Ma Rainey's Black Bottom (2020)
Das 1927 in Chicago angesiedelte Drama handelt von einer Bluessängerin und ihrer Band im rassistischen Musikgeschäft.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Ma Rainey (Viola Davis) aus Georgia ist als "Mother of the Blues" längst auf dem Höhepunkt ihres Ruhms, als sie im Jahr 1927 in Chicago eine Platte aufnehmen will. Zu ihrer vierköpfigen Begleitband gehört auch der junge, aufstrebende Hornspieler Levee (Chadwick Boseman). Er vertritt eine neue Form des Blues, die mehr zum improvisierenden Jazz tendiert, und die Stücke schneller, nach dem Geschmack eines tanzfreudigen Publikums, spielt. Der Leiter der Begleitband, Cutler (Colman Domingo), weigert sich, Levees Stil zu übernehmen, während die Männer im Proberaum der Plattenfirma auf Ma Rainey warten. Levee glaubt jedoch den weißen Plattenproduzenten Sturdyvant (Jonny Coyne) hinter sich, für den er auch ein eigenes Stück komponiert.
Als Ma Rainey mit großer Verspätung eintrifft, in Begleitung ihrer jungen Geliebten Dussie Mae (Taylour Paige) und ihres Neffen Sylvester (Dusan Brown), weist sie unbeirrt alle in die Schranken. Ihr weißer Manager Irvin (Jeremy Shamos) wird angepflaumt, weil er keine kalten Erfrischungsgetränke besorgt hat. Ma Rainey bestimmt alleine, was gespielt wird und wie. Ihr stotternder Neffe soll eine Songeinleitung einsprechen, auch wenn noch so viele Versuche scheitern. Ma Rainey weiß, dass sie die weißen Männer zu Respekt zwingen kann, weil sie für sie eine Goldgrube ist. Levee hingegen steuert in seiner Unerfahrenheit auf einen Abgrund zu.
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Filmkritik
Ma Rainey ist eine frühe Legende der professionellen Bluesmusik, zu deren Band zeitweise auch Louis Armstrong gehörte. Das Drama, das ein Schlaglicht auf ihr Selbstverständnis wirft, beschränkt sich auf einen Nachmittag im Sommer 1927. Der Regisseur George C. Wolfe ("Das Lächeln der Sterne") hat es nach dem gleichnamigen Bühnenstück von August Wilson inszeniert. Die Handlung findet als eine Art Kammerspiel zu großen Teilen in den kargen, stickig wirkenden Probe- und Aufnahmeräumen einer Chicagoer Plattenfirma statt. In diese Stadt kamen, wie ein Filmtext besagt, zu Anfang des 20. Jahrhunderts über 100000 Afroamerikaner aus dem tiefen Süden. Die Erlebnisse Ma Raineys und ihrer Band werden also im Kontext einer Epoche betrachtet, in der viele Schwarze beseelt von der Hoffnung waren, zumindest in Teilen des Landes am amerikanischen Traum teilhaben zu können.
Doch auch im Norden stoßen die Afroamerikaner auf ungeahnte Barrieren. Selbst Ma Rainey trägt schwer daran, dass die Weißen – hier am Beispiel ihres Managers und des Plattenproduzenten – sie als Mensch kaum wahrnehmen und herumschubsen wollen. Der Film setzt der selbstbewussten Sängerin ein Denkmal, die mit ihrem Auftreten auch den Rassismus bekämpfte. Und er führt beispielhaft vor, wie die weißen Unternehmer vom Talent schwarzer Künstler profitierten. Das wird hier besonders im Fall Levees deutlich, dem jungen Widersacher Ma Raineys, der das Whitewashing in der Musikbranche erlebt.
Der 2020 verstorbene Chadwick Boseman bringt in seiner letzten, oscarnominierten Rolle die innere Zerrissenheit des scheinbar selbstsicheren Musikers zum Vorschein, der zwischen Lebenshunger und schwerer Traumatisierung pendelt. Ebenfalls für einen Oscar nominiert, spielt Viola Davis ihre Ma Rainey als eine Art Naturgewalt, sehr ernst, nicht um Sympathie buhlend und uneitel. So trägt sie dicken, wie achtlos hingeschmierten Lidschatten, der neben den prächtigen Kostümen Ma Raineys Eigenwilligkeit betonen soll. Der Film bekam einen Oscar für Bestes Make-up und Beste Frisuren, sowie einen zweiten für das Beste Kostümdesign. Nicht nur bei Ma Raineys Make-up wird deutlich, wie eigenwillig der Film seine Mittel wählt. Zum Beispiel will er auch die Doppelnatur des Blues als Musik des Leids und Trostes, der Klage und Heilung in den Gesprächen spiegeln, welche die Band mit und ohne Ma Rainey führt. Es wird gestritten, gescherzt – aber den langgedehnten Dialogszenen geht der Schwung aus. Wenige Male springt die Kamera unvermittelt nach draußen, wo der Verkehr braust. Dann kehrt sie zurück und die Enge des Studios wirkt noch drückender.
