, die wegen Armut, Hunger und Arbeitslosigkeit, wegen Terror und Krieg ihre Heimat verlassen, um ein besseres Leben in Europa zu finden. Die Jury begrüßte es sehr, dass sich mit BORGA ein Spielfilm des so wichtigen Themas annahm. Dramaturgisch geschickt stellt der Film mit Kojo eine Figur in den Mittelpunkt der Geschichte und erzählt dessen bewegte Reise, die der Zuschauer mit Spannung mitgeht. Eine Reise mit vielen Enttäuschungen und bitteren Erfahrungen, die ihn aber auf den richtigen Weg führen wird. Und man freut sich mit ihm, dass er es schafft, letztlich an das Ziel seiner Träume zu gelangen. Diese Lebensreise beschränkt sich im Film auf seine Jugendzeit in Ghana und seine Zeit in Mannheim bis zur Rückkehr in seine Heimat. Die vier Jahre seiner Flucht-Odyssee von Ghana nach Deutschland blendet das Drehbuch vollkommen aus, was man aber auch aus unzähligen anderen Filmen zu Genüge kennt. Bemerkenswert ist der Blick des Films auf Afrika, mit schöner Kameragestaltung und perfekter Inszenierung: Ein liebevoller Blick auf ein schönes Land, das auch dem Leben in Armut noch Positives abzugewinnen vermag: Werte von Familie und Heimatgefühl. Eugene Boateng als Kojo und Christiane Paul als Lina, zu der Kojo eine gewisse Zeit eine schöne Beziehung erfahren darf, spielen ihre Rollen hervorragend. Insgesamt ein bewegender und gleichermaßen wahrhaftiger Film.



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