The Father (2021)
Das um einen verwirrten Vater und seine Tochter kreisende Drama ist mit Anthony Hopkins und Olivia Colman prominent besetzt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Anthony lebt als 83-jähriger Mann in einer behaglichen Londoner Wohnung und hört gerne Opernarien. Aber seine Tochter Anne (Olivia Colman) bringt Unruhe in seinen scheinbar so geordneten Alltag. Sie schleppt Pflegerinnen an, die der Alte vehement ablehnt. Dann verkündet sie, dass sie nach Paris ziehen wird, zu ihrem neuen Partner. Als Anthony eines Morgens ins Wohnzimmer tritt, sitzt dort ein Mann (Mark Gatiss), der erklärt, seit Jahren mit Anne verheiratet zu sein. Die Frau (Olivia Williams), die vom Einkaufen heimkommt und behauptet, Anne zu sein, ist eine andere.
Anthonys Misstrauen gegen die richtige Anne verfestigt sich. Anne wolle sich wohl seine Wohnung unter den Nagel reißen und seine Armbanduhr sei vor Dieben nicht sicher, meint er. Als Anne ihm die junge Pflegerin Laura (Imogen Poots) vorstellt, reagiert Anthony zunächst jedoch hocherfreut. Sie erinnere ihn so an seine jüngere Tochter Lucy, die sein Liebling gewesen sei. Mit Anne habe er sich hingegen nie gut verstanden, sagt er. Verstört hört er dann, wie Anne seiner Ärztin erklärt, sie habe nie vorgehabt, nach Paris zu ziehen. Und zuhause bei Anne, die ihn zu sich genommen hat, findet ihr Partner Paul (Rufus Sewell), es sei Zeit für ihren Vater, ins Heim zu ziehen.
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Filmkritik
Ein Drama über Altersdemenz ist meistens auch das Drama einer Beziehung. Plötzlich muss sich ein erwachsenes Kind um ein Elternteil kümmern, das sich gegen solche Einmischung nicht selten heftig wehrt. Wenn sich die Welten der Realität und der Erinnerungen wild zu vermischen beginnen, fühlt sich der alte Mensch womöglich gar als Opfer eines Komplotts. So wie der auf seinem gleichnamigen Theaterstück basierende Debütfilm von Regisseur Florian Zeller zeigt auch der ebenfalls demnächst startende "Falling" von Viggo Mortensen die kräftezehrende Auseinandersetzung einer erwachsenen Person mit einem dementen Vater. Trotz aller Unterschiede legen beide Filme Wert darauf, die Zuschauer*innen immer wieder die Perspektive der Vaterfigur einnehmen zu lassen. Anthony Hopkins erhielt 2021 den Oscar als bester Hauptdarsteller, außerdem wurde das adaptierte Drehbuch mit einem Oscar ausgezeichnet.
Was Anthony widerfährt, lässt den Film streckenweise in die Nähe eines Thrillers rücken. Der alte Mann macht zunächst nicht immer einen verwirrten Eindruck, und vielleicht ist ja etwas dran an seinem Verdacht, die Tochter wolle ihn abschieben, um seine Wohnung zu bekommen. Wie er fragen sich auch die Zuschauer*innen irgendwann, was das Theater mit Annes geplantem Umzug nach Paris soll, den sie dann wieder als reine Fantasie ihres Vaters hinstellt. Die nichtlineare Erzählung mit ihren Schleifen, in denen sich die Zeiten und Gedankenfetzen so bunt vermischen, dass nicht einmal die wechselnden Blusen Annes noch verlässliche Orientierung über die Reihenfolge der Ereignisse bieten, dokumentiert die geistige Zermürbung, deren Opfer Anthony wird. Es sorgt für Suspense, dass man Anne und ihren Partner Paul zeitweise mit etwas Argwohn betrachtet. Pauls Aggressivität hat zumindest einen realen Anteil.
Aber Zellers Geschichte interessiert die Hilflosigkeit des alten Mannes dann doch zunehmend als Ringen mit sich selbst. Anthony Hopkins spielt dieses hervorragend, mit den abrupten Stimmungsschwankungen und der Verunsicherung, die seinem Charakter zusetzt. Anfangs wirkt dieser Anthony noch sehr gefestigt, nach und nach aber dämmert ihm, wie sehr der Boden unter seinen Füßen schwankt. Es ist großartig, wie lebhaft Hopkins den alten Mann spielt, als den Helden eines wahrhaft umwälzenden Abenteuers. Olivia Colman gibt als Tochter, die um Selbstbeherrschung ringt und ihre Gefühle doch nicht verleugnen kann, ebenfalls eine starke Vorstellung.