Fazit: Das von George C. Wolfe inszenierte Drama hebt allzu sehr hervor, dass es von einem Theaterstück abstammt. Während einer Plattenaufnahme im Chicago des Jahres 1927 kreisen die wortreich ausgetragenen Konflikte zwischen der berühmten Bluessängerin Ma Rainey, ihrer Band und zwei weißen Vertretern der Musikindustrie um künstlerische Selbstbehauptung in einer rassistischen Gesellschaft. Viola Davis und Chadwick Boseman beeindrucken in den Hauptrollen, aber der Inszenierung fehlt es an Schwung.
Doch auch im Norden stoßen die Afroamerikaner auf ungeahnte Barrieren. Selbst Ma Rainey trägt schwer daran, dass die Weißen – hier am Beispiel ihres Managers und des Plattenproduzenten – sie als Mensch kaum wahrnehmen und herumschubsen wollen. Der Film setzt der selbstbewussten Sängerin ein Denkmal, die mit ihrem Auftreten auch den Rassismus bekämpfte. Und er führt beispielhaft vor, wie die weißen Unternehmer vom Talent schwarzer Künstler profitierten. Das wird hier besonders im Fall Levees deutlich, dem jungen Widersacher Ma Raineys, der das Whitewashing in der Musikbranche erlebt.
Der 2020 verstorbene Chadwick Boseman bringt in seiner letzten, oscarnominierten Rolle die innere Zerrissenheit des scheinbar selbstsicheren Musikers zum Vorschein, der zwischen Lebenshunger und schwerer Traumatisierung pendelt. Ebenfalls für einen Oscar nominiert, spielt Viola Davis ihre Ma Rainey als eine Art Naturgewalt, sehr ernst, nicht um Sympathie buhlend und uneitel. So trägt sie dicken, wie achtlos hingeschmierten Lidschatten, der neben den prächtigen Kostümen Ma Raineys Eigenwilligkeit betonen soll. Der Film bekam einen Oscar für Bestes Make-up und Beste Frisuren, sowie einen zweiten für das Beste Kostümdesign. Nicht nur bei Ma Raineys Make-up wird deutlich, wie eigenwillig der Film seine Mittel wählt. Zum Beispiel will er auch die Doppelnatur des Blues als Musik des Leids und Trostes, der Klage und Heilung in den Gesprächen spiegeln, welche die Band mit und ohne Ma Rainey führt. Es wird gestritten, gescherzt – aber den langgedehnten Dialogszenen geht der Schwung aus. Wenige Male springt die Kamera unvermittelt nach draußen, wo der Verkehr braust. Dann kehrt sie zurück und die Enge des Studios wirkt noch drückender.
Fazit: Das von George C. Wolfe inszenierte Drama hebt allzu sehr hervor, dass es von einem Theaterstück abstammt. Während einer Plattenaufnahme im Chicago des Jahres 1927 kreisen die wortreich ausgetragenen Konflikte zwischen der berühmten Bluessängerin Ma Rainey, ihrer Band und zwei weißen Vertretern der Musikindustrie um künstlerische Selbstbehauptung in einer rassistischen Gesellschaft. Viola Davis und Chadwick Boseman beeindrucken in den Hauptrollen, aber der Inszenierung fehlt es an Schwung.
Bianka Piringer
Besetzung & Crew von "Ma Rainey's Black Bottom"
Land: USAJahr: 2020
Genre: Drama, Musik
Länge: 94 Minuten
Regie: George C. Wolfe
Darsteller: Viola Davis als Ma Rainey, Chadwick Boseman als Levee, Colman Domingo, Glynn Turman, Michael Potts
Kamera: Tobias A. Schliessler
Verleih: Netflix
Awards - Oscar 2021Weitere Infos
- Bestes Kostümdesign - Ann Roth
- Bestes Make-Up
Sergio Lopez-Rivera, Mia Neal, Jamika Wilson - Beste darstellerische Leistung (weibliche Hauptrolle) - Viola Davis
- Beste darstellerische Leistung (männliche Hauptrolle) - Chadwick Boseman
- Bestes Szenenbild - Diana Stoughton, Mark Ricker, Karen O'Hara