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FBW-Bewertung: Der Nachname (2022)

Prädikat wertvoll

Jurybegründung: Sönke Wortmanns Komödie DER VORNAME war im Jahr 2018 einer der erfolgreichsten Filme an den deutschen Kinokassen, und da schien eine Fortsetzung folgerichtig. DER NACHNAME spielt zwei Jahre nach den Ereignissen des ersten Films und wieder trifft sich die große Familie von Dorothea Böttcher. Diesmal an einem Wochenende auf der Finca der Familie auf Lanzarote, und dadurch wird der Film zu einer Sommerkomödie mit schönen sonnenbeschienenen Landschaften und langen Tagen süßen Nichtstuns. In den Zeiten von Corona gibt solch ein luxuriöses Urlaubsflair dem Film einen angenehmen, zusätzlichen Reiz. Dorothea hat ihren Kindern und ihren Partner*innen etwas mitzuteilen, und diese sind von der Neuigkeit, dass die Mutter ihren Nachnamen geändert hat, so entsetzt, dass es zu einem großen Streit kommt. Wie in DER VORNAME werden wieder peinliche Familiengeheimnisse enthüllt und die Pointendichte bei den Streitgesprächen ist so hoch wie nur selten in einer deutschen Komödie. Der Film basiert zwar nicht mehr wie sein Vorgänger auf der französischen Verfilmung eines sehr erfolgreichen Theaterstücks, aber der Drehbuchschreiber Claudius Pläging hatte auch schon das Original adaptiert und so trifft er erneut den spitzen, oft boshaften Witz des ersten Teils. Und auch sonst hat Wortmann das Gewinnerteam nicht gewechselt. Iris Berben spielt wieder die Matriarchin der Familie, Justus von Dohnányi ihren neuen Gatten, Florian David Fitz ihren Sohn, Janina Uhse dessen Ehefrau, Caroline Peters ihre Tochter und Christoph Maria Herbst bekommt als ihr Gatte und besserwisserischer Akademiker wieder die spitzesten Sprüche in den Mund gelegt. Einmal wird ein wenig gekifft und daraus entsteht dann ein überraschendes und sehr komisches Male-Bonding. Ansonsten arbeitet Wortmann nur wenig mit Situationskomik, sondern setzt auf die Kraft der spritzigen Dialoge, die von einem fantastischen Ensemble getragen werden. Durch genau dieses Konstrukt spürt die Jury noch am meisten die Bühnenvorlage des ersten Teils. Hier wird, so die Jury, die Chance, die sich durch die wirklich wunderschön fotografierten Drehorte ergeben hätte, für die Handlung nicht komplett genutzt. Die Dramaturgie der Erzählung funktioniert und überzeugt, wobei für die Jury manche Konflikte, Lügen und Geheimnisse doch ein wenig zu sehr konstruiert wirken. Die Wortgefechte vor sonniger Kulisse amüsieren und unterhalten ? doch was für die Jury leider ein wenig ausbleibt, ist das wirkliche Interesse an den Figuren.(....) In Abwägung aller Argumente und in Anerkennung der Qualitäten des Films als unterhaltsame Komödie, die im besten Sinne im Stil eines Boulevardtheaters erzählt ist, zeichnet die Jury den Film gerne mit dem Prädikat ?wertvoll? aus.



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