Fazit: Das Regiedebüt von Florian Zeller, das auf seinem gleichnamigen Theaterstück basiert, zieht sein Publikum emotional tief in das Drama einer aufreibenden Vater-Tochter-Beziehung. Anthony Hopkins glänzt in der Rolle des über 80-jährigen Mannes, den die Realität zunehmend verwirrt. So versteht er nicht, warum ihm seine besorgte, von Olivia Colman zurückhaltend und doch feinfühlig gespielte Tochter unbedingt eine Pflegerin ins Haus holen will. Sein Misstrauen, sein Ringen um Orientierung werden in den Schleifen der Handlung nachvollziehbar und würzen das Drama mit zuweilen knisternder Spannung.
Was Anthony widerfährt, lässt den Film streckenweise in die Nähe eines Thrillers rücken. Der alte Mann macht zunächst nicht immer einen verwirrten Eindruck, und vielleicht ist ja etwas dran an seinem Verdacht, die Tochter wolle ihn abschieben, um seine Wohnung zu bekommen. Wie er fragen sich auch die Zuschauer*innen irgendwann, was das Theater mit Annes geplantem Umzug nach Paris soll, den sie dann wieder als reine Fantasie ihres Vaters hinstellt. Die nichtlineare Erzählung mit ihren Schleifen, in denen sich die Zeiten und Gedankenfetzen so bunt vermischen, dass nicht einmal die wechselnden Blusen Annes noch verlässliche Orientierung über die Reihenfolge der Ereignisse bieten, dokumentiert die geistige Zermürbung, deren Opfer Anthony wird. Es sorgt für Suspense, dass man Anne und ihren Partner Paul zeitweise mit etwas Argwohn betrachtet. Pauls Aggressivität hat zumindest einen realen Anteil.
Aber Zellers Geschichte interessiert die Hilflosigkeit des alten Mannes dann doch zunehmend als Ringen mit sich selbst. Anthony Hopkins spielt dieses hervorragend, mit den abrupten Stimmungsschwankungen und der Verunsicherung, die seinem Charakter zusetzt. Anfangs wirkt dieser Anthony noch sehr gefestigt, nach und nach aber dämmert ihm, wie sehr der Boden unter seinen Füßen schwankt. Es ist großartig, wie lebhaft Hopkins den alten Mann spielt, als den Helden eines wahrhaft umwälzenden Abenteuers. Olivia Colman gibt als Tochter, die um Selbstbeherrschung ringt und ihre Gefühle doch nicht verleugnen kann, ebenfalls eine starke Vorstellung.
Fazit: Das Regiedebüt von Florian Zeller, das auf seinem gleichnamigen Theaterstück basiert, zieht sein Publikum emotional tief in das Drama einer aufreibenden Vater-Tochter-Beziehung. Anthony Hopkins glänzt in der Rolle des über 80-jährigen Mannes, den die Realität zunehmend verwirrt. So versteht er nicht, warum ihm seine besorgte, von Olivia Colman zurückhaltend und doch feinfühlig gespielte Tochter unbedingt eine Pflegerin ins Haus holen will. Sein Misstrauen, sein Ringen um Orientierung werden in den Schleifen der Handlung nachvollziehbar und würzen das Drama mit zuweilen knisternder Spannung.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "The Father"
Land: GroßbritannienJahr: 2021
Genre: Drama
Länge: 97 Minuten
Kinostart: 26.08.2021
Streamingstart: 25.11.2021
Regie: Florian Zeller
Darsteller: Olivia Colman als Anne, Anthony Hopkins als Anthony, Mark Gatiss, Olivia Williams, Imogen Poots
Kamera: Ben Smithard
Verleih: Tobis Film
Awards - Oscar 2021Weitere Infos
- Beste darstellerische Leistung (männliche Hauptrolle) - Anthony Hopkins
- Bestes adaptiertes Drehbuch - Florian Zeller, Christopher Hampton
- Bester Film - Jean-Louis Livi, Philippe Carcassonne, David Parfitt
- Beste darstellerische Leistung (weibliche Nebenrolle) - Olivia Colman
- Bestes Szenenbild - Cathy Featherstone, Peter Francis
- Bester Schnitt - Yorgos Lamprinos
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"The Father" erfolgreichster Neustart
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