France (2021)
Französischer Spielfilm über eine Fernsehjournalistin, die ihres Ruhms überdrüssig wird.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
France (Léa Seydoux) moderiert eine aktuelle Sendung im französischen Fernsehen. Dort redet sie Klartext mit Politikern und Experten. Für die Sendung fährt sie auch oft mit ihrem Filmteam in Kriegsgebiete, um Reportagen zu drehen. France ist im ganzen Land berühmt und beliebt, die Menschen verlangen ihr auf der Straße Autogramme. Sie ist mit dem Schriftsteller Fred (Benjamin Biolay) verheiratet, aber die Ehe kriselt und mit dem kleinen Sohn Joseph (Gaëtan Amiel) kann sie auch nicht viel anfangen. Als sie im Pariser Stoßverkehr einen Mann auf seinem Motorroller anfährt und verletzt, rutscht sie in eine depressive Verstimmung. Sie neigt nun dazu, sogar vor der Kamera in Tränen auszubrechen.
France kehrt ihrem Beruf abrupt den Rücken. Sie fährt zur Therapie in eine psychosomatische Klinik in den verschneiten Alpen. Dort spricht sie der junge Lateinlehrer Charles (Emanuele Arioli) an, der keinen Fernseher hat und folglich auch nicht weiß, wer sie ist. France entspannt sich und lebt in der relativen Anonymität der ländlichen Umgebung auf. Sie versteht sich gut mit Charles und die beiden werden ein Liebespaar. Doch nach der Rückkehr erwartet France eine böse Überraschung.
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Filmkritik
Der französische Regisseur und Drehbuchautor Bruno Dumont macht gerne Filme, die aus dem Rahmen fallen. In "Die feine Gesellschaft" karikierte er mit überbordender Fantasie und Spielfreude die inzestuöse adelige Schicht vergangener Tage. In "Jeannette – Die Kindheit der Jeanne d’Arc" wurde gesungen und die Visionen der Titelheldin erschienen in Menschengestalt vor der Kamera. Dass Dumonts Perspektive auch in "France" künstlerisch überhöht ist und dem Geschehen eine eigenwillige Interpretation aufdrückt, überrascht nicht. Aber diesmal ist es weniger leicht, die Aussage des Films zu begreifen. Soll France, worauf ihr Name hindeuten könnte, eine Verkörperung des französischen Gesellschaft und ihrer Probleme sein? Soll über den Narzissmus, die Sucht nach Ruhm und Beliebtheit geätzt werden, die France mit den Menschen des Social-Media-Zeitalters teilt?
Geätzt wird auf jeden Fall mit Lust, etwa wenn sich France im Rauch der Feuergefechte – vermutlich irgendwo in Syrien, einmal auch in Nordafrika - in Szene setzt. Sie schäkert mit Interviewpartnern und scherzt auf zynische Weise, bevor der Fernsehdreh beginnt. Stets lässt sie sich selbst filmen und baut so kräftig mit an ihrem Image der unerschrockenen Heldin. Allein schon wie ihre Assistentin Lou (Blanche Gardin) ihr Honig ums Maul schmiert und sie immer als "genial" lobt, wirkt fürchterlich übertrieben. Vor der Kamera trägt die blonde France immer knallroten Lippenstift. Gerne wählt sie im Studio auch Blusen in schreienden Farben, die ihren Anspruch auf Eleganz noch plakativer hervorkehren. Wenn ihre Berühmtheit sie anödet, fragt sie sich nicht, inwiefern das an ihr selbst liegen könnte.
Der Spielfilm firmiert als Drama und Komödie, doch lustig geht es trotz aller satirischen Töne nicht zu. Léa Seydoux spielt die selbstverliebte, blasierte, depressive France mit einem Ausdruck von Leere und Schmerz, der nichts Vergnügliches ausstrahlt. Das Leiden der anderen, etwa der Menschen im Bürgerkriegsland am Mittelmeer, erreicht France nicht wirklich, auch wenn sie Tränen vergießt. Und auch als das Schicksal an ihre Tür klopft, bleibt sich France selbst treu. Die Menschen gieren nach Sensationen und Aufmerksamkeit, aber zu Beziehungen sind sie kaum mehr fähig. Dumont will der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten, aber was man darin sieht, bleibt auch rätselhaft und spröde, wie eine Anklage ohne konkretes Ziel.
