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FBW-Bewertung: Liebesdings (2022)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Einmal mehr bewahrheitet es sich, dass das Wichtigste bei einem Film das Drehbuch ist. Wenn dann Buch und Regie auch noch in einer Hand sind, kann dies zum Glücksfall werden. Anika Decker schrieb ein phänomenales Drehbuch, das vor inhaltlichem Reichtum fast überbordet. Da wird uns zum einen die Geschichte des Filmstars und absoluten Publikumslieblings Marvin Bosch erzählt, der unter dem Starruhm leidet, weil er in der gnadenlosen Öffentlichkeit der Medien sein wahres inneres Leben verloren hat und dafür kämpft, dieses wieder zurück zu gewinnen. Seine nicht einfache Kindheit mit dem Tod der Mutter und eine kriminelle Aktion zusammen mit seiner Jugendgang lasten auf seiner Seele wie ein dunkler Schatten. Elyas M?Barek gelingt es bestens, die verschiedenen Facetten dieses Charakters glaubhaft umzusetzen. Die Flucht vor den Medien bringt Marvin per Zufall in das feministische Theater 3000, das uns in die zweite bedeutende erzählerische Ebene des Films einführt. Hier trifft er auf die Theaterleiterin Frieda, die sein Leben vollkommen auf den Kopf stellen und diesem die ersehnte Wendung geben wird. Lucie Heinze kann man in dieser Rolle als die ganz große Entdeckung feiern. Die turbulente Handlung erinnert stark an die berühmten Screwball- Comedies der 1930er und 1940er Jahre des amerikanischen Films. Im Gegensatz dazu erleben wir aber hier ? der Reichtum des Drehbuchs! ? die Brechungen durch eine Vielzahl an dramaturgischen Seitensträngen. So zum Beispiel die Szene des jungen Marvin am Bett der todkranken Mutter, die Auftritte von Frieda und ihren Kolleginnen auf der Theaterbühne, die sehr emotionalen Szenen zwischen Marvin und Frieda. Und eine ganz wichtige Position im Spielereigen nimmt schließlich die eiskalte Boulevardjournalistin Bamberger ein. Hier kann Alexandra Maria Lara ihr ganzes Können zur Geltung bringen. Sämtliche weitere Rollen sind hervorragend besetzt und die Protagonisten spielen unter der sicheren Führung von Anika Decker sehr überzeugend. Ein Lob verdient die Musik, was Komposition wie auch Auswahl der Originalstücke anbelangt. Eine sehr gute Kameraführung, das hervorragende Szenenbild, die schöne Ausstattung vor allem des Theaters, die reizvollen Kostüme und eine perfekte Montage sind weitere lobenswerte handwerkliche Leistungen.
Welche Botschaften vermittelt dieser Film dem Zuschauer? Für einen Superstar ist das Leben in einer Hülle, in einer Showblase, nicht unbedingt erstrebenswert und das private Leben zu schützen tut Not. Finde zu deinem wahren Leben, dem Sinn des Lebens. Und eine heftige Medienschelte liefert der Film dazu.



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