Martin Eden (2020)
Romanverfilmung nach Jack London: In dem Drama "Martin Eden" versucht ein Mann seine einfache Herkunft hinter sich zu lassen und als Schriftsteller gesellschaftlich aufzusteigen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Martin Eden (Luca Marinelli) ist ein einfacher junger Mann vom Dorf, der als Matrose sein Geld verdient. Martin träumt vom sozialen und gesellschaftlichen Aufstieg und eines Tages scheint es das Glück tatsächlich gut mit ihm zu meinen. Nachdem er den einer industriellen Mittelklasse-Familie entstammenden Arturo (Giustiniano Alpi) vor einer Schlägerei gerettet hat, bekommt Martin einen Fuß in die "Tür der Reichen". Denn zum Dank lädt der Gerettete Martin zu sich und seiner Familie ein. Dort trifft Martin auf Arturos charismatische Schwester Elena (Jessica Cressy) und verliebt sich sofort in die kultivierte Frau. Doch eine Aussicht auf Heirat besteht erst, wenn Martin gesellschaftlich aufgestiegen und angesehen ist. Dies versucht er als Schriftsteller zu erreichen. Zwar nimmt Martins Karriere als Schriftsteller nach ersten Anlaufproblemen Schwung auf, doch der zunehmende Individualismus des 20. Jahrhunderts sorgt für unerwartete Probleme.
Bildergalerie zum Film "Martin Eden"
Hier streamen
Filmkritik
1909 war es, als der US-Schriftsteller und Journalist Jack London seinen halb-autobiographischen Roman "Martin Eden" erstmals veröffentlichte – das Werk gilt bis heute als eines seiner Wichtigsten. Der Stoff wurde bereits mehrfach für Film und TV adaptiert, darunter in den 40er-Jahren mit Glenn Ford in der Hauptrolle und im Jahre 1979 als mehrteiliger TV-Film. "Martin Eden" von Regisseur Pietro Marcello ist die bislang aufwendigste und teuerste Verfilmung. Er debütierte im Herbst 2019 beim Filmfest Venedig.
Eine Vielzahl an ebenso komplexen wie universellen Themen behandelt Marcello in seinem Gesellschaftsfilm über einen Mann, der sich gewissermaßen den Respekt und das Ansehen der oberen Gesellschaftsschicht erschreibt – mit seinen ehrlichen Geschichten und politischen Romanen. An dieser Stelle spielt Marcello auf die Ambivalenz des Menschen und die Scheinheiligkeit der Gesellschaft an. Denn dadurch, dass Martin in seinen Geschichten über einfache Arbeiter, arbeitslose Massen und Arme schreibt, verleugnet er sich und seine eigene Biografie. Schließlich entstammt er selbst dieser unteren sozialen Schicht. Und mit Werken und Büchern über sie erlangt er nun den so lang ersehnten Erfolg.
Und die Scheinheiligkeit der Gesellschaft wird durch das Verhalten der Herausgeber, Verlage und Entscheider gewahr. Denn alle Größen der Branche reißen sich nun um Edens literarische Erzeugnisse. All jene also, die ihn kurz davor noch belächelt und nicht ernst genommen haben ("Weißt du überhaupt, wie man ein Buch öffnet?"). Weil Eden damals noch unbekannt und mittellos war. Weitere Inhalte und Aspekte, die gegensätzlicher nicht sein könnten, von Marcello aber vermutlich genau deshalb immer wieder aufgegriffen werden und zwangsläufig zum Scheitern des Protagonisten führen müssen: der Kampf zwischen Kollektivismus und Individualismus, zwischen Kunst und eigenen politischen Überzeugungen, zwischen dem einfach Dorf- und dem bürgerlichen Stadtleben. An der Tatsache, dass die persönliche Herkunft als gesellschaftlicher Wert über allen anderen steht und über die Akzeptanz des Establishments entscheidet – an dieser Erkenntnis zerbricht Martin Eden.