Fazit: Der französische Regisseur und Drehbuchautor Bruno Dumont nimmt sich den modernen Fernsehjournalismus, der nach Nervenkitzel giert, in diesem satirisch gefärbten Drama vor. Die berühmte und gelangweilte Journalistin France verkörpert mit ihrer Sucht nach Kamerapräsenz und Beliebtheit auch die Neigung der jungen Generationen zur medialen Selbstdarstellung. Léa Seydoux verleiht der Titelfigur einen anklagenden Ausdruck blasierter Leere und Verstimmung, der mögliche Anflüge inhaltlicher Komik im Keim erstickt. Die künstlerisch überhöhte Perspektive Dumonts hüllt den Stoff in spröde Rätselhaftigkeit.
Geätzt wird auf jeden Fall mit Lust, etwa wenn sich France im Rauch der Feuergefechte – vermutlich irgendwo in Syrien, einmal auch in Nordafrika - in Szene setzt. Sie schäkert mit Interviewpartnern und scherzt auf zynische Weise, bevor der Fernsehdreh beginnt. Stets lässt sie sich selbst filmen und baut so kräftig mit an ihrem Image der unerschrockenen Heldin. Allein schon wie ihre Assistentin Lou (Blanche Gardin) ihr Honig ums Maul schmiert und sie immer als "genial" lobt, wirkt fürchterlich übertrieben. Vor der Kamera trägt die blonde France immer knallroten Lippenstift. Gerne wählt sie im Studio auch Blusen in schreienden Farben, die ihren Anspruch auf Eleganz noch plakativer hervorkehren. Wenn ihre Berühmtheit sie anödet, fragt sie sich nicht, inwiefern das an ihr selbst liegen könnte.
Der Spielfilm firmiert als Drama und Komödie, doch lustig geht es trotz aller satirischen Töne nicht zu. Léa Seydoux spielt die selbstverliebte, blasierte, depressive France mit einem Ausdruck von Leere und Schmerz, der nichts Vergnügliches ausstrahlt. Das Leiden der anderen, etwa der Menschen im Bürgerkriegsland am Mittelmeer, erreicht France nicht wirklich, auch wenn sie Tränen vergießt. Und auch als das Schicksal an ihre Tür klopft, bleibt sich France selbst treu. Die Menschen gieren nach Sensationen und Aufmerksamkeit, aber zu Beziehungen sind sie kaum mehr fähig. Dumont will der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten, aber was man darin sieht, bleibt auch rätselhaft und spröde, wie eine Anklage ohne konkretes Ziel.
Fazit: Der französische Regisseur und Drehbuchautor Bruno Dumont nimmt sich den modernen Fernsehjournalismus, der nach Nervenkitzel giert, in diesem satirisch gefärbten Drama vor. Die berühmte und gelangweilte Journalistin France verkörpert mit ihrer Sucht nach Kamerapräsenz und Beliebtheit auch die Neigung der jungen Generationen zur medialen Selbstdarstellung. Léa Seydoux verleiht der Titelfigur einen anklagenden Ausdruck blasierter Leere und Verstimmung, der mögliche Anflüge inhaltlicher Komik im Keim erstickt. Die künstlerisch überhöhte Perspektive Dumonts hüllt den Stoff in spröde Rätselhaftigkeit.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "France"
Land: Deutschland, FrankreichJahr: 2021
Genre: Drama, Komödie
Kinostart: 09.06.2022
Regie: Bruno Dumont
Darsteller: Léa Seydoux als France de Meurs, Juliane Köhler, Benjamin Biolay als Fred de Meurs, Blanche Gardin, Emanuele Arioli
Kamera: David Chambille
Verleih: MFA Film
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