Zwischen Uns (2020)
So klappt's nicht mit dem Nachbarn: deutsches Drama über eine alleinerziehende Mutter und ihre bedingungslose Liebe zu ihrem autistischen Sohn.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 26 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Die alleinerziehende Eva (Liv Lisa Fries) kümmert sich liebevoll und aufopfernd um ihren Sohn Felix (Jona Eisenblätter). Der 13-Jährige ist autistisch und leidet unter Angstattacken und Wutausbrüchen, die wiederholt dazu geführt haben, dass Felix die Schule wechseln musste. Auch in seiner neuen Schule unter der Klassenlehrerin Frau Jansen (Agnes Kiyomi Decker) gibt es Probleme.
Die Sozialarbeiterin Elena (Lena Urzendowsky) soll Felix auf dem Schulweg und im Unterricht begleiten und ihm die Integration ins neue Umfeld erleichtern. Viel lieber als in die Schule zu gehen, hängt Felix aber mit seinem Nachbarn, dem Koch Pelle (Thure Lindhardt), ab. Pelle hat ein Auge auf Eva geworfen und scheint sich zu einer Vaterfigur für Felix zu entwickeln. Dann hat Felix einen weiteren Wutausbruch mit dramatischen Folgen.
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Filmkritik
Max Fey arbeitet hauptsächlich als Editor. Auch seinen ersten abendfüllenden Spielfilm, bei dem er allein Regie geführt hat, hat er geschnitten – und gemeinsam mit Michael Gutmann das Drehbuch verfasst. Feys und Gutmanns Geschichte handelt von einer Mutter und ihrem Sohn, der wegen seiner Wutausbrüche auf keiner Schule lange bleibt. Ein Vergleich mit Nora Fingscheidts "Systemsprenger" (2019) drängt sich geradezu auf.
Auch wenn solche Vergleiche mitunter hinken oder Filmen gegenüber ungerecht wirken mögen, zur Filmbranche gehört es nun mal dazu, sich mit den besten Vertretern eines Fachs zu messen. Und ein Vergleich zwischen Fingscheidts "Systemsprenger" und Feys "Zwischen uns" zeigt die Schwächen des Letztgenannten deutlich auf. Feys Film fehlt in erster Linie der Fokus.
Das fängt bei der Hauptfigur an und wird bei den Nebenfiguren nicht besser. Wer ist in diesem Film die Hauptfigur? Die Mutter? Ihr Sohn? Oder beide? Und weshalb werden Nebenfiguren wie die von Lena Urzendowsky gespielte Sozialarbeiterin erst prominent eingeführt, um danach keine (entscheidende) Rolle mehr zu spielen? Dramaturgisch ist Urzendowskys Rolle völlig verschenkt, wie Fey und Gutmann ihre Handlung allgemein nicht konsequent genug zuspitzen.
Zu vieles in diesem Film bleibt folgenlos. Die Existenznöte, die Felix' Verhalten zur Folge haben kann, werden stets mehr behauptet als dramaturgisch genutzt. Als Eva wegen ihres Sohns ihren Job verliert, hat sie im Handumdrehen einen neuen und noch dazu einen, der ihr Spaß macht. All die Strapazen, die diese alleinerziehende Mutter tagtäglich auf sich nimmt, werden durch Drehbuchentscheidungen wie diese entscheidend abgeschwächt. Allzu vieles ist beiläufig erzählt, wo narrative Aktion und Reaktion vonnöten gewesen wäre. Das mag realistisch sein, das einschneidende Ende wirkt dadurch aber aufgesetzt.
Weil auch der junge Jona Eisenblätter – ganz anders etwa als noch in "Max und die wilde 7" (2020) – nur mäßig überzeugt, bleibt "Zwischen uns" nicht nur ein gutes Stück hinter einem Film wie "Systemsprenger", sondern auch hinter den Erwartungen zurück. Auf dem Papier hat dieser Film mehr versprochen. Am Ende ist es eine solide inszenierte Arbeitsprobe, in der Liv Lisa Fries und Thure Lindhardt die einzig wahren Lichtblicke sind.
