Tonsüchtig (2020)
Dokumentarfilm über die Wiener Symphoniker.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Das weltberühmte Orchester der Wiener Symphoniker wurde im Jahr 1900 gegründet. Damals trug es noch den Namen "Wiener Concertverein". Chefdirigenten wie Wilhelm Furtwängler, Herbert von Karajan, Wolfgang Sawallisch arbeiteten mit ihm, ebenso Gastdirigenten wie Leonard Bernstein oder Claudio Abbado. Das Orchester umfasst 128 Mitglieder und pflegt den sogenannten Wiener Klang, der in aller Welt bekannt ist. Außer mit Symphoniekonzerten ist es auch mit Kammerkonzerten im Musikleben Wiens prominent vertreten. Es fungiert auch seit vielen Jahrzehnten als das Orchestra in Residence der Bregenzer Festspiele.
Der Dokumentarfilm bietet Einblicke in Orchesterproben und das Vorspielen für die neu zu besetzende Stelle des Ersten Konzertmeisters. Verschiedene Musiker und Dirigenten nehmen Stellung zu den wichtigen Themen des Orchesterlebens, das hohen Arbeitseinsatz und künstlerische Leidenschaft voraussetzt.
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Filmkritik
Kein Musikorchester ist wie das andere. Ein Ensemble ist mehr als die Summe seiner Mitglieder, seine Eigenschaften bilden sich im Zusammenspiel heraus. Und dieses beschränkt sich nicht nur darauf, die Partitur der Musikstücke zu bewältigen, sondern meint auch, ein gemeinsames Musikverständnis, ja sogar eine förderliche zwischenmenschliche Atmosphäre aufzubauen. Ein gutes Orchester, heißt es einmal in diesem Dokumentarfilm von Iva Švarcová und Malte Ludin, kann auch funktionieren, wenn der Dirigent für Überraschungen sorgt. In solchen Momenten kommt es ganz besonders auf das Geschick des Ersten Konzertmeisters an, der seit 2019 erstmals in der Geschichte der Wiener Symphoniker eine Frau ist.
Der Wechsel auf dem Posten des Ersten Konzertmeisters bildet die dramaturgische Klammer in diesem Film, der spannende Einblicke in die Arbeit und das Selbstverständnis der Wiener Symphoniker bietet. Der Erste Konzertmeister Florian Zwiauer steht während des Drehs kurz vor der Rente, 30 Jahre lang hatte er diese Position inne, "zwischen einem Dirigenten und der eigenen Gruppe eingeklemmt", wie er humorvoll sagt. Das Orchester lädt neue Bewerber zum Probespiel. Im ersten Durchgang bleiben die Kandidaten unsichtbar, hinter einem Paravent. Aber die Symphoniker finden auf Anhieb keinen Nachfolger für Zwiauer. Es müssen neue Kandidaten geladen werden – und in mehreren Durchgängen setzt sich die Violinistin Sophie Heinrich durch. Schon allein dieser mehrstufige Prozess der Stellenbesetzung erweist sich als hoch interessant.
Aber der Film hat noch mehr zu bieten. Mit kurzen Statements verschiedener Orchestermitglieder, die zum Teil in ihrem Privat- und Freizeitbereich aufgenommen sind, kommen Themen wie das Verhältnis von Orchester und Dirigent, das Älterwerden im Beruf, der Umgang mit der Angst zur Sprache. Dabei überrascht die Offenheit einzelner Musiker und ihre Fähigkeit zur nüchternen Selbstbetrachtung. Ein guter Dirigent lasse den Musikern die Luft zum Atmen, sagt ein Cellist. Chefdirigent Philippe Jordan, der 2020 von Andrés Orozco-Estrada abgelöst wurde, erzählt, dass ein Dirigent ein besseres Verständnis für seine Musiker habe, wenn er selbst ein Instrument spiele. Die Proben, denen die Kamera beiwohnt und weitere Musikbeispiele – vor allem, wenn Zwiauer an einer kurzen Passage auf der Geige vorführt, was der Wiener Klang bedeutet -, verfestigen die inhaltliche Qualität des sehenswerten Films.
Fazit: Der Dokumentarfilm von Iva Švarcová und Malte Ludin bietet spannende Einblicke in die Arbeit und das Selbstverständnis der Wiener Symphoniker. Er verfolgt die Wachablösung auf der zentralen Position des Ersten Konzertmeisters, der eine Vermittlerrolle zwischen Orchester und Dirigent einnimmt. In Einzelgesprächen geht es außerdem um so verschiedene Themen wie den Leistungsdruck, die Angst, zu versagen, das Verhältnis von Orchester und Dirigent. Die Offenheit der Musiker und die Ausschnitte aus dem Probenbetrieb geben dem Film eine besondere Qualität.
Der Wechsel auf dem Posten des Ersten Konzertmeisters bildet die dramaturgische Klammer in diesem Film, der spannende Einblicke in die Arbeit und das Selbstverständnis der Wiener Symphoniker bietet. Der Erste Konzertmeister Florian Zwiauer steht während des Drehs kurz vor der Rente, 30 Jahre lang hatte er diese Position inne, "zwischen einem Dirigenten und der eigenen Gruppe eingeklemmt", wie er humorvoll sagt. Das Orchester lädt neue Bewerber zum Probespiel. Im ersten Durchgang bleiben die Kandidaten unsichtbar, hinter einem Paravent. Aber die Symphoniker finden auf Anhieb keinen Nachfolger für Zwiauer. Es müssen neue Kandidaten geladen werden – und in mehreren Durchgängen setzt sich die Violinistin Sophie Heinrich durch. Schon allein dieser mehrstufige Prozess der Stellenbesetzung erweist sich als hoch interessant.
Aber der Film hat noch mehr zu bieten. Mit kurzen Statements verschiedener Orchestermitglieder, die zum Teil in ihrem Privat- und Freizeitbereich aufgenommen sind, kommen Themen wie das Verhältnis von Orchester und Dirigent, das Älterwerden im Beruf, der Umgang mit der Angst zur Sprache. Dabei überrascht die Offenheit einzelner Musiker und ihre Fähigkeit zur nüchternen Selbstbetrachtung. Ein guter Dirigent lasse den Musikern die Luft zum Atmen, sagt ein Cellist. Chefdirigent Philippe Jordan, der 2020 von Andrés Orozco-Estrada abgelöst wurde, erzählt, dass ein Dirigent ein besseres Verständnis für seine Musiker habe, wenn er selbst ein Instrument spiele. Die Proben, denen die Kamera beiwohnt und weitere Musikbeispiele – vor allem, wenn Zwiauer an einer kurzen Passage auf der Geige vorführt, was der Wiener Klang bedeutet -, verfestigen die inhaltliche Qualität des sehenswerten Films.
Fazit: Der Dokumentarfilm von Iva Švarcová und Malte Ludin bietet spannende Einblicke in die Arbeit und das Selbstverständnis der Wiener Symphoniker. Er verfolgt die Wachablösung auf der zentralen Position des Ersten Konzertmeisters, der eine Vermittlerrolle zwischen Orchester und Dirigent einnimmt. In Einzelgesprächen geht es außerdem um so verschiedene Themen wie den Leistungsdruck, die Angst, zu versagen, das Verhältnis von Orchester und Dirigent. Die Offenheit der Musiker und die Ausschnitte aus dem Probenbetrieb geben dem Film eine besondere Qualität.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Tonsüchtig"
Land: ÖsterreichJahr: 2020
Genre: Dokumentation
Länge: 94 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 08.04.2021
Regie: Malte Ludin, Iva Svarcová
Verleih: Rise and Shine Cinema
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