Mit eigenen Augen (2021)
Der Dokumentarfilm begleitet die Entstehung einer Sendung des ARD-Politmagazins "Monitor".Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Das Politmagazin "Monitor" wurde 1965 gegründet. Alle drei Wochen strahlt die ARD eine neue Sendung aus, die jeweils zwei bis drei Millionen Zuschauer*innen erreicht. Für diesen Dokumentarfilm hat sich die Redaktion unter der Leitung von Georg Restle bei der Arbeit filmen lassen. Die Beobachtungen in den Bürozimmern verfolgen, wie eine Sendung in 19 Tagen auf die Beine gestellt wird. Die Redaktion bestimmt die Themen für die Beiträge, verteilt Recherche- und Drehaufträge, bespricht Zwischenergebnisse. Einer der Beiträge wird sich um sexuellen Missbrauch von Kindern durch einen Arzt in einer Klinik drehen. Die Fälle liegen lange zurück, aber das Politmagazin berichtet, weil die Staatsanwaltschaft es unterließ, ehemalige Patienten des Arztes oder ihre Angehörigen über die Erkenntnisse zu informieren.
Ein anderer Beitrag befasst sich mit der rechtsextremistischen Szene in Deutschland und ihrer Gewaltbereitschaft. Zum Drehzeitpunkt 2019 nämlich geschieht der Mord am Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke. Der später auch verurteilte Stephan Ernst gilt als Tatverdächtiger. Die Redaktion erhält ein Foto, auf dem er auf einem früheren Szenetreffen zu sehen sein soll. Die Redaktion lässt die Aufnahme von einem Gutachter prüfen. Kaum ist die Meldung veröffentlicht, wird ihr widersprochen: Der Mann auf dem Foto soll ein anderer sein. Hat "Monitor" vorschnell berichtet?
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Filmkritik
Der Dokumentarfilm von Miguel Müller-Frank beobachtet, wie die Redaktion des ARD-Politmagazins "Monitor" arbeitet. Während das Team um Redaktionsleiter Georg Restle eine Sendung vorbereitet, bekommt das Publikum Einblicke in den investigativen Journalismus. Der Zeit- und Konkurrenzdruck, Rückschläge bei der Recherche oder neue Erkenntnisse halten die Redaktion auf Trab. Die Beiträge müssen zum Teil bis kurz vor der Ausstrahlung verändert und angepasst werden.
In einer Zeit, in der viele den Nachrichten etablierter Zeitungen und des öffentlich-rechtlichen Rundfunks misstrauen oder gar Fake News in sozialen Medien aufsitzen, ist die Transparenz journalistischer Arbeit umso wichtiger. Wie schon in dem ähnlich gelagerten Dokumentarfilm "Hinter den Schlagzeilen" wird im Verlauf der Beobachtung deutlich, dass dem professionellen Journalismus eine Wächterfunktion in der Gesellschaft zukommt, für die es keinen Ersatz gibt.
Am Beispiel des Fotos aus der rechtsextremistischen Szene zeigen sich Probleme, die im Alltag der Redaktion wohl immer wieder aufkreuzen. Die Redaktion bestellt ein Gutachten zur Klärung, ob darauf der mutmaßliche Mörder Lübckes zu sehen ist, und meldet das Ergebnis rasch – die Konkurrenz unter den Medien ist groß. Dann aber wendet sich das Blatt, das Foto soll doch einen anderen zeigen, ein weiterer Gutachter widerspricht dem ersten. Was lernt man daraus? Auch Experten sind sich nicht immer einig. Dann stößt eine Recherche schon mal an ihre Grenzen oder versickert im Sande. Dabei sind aufdeckende Berichte wichtige Mittel gesellschaftlicher Kontrolle.
Eine Klinik oder eine Staatsanwaltschaft geht vielleicht künftig entschiedener einem Verdacht auf sexuellen Missbrauch nach, wenn institutionelles Versagen in einem solchen Fall hier publik gemacht wird.
Ob allerdings die reine Beobachtung der richtige Ansatz war, um den Alltag bei "Monitor" vorzustellen, erscheint fraglich. Die Gespräche in der Redaktion offenbaren flache Hierarchien, es wird viel diskutiert, nicht immer mit klarem Fokus. Oft sind die gefilmten Szenen sehr kurz und für sich allein unergiebig oder kreisen um Organisatorisches, das Außenstehende nicht so brennend interessiert. Gezielte Fragen, wie die Journalist*innen in strittigen Punkten abwägen, wie sie ihre Ergebnisse selbst bewerten, hätten vielleicht tiefere Einblicke ermöglicht.
