Online für Anfänger (2020)
Effacer l'historique
Französische Komödie über drei Erwachsene, die Probleme mit den sozialen Medien haben.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Marie (Blanche Gardin) lebt seit zweieinhalb Monaten allein im Familienhaus in einer französischen Vorstadtsiedlung. Ihr Mann hat sie verlassen und ihr jugendlicher Sohn Sylvain (Lucas Mondher) ist mit ihm gegangen. Marie, die nie gearbeitet hat, versucht nun, Möbel im Internet zu verhökern. In einer Bar lernt sie betrunken einen jungen Mann (Vincent Lacoste) kennen, der sich nach der gemeinsamen Nacht als Erpresser entpuppt: Wenn sie nicht 10000 zahlt, will er das Sexvideo ins Internet stellen.
Maries Nachbar Bertrand (Denis Podalydès) gelingt es nicht, Kontakt mit dem Konzern Facebook aufzunehmen. Er will erreichen, dass ein Video, auf dem zu sehen ist, wie seine Tochter (Clementine Peyricot) in der Schule gemobbt wird, gelöscht wird. Bertrand, der heillos verschuldet ist, hat noch ein zweites Problem, das er gar nicht als solches wahrnimmt: Er flirtet gerne mit einer Callcenter-Anruferin, die ihm alle möglichen Dinge andreht.
Maries und Bertrands Nachbarin Christine (Corinne Masiero) war süchtig nach Fernsehserien und -shows und ist es vielleicht immer noch. So verlor sie ihren Job und schlägt sich nun als Taxifahrerin durch. Aus einem Grund, den sie nicht kennt, bekommt sie aber immer schlechte Bewertungen im Internet. Die drei Freunde tun sich zusammen, um mit Hilfe eines Hackers (Bouli Lanners) ihre Probleme an der Wurzel zu packen.
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Filmkritik
Die sozialkritischen Komödien von Benoît Delépine und Gustave Kervern ("Mammuth", "Der Tag wird kommen") sind oft bevölkert von schrägen Charakteren, die nicht gerade fest in einer gutbürgerlichen Existenz verankert sind. Ihr Scheitern oder ihre Verweigerung verweisen auf die Gesellschaft und ihr tägliches Potenzial an Ärgernissen und Ungerechtigkeiten. So wohnt auch in den drei Hauptfiguren dieser in einer Vorstadt mit lauter properen Einfamilienhäusern spielenden Geschichte ein rebellischer Geist. Er lässt sie straucheln, stolpern, sich oft verheddern, und das nicht nur wegen des Internets. Es dauert eine Weile, bis man sich in den zurückgelehnten Erzählstil, die voller merkwürdiger Ereignisse steckende Komödie einfindet, die auf der Berlinale 2020 den Silbernen Bären bekam.
Marie, Bertrand und Christine sind einsam, auch weil sie so viel auf ihre Smartphones und Bildschirme starren. An der Seite dieser drei Personen lässt sich schmunzelnd studieren, wie kompliziert der Alltag geworden ist. Bestellte Waren werden nicht geliefert, Schüler mobben sich mit Videos, die im Netz haften bleiben. Ständig müssen Preise verglichen werden und man kommt im Gespräch mit Callcentern nie an die günstigsten Angebote heran. Die drei Nachbarn, die sich aus der französischen Gelbwesten-Protestbewegung kennen, versuchen, auf den fahrenden Zug aufzuspringen, statt unter die Räder zu kommen. Wenn ein Schmarotzer, der sich alle möglichen sozialen Hilfen erschleicht, sie zu einem Hacker schickt, der Gott heißt und in einem Windrad sitzt, befürchtet man allerdings, er könnte sie veräppeln.
Marie, Christine und Bertrand sind auch einsam, weil Menschen im Handyzeitalter einander immer weniger vertrauen können. Marie lässt sich auch in San Francisco, wo sie in der Zentrale eines Onlinekonzerns ein kompromittierendes Sexvideo von sich löschen lassen will, wieder auf eine Barbekanntschaft ein. Wird auch er am nächsten Morgen ungefragt Videos von ihr ins Internet stellen? Hier nimmt die Handlung eine überraschende Wendung und haucht dem Film dann etwas von der Leichtigkeit ein, die den drei Hauptfiguren meistens schmerzlich fehlt. Vergnügliche Tupfer setzen auch die Gastauftritte von Benoît Poelvoorde, Bouli Lanners, Michel Houellebecq. Und am Ende wird es sogar ein wenig märchenhaft, wenn sich Bertrand zum Telefonieren eine Meeresmuschel ans Ohr hält.
