Trouble every day (2001)
Zum Fressen gern: Claire Denis' Genremix aus Liebesdrama und Horrorfilm kommt zwei Jahrzehnte nach seiner Weltpremiere erstmals in die deutschen Kinos.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Der Wissenschaftler Shane Brown (Vincent Gallo) und seine frisch angetraute Ehefrau June (Tricia Vessey) reisen für ihre Hochzeitsreise nach Paris. Doch der Aufenthalt verläuft anders als von June erhofft. Trotz romantischer Streifzüge durch die Stadt der Liebe will sich dieses Gefühl einfach nicht einstellen. Shane hat nur Augen für andere Frauen wie die junge Christelle (Florence Loiret Caille), ein Zimmermädchen in ihrem Hotel, und ist mit den Gedanken stets bei seinem ehemaligen Kollegen, dem Mediziner Léo (Alex Descas), und dessen Frau Coré (Béatrice Dalle). Verzweifelt versucht Shane, mit Léo und Coré in Kontakt zu treten. Das Paar hat derweil seine eigenen Probleme. Coré ist krank und hat ihre Triebe nicht mehr unter Kontrolle, weshalb Léo sie zu Hause einsperrt.
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Filmkritik
Claire Denis ist eine feste Größe des französischen Kinos; ihre Filme sind ebenso provokant wie prämiert. Seit ihrem Langfilmdebüt als Regisseurin mit dem autobiografisch gefärbten Drama "Chocolat – Verbotene Sehnsucht" (1988) hat sie fast jedes Genre bedient und Genregrenzen verschoben. Das Publikum kann sich nie sicher sein, was Denis ihm als Nächstes präsentiert. Ja, nicht einmal bei ihrem Geburtsjahr ist die Quellenlage gesichert.
Die Filmemacherin ist entweder am 21. April 1946 oder am 21. April 1948 in Paris geboren und wuchs als Tochter eines Kolonialbeamten zum Teil in Afrika auf. Bevor sie selbst auf dem Regiestuhl Platz nahm, assistierte sie namhaften Kollegen wie Jacques Rivette, Costa-Gavras, Jim Jarmusch oder Wim Wenders. Ihre Filme handeln häufig vom Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen oder sozialer Milieus, sind komplex erzählt und besitzen einen eigenwilligen Rhythmus. Zuletzt schickte sie Juliette Binoche in "Meine schöne innere Sonne" (2017) als Malerin auf einen Liebesreigen durch Paris und Robert Pattinson in "High Life" (2018) als alleinerziehenden Vater ins All. Ihr neuester Film "Avec amour et acharnement" (2022) lief soeben bei der Berlinale. Und ein mehr als 20 Jahre alter kommt jetzt erstmals in die deutschen Kinos.
"Trouble Every Day" feierte seine Weltpremiere an der Croisette im Mai 2001. Seinerzeit wurde er im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes außer Konkurrenz gezeigt. In die deutschen Kinos schaffte er es nie – vielleicht auch deshalb, weil die internationalen Kritiken gemischt und eher negativ ausfielen. Vielleicht aber auch, weil Denis sich wenig um Erzählkonventionen und um das Wohlbefinden ihres Publikums schert. "Trouble Every Day" ist verschlungen erzählt und sehr gemächlich inszeniert, was den Zusehenden eine Menge Geduld und Konzentration abverlangt. Und die wenigen Momente, in denen sich die angestaute Energie schließlich blutig entlädt, sind selbst für eingefleischte Horrorfans nur schwer erträglich. Nicht aufgrund ihrer expliziten Gewalt, sondern wegen der Art und Weise, wie Denis diese in Szene setzt.
Mit Rapid Eye Movies hat sich nun ein Verleiher gefunden, der diesen Film endlich auch in Deutschland einem breiteren Publikum zugänglich macht. Denis' Genremix, der zwei Ehedramen mit Elementen aus dem Vampir- und dem Kannibalenfilm unterfüttert und in dem es um sexuelle Begierde, (Geistes-)Krankheit, Medizin und die Pharma-Industrie geht, bewahrt sich über sein Ende hinaus ausreichend Rätselhaftigkeit, um mehr als einmal gesehen werden zu müssen, um ihn komplett zu verstehen. Vor allem in Anbetracht des zeitgenössischen Horrorfilms ist "Trouble Every Day" eine echte Entdeckung. Aus heutiger Perspektive wirkt er wie ein direkter Vorläufer zu Filmen wie Julia Ducournaus "Raw" (2016).