Luca Marinelli spielt diese tragische Figur mit einnehmender physischer Präsenz und wahrhaftiger Vermittlung innerer Befindlichkeiten. Zur trostlosen, schwermütigen Grundstimmung passen die grobkörnigen 16mm-Aufnahmen, die "Martin Eden" wie einen Film aus den 70er-Jahren wirken lassen und ihm einen antiquierten Look und visuell eine "gestrige Aura" verleihen. Ebenso wie die Gedanken und Ideale des Sozialismus längst gescheitert und untergangenen sind.
Fazit: Herausforderndes, anspruchsvolles Gesellschaftsdrama über die Ethik der Menschen, die Bewertung von Herkunft und sozialem Stand sowie die Frage, wie weit man zu gehen bereit ist, um die eigenen Ziele zu erreichen.
Eine Vielzahl an ebenso komplexen wie universellen Themen behandelt Marcello in seinem Gesellschaftsfilm über einen Mann, der sich gewissermaßen den Respekt und das Ansehen der oberen Gesellschaftsschicht erschreibt – mit seinen ehrlichen Geschichten und politischen Romanen. An dieser Stelle spielt Marcello auf die Ambivalenz des Menschen und die Scheinheiligkeit der Gesellschaft an. Denn dadurch, dass Martin in seinen Geschichten über einfache Arbeiter, arbeitslose Massen und Arme schreibt, verleugnet er sich und seine eigene Biografie. Schließlich entstammt er selbst dieser unteren sozialen Schicht. Und mit Werken und Büchern über sie erlangt er nun den so lang ersehnten Erfolg.
Und die Scheinheiligkeit der Gesellschaft wird durch das Verhalten der Herausgeber, Verlage und Entscheider gewahr. Denn alle Größen der Branche reißen sich nun um Edens literarische Erzeugnisse. All jene also, die ihn kurz davor noch belächelt und nicht ernst genommen haben ("Weißt du überhaupt, wie man ein Buch öffnet?"). Weil Eden damals noch unbekannt und mittellos war. Weitere Inhalte und Aspekte, die gegensätzlicher nicht sein könnten, von Marcello aber vermutlich genau deshalb immer wieder aufgegriffen werden und zwangsläufig zum Scheitern des Protagonisten führen müssen: der Kampf zwischen Kollektivismus und Individualismus, zwischen Kunst und eigenen politischen Überzeugungen, zwischen dem einfach Dorf- und dem bürgerlichen Stadtleben. An der Tatsache, dass die persönliche Herkunft als gesellschaftlicher Wert über allen anderen steht und über die Akzeptanz des Establishments entscheidet – an dieser Erkenntnis zerbricht Martin Eden.
Luca Marinelli spielt diese tragische Figur mit einnehmender physischer Präsenz und wahrhaftiger Vermittlung innerer Befindlichkeiten. Zur trostlosen, schwermütigen Grundstimmung passen die grobkörnigen 16mm-Aufnahmen, die "Martin Eden" wie einen Film aus den 70er-Jahren wirken lassen und ihm einen antiquierten Look und visuell eine "gestrige Aura" verleihen. Ebenso wie die Gedanken und Ideale des Sozialismus längst gescheitert und untergangenen sind.
Fazit: Herausforderndes, anspruchsvolles Gesellschaftsdrama über die Ethik der Menschen, die Bewertung von Herkunft und sozialem Stand sowie die Frage, wie weit man zu gehen bereit ist, um die eigenen Ziele zu erreichen.
Björn Schneider
TrailerAlle "Martin Eden"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Martin Eden"
Land: Deutschland, Frankreich, ItalienJahr: 2020
Genre: Drama
Länge: 129 Minuten
Kinostart: 26.08.2021
Regie: Pietro Marcello
Darsteller: Luca Marinelli als Martin Eden, Jessica Cressy als Elena Orsini, Vincenzo Nemolato als Nino, Marco Leonardi als Bernardo Fiore, Denise Sardisco als Margherita
Kamera: Alessandro Abate, Francesco Di Giacomo
Verleih: Piffl Medien
Verknüpfungen zu "Martin Eden"Alle anzeigen
Trailer
Trailer