Fazit: Der Dokumentarfilm von Miguel Müller-Frank beobachtet, wie eine Sendung des ARD-Politmagazins "Monitor" entsteht. Die Einblicke in die Teamarbeit der Redaktion zeigen, wie komplex oder auch unergiebig die Recherche im investigativen Journalismus verlaufen kann, während gleichzeitig Aktualitäts- und Konkurrenzdruck herrscht. Es lässt sich erkennen, dass Journalist*innen eine wichtige Wächterfunktion in der Gesellschaft ausüben, indem sie Missstände aufdecken. Leider trennt der Filmemacher die interessantesten, erhellenden Aspekte der Redaktionsarbeit nicht stärker vom Bürokram, wie es beispielsweise durch gezieltes Nachhaken möglich gewesen wäre.
In einer Zeit, in der viele den Nachrichten etablierter Zeitungen und des öffentlich-rechtlichen Rundfunks misstrauen oder gar Fake News in sozialen Medien aufsitzen, ist die Transparenz journalistischer Arbeit umso wichtiger. Wie schon in dem ähnlich gelagerten Dokumentarfilm "Hinter den Schlagzeilen" wird im Verlauf der Beobachtung deutlich, dass dem professionellen Journalismus eine Wächterfunktion in der Gesellschaft zukommt, für die es keinen Ersatz gibt.
Am Beispiel des Fotos aus der rechtsextremistischen Szene zeigen sich Probleme, die im Alltag der Redaktion wohl immer wieder aufkreuzen. Die Redaktion bestellt ein Gutachten zur Klärung, ob darauf der mutmaßliche Mörder Lübckes zu sehen ist, und meldet das Ergebnis rasch – die Konkurrenz unter den Medien ist groß. Dann aber wendet sich das Blatt, das Foto soll doch einen anderen zeigen, ein weiterer Gutachter widerspricht dem ersten. Was lernt man daraus? Auch Experten sind sich nicht immer einig. Dann stößt eine Recherche schon mal an ihre Grenzen oder versickert im Sande. Dabei sind aufdeckende Berichte wichtige Mittel gesellschaftlicher Kontrolle.
Eine Klinik oder eine Staatsanwaltschaft geht vielleicht künftig entschiedener einem Verdacht auf sexuellen Missbrauch nach, wenn institutionelles Versagen in einem solchen Fall hier publik gemacht wird.
Ob allerdings die reine Beobachtung der richtige Ansatz war, um den Alltag bei "Monitor" vorzustellen, erscheint fraglich. Die Gespräche in der Redaktion offenbaren flache Hierarchien, es wird viel diskutiert, nicht immer mit klarem Fokus. Oft sind die gefilmten Szenen sehr kurz und für sich allein unergiebig oder kreisen um Organisatorisches, das Außenstehende nicht so brennend interessiert. Gezielte Fragen, wie die Journalist*innen in strittigen Punkten abwägen, wie sie ihre Ergebnisse selbst bewerten, hätten vielleicht tiefere Einblicke ermöglicht.
Fazit: Der Dokumentarfilm von Miguel Müller-Frank beobachtet, wie eine Sendung des ARD-Politmagazins "Monitor" entsteht. Die Einblicke in die Teamarbeit der Redaktion zeigen, wie komplex oder auch unergiebig die Recherche im investigativen Journalismus verlaufen kann, während gleichzeitig Aktualitäts- und Konkurrenzdruck herrscht. Es lässt sich erkennen, dass Journalist*innen eine wichtige Wächterfunktion in der Gesellschaft ausüben, indem sie Missstände aufdecken. Leider trennt der Filmemacher die interessantesten, erhellenden Aspekte der Redaktionsarbeit nicht stärker vom Bürokram, wie es beispielsweise durch gezieltes Nachhaken möglich gewesen wäre.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Mit eigenen Augen"
Land: DeutschlandJahr: 2021
Genre: Dokumentation
Länge: 110 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 11.11.2021
Regie: Miguel Müller-Frank
Kamera: Laura Hansen
Verleih: Real Fiction
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