Fazit: Rätselhaft und unbehaglich geht es in Claire Denis' Film zu, der nach mehr als 20 Jahren erstmals in die deutschen Kinos kommt. "Trouble Every Day" ist ein komplex erzählter und bisweilen verstörender Genremix, der das Wiedersehen lohnt beziehungsweise überhaupt erst entdeckt werden will. Ein unbequemer Film, der als Vorläufer vieler zeitgenössischer Horrorfilme gelten kann.
Die Filmemacherin ist entweder am 21. April 1946 oder am 21. April 1948 in Paris geboren und wuchs als Tochter eines Kolonialbeamten zum Teil in Afrika auf. Bevor sie selbst auf dem Regiestuhl Platz nahm, assistierte sie namhaften Kollegen wie Jacques Rivette, Costa-Gavras, Jim Jarmusch oder Wim Wenders. Ihre Filme handeln häufig vom Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen oder sozialer Milieus, sind komplex erzählt und besitzen einen eigenwilligen Rhythmus. Zuletzt schickte sie Juliette Binoche in "Meine schöne innere Sonne" (2017) als Malerin auf einen Liebesreigen durch Paris und Robert Pattinson in "High Life" (2018) als alleinerziehenden Vater ins All. Ihr neuester Film "Avec amour et acharnement" (2022) lief soeben bei der Berlinale. Und ein mehr als 20 Jahre alter kommt jetzt erstmals in die deutschen Kinos.
"Trouble Every Day" feierte seine Weltpremiere an der Croisette im Mai 2001. Seinerzeit wurde er im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes außer Konkurrenz gezeigt. In die deutschen Kinos schaffte er es nie – vielleicht auch deshalb, weil die internationalen Kritiken gemischt und eher negativ ausfielen. Vielleicht aber auch, weil Denis sich wenig um Erzählkonventionen und um das Wohlbefinden ihres Publikums schert. "Trouble Every Day" ist verschlungen erzählt und sehr gemächlich inszeniert, was den Zusehenden eine Menge Geduld und Konzentration abverlangt. Und die wenigen Momente, in denen sich die angestaute Energie schließlich blutig entlädt, sind selbst für eingefleischte Horrorfans nur schwer erträglich. Nicht aufgrund ihrer expliziten Gewalt, sondern wegen der Art und Weise, wie Denis diese in Szene setzt.
Mit Rapid Eye Movies hat sich nun ein Verleiher gefunden, der diesen Film endlich auch in Deutschland einem breiteren Publikum zugänglich macht. Denis' Genremix, der zwei Ehedramen mit Elementen aus dem Vampir- und dem Kannibalenfilm unterfüttert und in dem es um sexuelle Begierde, (Geistes-)Krankheit, Medizin und die Pharma-Industrie geht, bewahrt sich über sein Ende hinaus ausreichend Rätselhaftigkeit, um mehr als einmal gesehen werden zu müssen, um ihn komplett zu verstehen. Vor allem in Anbetracht des zeitgenössischen Horrorfilms ist "Trouble Every Day" eine echte Entdeckung. Aus heutiger Perspektive wirkt er wie ein direkter Vorläufer zu Filmen wie Julia Ducournaus "Raw" (2016).
Fazit: Rätselhaft und unbehaglich geht es in Claire Denis' Film zu, der nach mehr als 20 Jahren erstmals in die deutschen Kinos kommt. "Trouble Every Day" ist ein komplex erzählter und bisweilen verstörender Genremix, der das Wiedersehen lohnt beziehungsweise überhaupt erst entdeckt werden will. Ein unbequemer Film, der als Vorläufer vieler zeitgenössischer Horrorfilme gelten kann.
Falk Straub
Besetzung & Crew von "Trouble every day"
Land: FrankreichJahr: 2001
Genre: Drama, Horror
Länge: 101 Minuten
Kinostart: 03.03.2022
Regie: Claire Denis
Darsteller: Vincent Gallo, Tricia Vessey, Beatrice Dalle, Alex Descas, Florence Loiret Caille
Kamera: Agnès Godard
Verleih: Rapid Eye Movies