Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2021)
Rabiye Kurnaz gegen G. W. Bush
Der Spielfilm von Andreas Dresen erzählt vom wahren Fall Kurnaz aus der Sicht der Mutter, die um die Freilassung ihres Sohnes aus dem US-Gefangenenlager Guantanamo kämpfte.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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An einem Tag im Oktober 2001 stellt Rabiye Kurnaz (Meltem Kaptan) fest, dass ihr 19-jähriger Sohn Murat aus dem Reihenhaus der Familie in Bremen verschwunden ist. Er meldet sich aus Pakistan, wo er eine Koranschule besuchen will. Doch im Zuge des amerikanischen Kriegs gegen den Terror gerät Murat Kurnaz in die Hände des US-Militärs. Er kommt Anfang 2002 in das US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba. Rabiye hat weder Kontakt zu ihm, noch fühlt sich jemand für seinen Fall zuständig. Im Frühling 2002 gelingt es ihr jedoch, den Menschenrechtsanwalt Bernhard Docke (Alexander Scheer) mit dem Fall zu beauftragen. Er erklärt ihr, dass Guantanamo ein rechtsfreier Raum ist und dass sie sich in Washington einer Sammelklage vor dem Obersten Gerichtshof gegen die US-Regierung anschließen müssen.
Rabiye, die sich als gute Hausfrau um den Ehemann und zwei minderjährige Söhne zu kümmern hat, setzt die Prioritäten in ihrem Leben neu: Sie widmet sich ganz dem Kampf um die Freilassung Murats. Mit Docke fliegt sie nach Washington, spricht vor der Presse, weil der Druck der Öffentlichkeit nach Meinung des Anwalts eine wichtige Rolle spielen könnte. In Deutschland wollen die Behörden dem türkischen Staatsbürger Murat Kurnaz, der vom Bundesnachrichtendienst inzwischen als unverdächtig eingestuft wurde, das Aufenthaltsrecht entziehen. Rabiye Kurnaz und Bernhard Docke kämpfen weiter, bis Murat im August 2006 freikommt.
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Filmkritik
Der Regisseur Andreas Dresen ("Gundermann") und die Drehbuchautorin Laila Stieler sind bei der Verfilmung des skandalösen Falls des im US-Gefangenenlager Guantanamo gefolterten Murat Kurnaz aus Bremen einen ungewöhnlichen Weg gegangen. Um der im Grunde niederschmetternden Geschichte eine optimistischere, hellere Färbung zu geben, erzählen sie sie fiktionalisiert aus der Perspektive der Mutter Rabiye Kurnaz, die mit einem Bremer Anwalt in den Kampf um die Freilassung ihres Sohnes zieht. Auf der Berlinale 2022 wurde das Ergebnis gefeiert, mit je einem Silbernen Bären für das Drehbuch und für die Hauptdarstellerin Meltem Kaptan.
Als gute türkische Mutter lässt Rabiye ihren Sohn nicht im Stich. Dabei tut es ihr weh zu wissen, dass die beiden jüngeren Kinder daheim in Bremen immer wieder ohne ihr gutes Essen und ihre Fürsorge auskommen müssen. Ihre Naivität und Unwissenheit, gepaart mit dem Glauben, dass sich der Fall rasch lösen wird, umgeben sie wie ein Schutzschild. Nach und nach aber treffen sie doch die Pfeile schlimmer Nachrichten über Folter und politische Querschläge. Wie Dresen die jahrelange Odyssee der Mutter und des deutschen Anwalts erzählt, ähnelt sehr amerikanischen filmischen Vorbildern, die kämpferische Zuversicht verströmen. Der emotionale Gehalt dieser Beziehung verleiht dem Stoff eine attraktive Spannung und bewahrt ihn davor, zur komplizierten juristischen und politischen Abhandlung zu werden.
Die mit Auftritten im deutschen Fernsehen einem größeren Publikum bekannte Kabarettistin Meltem Kaptan spielt Rabiye Kurnaz herrlich zupackend und geerdet. In fast jedem ihrer Sätze entfaltet ihre Alltagsphilosophie, mit der sie den ernsten, besonnenen Anwalt aus der Reserve holt, erfrischende Komik. Dabei muss man allerdings auch in Kauf nehmen, dass diese Figurenzeichnung erfüllt ist von Klischees über unbedarfte, aber herzliche Frauen türkischer Herkunft und diese geradezu bedient. Der Anwalt fungiert als Gegenstück des intellektuellen deutschen Mannes. Aber Alexander Scheers hervorragender Darstellung ist es zu verdanken, dass er sensibel und glaubhaft wirkt in seiner Fähigkeit, sich von Rabiye rühren zu lassen. Trotz seines beachtlichen Unterhaltungswerts vergisst der Film nicht, Kritik am politischen Umgang mit Murat Kurnaz zu üben.