Fazit: Max Feys Langfilmdebüt ist ein solide inszeniertes und gespieltes Drama, das einen gesellschaftlichen Aspekt in den Blick nimmt, der in der Öffentlichkeit oft zu kurz kommt. Leider fehlt es dem Film an Fokus und Dramaturgie. Durch ihren Anspruch, möglichst realistisch zu sein, plätschert die Handlung irgendwann so sehr dahin, dass sie einen am Ende nicht mehr mitreißt.
Auch wenn solche Vergleiche mitunter hinken oder Filmen gegenüber ungerecht wirken mögen, zur Filmbranche gehört es nun mal dazu, sich mit den besten Vertretern eines Fachs zu messen. Und ein Vergleich zwischen Fingscheidts "Systemsprenger" und Feys "Zwischen uns" zeigt die Schwächen des Letztgenannten deutlich auf. Feys Film fehlt in erster Linie der Fokus.
Das fängt bei der Hauptfigur an und wird bei den Nebenfiguren nicht besser. Wer ist in diesem Film die Hauptfigur? Die Mutter? Ihr Sohn? Oder beide? Und weshalb werden Nebenfiguren wie die von Lena Urzendowsky gespielte Sozialarbeiterin erst prominent eingeführt, um danach keine (entscheidende) Rolle mehr zu spielen? Dramaturgisch ist Urzendowskys Rolle völlig verschenkt, wie Fey und Gutmann ihre Handlung allgemein nicht konsequent genug zuspitzen.
Zu vieles in diesem Film bleibt folgenlos. Die Existenznöte, die Felix' Verhalten zur Folge haben kann, werden stets mehr behauptet als dramaturgisch genutzt. Als Eva wegen ihres Sohns ihren Job verliert, hat sie im Handumdrehen einen neuen und noch dazu einen, der ihr Spaß macht. All die Strapazen, die diese alleinerziehende Mutter tagtäglich auf sich nimmt, werden durch Drehbuchentscheidungen wie diese entscheidend abgeschwächt. Allzu vieles ist beiläufig erzählt, wo narrative Aktion und Reaktion vonnöten gewesen wäre. Das mag realistisch sein, das einschneidende Ende wirkt dadurch aber aufgesetzt.
Weil auch der junge Jona Eisenblätter – ganz anders etwa als noch in "Max und die wilde 7" (2020) – nur mäßig überzeugt, bleibt "Zwischen uns" nicht nur ein gutes Stück hinter einem Film wie "Systemsprenger", sondern auch hinter den Erwartungen zurück. Auf dem Papier hat dieser Film mehr versprochen. Am Ende ist es eine solide inszenierte Arbeitsprobe, in der Liv Lisa Fries und Thure Lindhardt die einzig wahren Lichtblicke sind.
Fazit: Max Feys Langfilmdebüt ist ein solide inszeniertes und gespieltes Drama, das einen gesellschaftlichen Aspekt in den Blick nimmt, der in der Öffentlichkeit oft zu kurz kommt. Leider fehlt es dem Film an Fokus und Dramaturgie. Durch ihren Anspruch, möglichst realistisch zu sein, plätschert die Handlung irgendwann so sehr dahin, dass sie einen am Ende nicht mehr mitreißt.
Falk Straub
FBW-Bewertung zu "Zwischen Uns"Jurybegründung anzeigen
Die Herausforderungen darzustellen, vor denen Menschen und die Gesellschaft stehen, wenn sie sich mit Kindern auseinandersetzen, die gesellschaftlichen Normen zuwider handeln, ist auch nach SYSTEMSPRENGER nicht weniger relevant geworden. Der Fokus [...mehr]TrailerAlle "Zwischen Uns"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Zwischen Uns"
Land: DeutschlandJahr: 2020
Genre: Drama
Länge: 86 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 16.06.2022
Regie: Max Fey
Darsteller: Jona Eisenblätter als Felix, Liv Lisa Fries als Eva, Thure Lindhardt, Lena Urzendowsky, Corinna Harfouch
Verleih: Wild Bunch
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