Fazit: Die französische Komödie von Benoît Delépine und Gustave Kervern widmet sich mit satirischem Biss dem alltäglichen Frust mit sozialen Medien, Onlinehandel, Hotlines und Callcentern. Die drei in einer Vorstadtsiedlung lebenden Hauptcharaktere geraten unter der Last dieser modernen Erscheinungen ins Straucheln, bevor sie mit vereinten Kräften zum Befreiungsschlag ansetzen. Der rebellische Geist der einsamen und meistens auch ziemlich überfordert wirkenden Figuren verleiht der Geschichte einen Hauch von Anarchie. Das schräg anmutende Geschehen wird ohne Hast und mit viel Sinn für wie beiläufig eingestreute Pointen aufgerollt.
Marie, Bertrand und Christine sind einsam, auch weil sie so viel auf ihre Smartphones und Bildschirme starren. An der Seite dieser drei Personen lässt sich schmunzelnd studieren, wie kompliziert der Alltag geworden ist. Bestellte Waren werden nicht geliefert, Schüler mobben sich mit Videos, die im Netz haften bleiben. Ständig müssen Preise verglichen werden und man kommt im Gespräch mit Callcentern nie an die günstigsten Angebote heran. Die drei Nachbarn, die sich aus der französischen Gelbwesten-Protestbewegung kennen, versuchen, auf den fahrenden Zug aufzuspringen, statt unter die Räder zu kommen. Wenn ein Schmarotzer, der sich alle möglichen sozialen Hilfen erschleicht, sie zu einem Hacker schickt, der Gott heißt und in einem Windrad sitzt, befürchtet man allerdings, er könnte sie veräppeln.
Marie, Christine und Bertrand sind auch einsam, weil Menschen im Handyzeitalter einander immer weniger vertrauen können. Marie lässt sich auch in San Francisco, wo sie in der Zentrale eines Onlinekonzerns ein kompromittierendes Sexvideo von sich löschen lassen will, wieder auf eine Barbekanntschaft ein. Wird auch er am nächsten Morgen ungefragt Videos von ihr ins Internet stellen? Hier nimmt die Handlung eine überraschende Wendung und haucht dem Film dann etwas von der Leichtigkeit ein, die den drei Hauptfiguren meistens schmerzlich fehlt. Vergnügliche Tupfer setzen auch die Gastauftritte von Benoît Poelvoorde, Bouli Lanners, Michel Houellebecq. Und am Ende wird es sogar ein wenig märchenhaft, wenn sich Bertrand zum Telefonieren eine Meeresmuschel ans Ohr hält.
Fazit: Die französische Komödie von Benoît Delépine und Gustave Kervern widmet sich mit satirischem Biss dem alltäglichen Frust mit sozialen Medien, Onlinehandel, Hotlines und Callcentern. Die drei in einer Vorstadtsiedlung lebenden Hauptcharaktere geraten unter der Last dieser modernen Erscheinungen ins Straucheln, bevor sie mit vereinten Kräften zum Befreiungsschlag ansetzen. Der rebellische Geist der einsamen und meistens auch ziemlich überfordert wirkenden Figuren verleiht der Geschichte einen Hauch von Anarchie. Das schräg anmutende Geschehen wird ohne Hast und mit viel Sinn für wie beiläufig eingestreute Pointen aufgerollt.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Online für Anfänger"
Land: Frankreich, BelgienWeitere Titel: Delete History
Jahr: 2020
Genre: Drama, Komödie
Originaltitel: Effacer l'historique
Länge: 106 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 28.10.2021
Regie: Benoît Delépine, Gustave de Kervern
Darsteller: Blanche Gardin als Marie Dehoux, Denis Podalydès als Bertrand Pitorin, Corinne Masiero als Christine, Vincent Lacoste als Le sextapeur, Benoît Poelvoorde als Le livreur Alimazone
Kamera: Hugues Poulain
Verleih: X Verleih