Fazit: Aus der Perspektive der Mutter eines Guantanamo-Häftlings aus Bremen erzählt, gewinnt diese fiktionalisierte Version des Falls Murat Kurnaz einen vom Glauben an den Sieg des Guten erfüllten Schwung. Für den Regisseur Andreas Dresen und die Drehbuchautorin Laila Stieler steht die komödiantisch ergiebige Beziehung der türkischstämmigen Mutter und ihres deutschen Anwalts im Mittelpunkt. In den Hauptrollen brillieren Meltem Kaptan und Alexander Scheer als Duo, das in einen Kampf wie David gegen Goliath zieht. Dass die Figur der Mutter das Klischee der unbedarften, herzlichen Frau mit Migrationshintergrund bedient, lässt sich leichter verschmerzen, weil es so viel Spaß macht, ihr bei ihrem Feldzug zuzuschauen.
Als gute türkische Mutter lässt Rabiye ihren Sohn nicht im Stich. Dabei tut es ihr weh zu wissen, dass die beiden jüngeren Kinder daheim in Bremen immer wieder ohne ihr gutes Essen und ihre Fürsorge auskommen müssen. Ihre Naivität und Unwissenheit, gepaart mit dem Glauben, dass sich der Fall rasch lösen wird, umgeben sie wie ein Schutzschild. Nach und nach aber treffen sie doch die Pfeile schlimmer Nachrichten über Folter und politische Querschläge. Wie Dresen die jahrelange Odyssee der Mutter und des deutschen Anwalts erzählt, ähnelt sehr amerikanischen filmischen Vorbildern, die kämpferische Zuversicht verströmen. Der emotionale Gehalt dieser Beziehung verleiht dem Stoff eine attraktive Spannung und bewahrt ihn davor, zur komplizierten juristischen und politischen Abhandlung zu werden.
Die mit Auftritten im deutschen Fernsehen einem größeren Publikum bekannte Kabarettistin Meltem Kaptan spielt Rabiye Kurnaz herrlich zupackend und geerdet. In fast jedem ihrer Sätze entfaltet ihre Alltagsphilosophie, mit der sie den ernsten, besonnenen Anwalt aus der Reserve holt, erfrischende Komik. Dabei muss man allerdings auch in Kauf nehmen, dass diese Figurenzeichnung erfüllt ist von Klischees über unbedarfte, aber herzliche Frauen türkischer Herkunft und diese geradezu bedient. Der Anwalt fungiert als Gegenstück des intellektuellen deutschen Mannes. Aber Alexander Scheers hervorragender Darstellung ist es zu verdanken, dass er sensibel und glaubhaft wirkt in seiner Fähigkeit, sich von Rabiye rühren zu lassen. Trotz seines beachtlichen Unterhaltungswerts vergisst der Film nicht, Kritik am politischen Umgang mit Murat Kurnaz zu üben.
Fazit: Aus der Perspektive der Mutter eines Guantanamo-Häftlings aus Bremen erzählt, gewinnt diese fiktionalisierte Version des Falls Murat Kurnaz einen vom Glauben an den Sieg des Guten erfüllten Schwung. Für den Regisseur Andreas Dresen und die Drehbuchautorin Laila Stieler steht die komödiantisch ergiebige Beziehung der türkischstämmigen Mutter und ihres deutschen Anwalts im Mittelpunkt. In den Hauptrollen brillieren Meltem Kaptan und Alexander Scheer als Duo, das in einen Kampf wie David gegen Goliath zieht. Dass die Figur der Mutter das Klischee der unbedarften, herzlichen Frau mit Migrationshintergrund bedient, lässt sich leichter verschmerzen, weil es so viel Spaß macht, ihr bei ihrem Feldzug zuzuschauen.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush"
Land: Deutschland, FrankreichJahr: 2021
Genre: Drama, Komödie
Originaltitel: Rabiye Kurnaz gegen G. W. Bush
Länge: 118 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 28.04.2022
Regie: Andreas Dresen
Darsteller: Meltem Kaptan als Rabiye Kurnaz, Alexander Scheer als Bernhard Docke, Charly Hübner, Jonathan Failla, Robert Eliot
Kamera: Andreas Höfer
Verleih: Pandora Film
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