Soul (2020)
All that Jazz: Pixars neuster Streich, in dem sich ein Musiker im Diesseits und Jenseits auf die Suche nach dem Sinn des Lebens macht.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Joe Gardner (Stimme im Original: Jamie Foxx) hat einen großen Traum. Seit ihn sein Vater zum ersten Mal mit in einen Jazzklub genommen hat, will Joe Jazzpianist werden. Doch davon ist er auch im fortgeschrittenen Alter immer noch weit entfernt. Statt sein Geld auf der Bühne zu verdienen, schlägt er sich als Musiklehrer an einer Highschool durch. Unverhofft erhält er die Chance, mit der Jazzikone Dorothea Williams (Angela Bassett) aufzutreten. Doch am Tag vor dem Auftritt stürzt er versehentlich in einen Abwasserschacht und fällt ins Koma.
Joes Seele ist bereits auf dem Weg ins Jenseits, weigert sich jedoch, ihr Schicksal zu akzeptieren. In einer seltsamen Welt zwischen Leben und Tod büxt sie aus und gerät unfreiwillig als Mentor an 22 (Tina Fey), eine Seele, die sich seit einer Ewigkeit hartnäckig weigert, ihren Job im Körper eines Neugeborenen anzutreten. Weil Joes Seele ihr altes Leben zurückwill, landet sie gemeinsam mit 22 auf der Erde, doch in den falschen Körpern. Die Zeit drängt, denn der Auftritt rückt näher. Dass Joes Seele sich nicht in ihrem eigenen Körper befindet, macht die Sache nicht einfacher.
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Filmkritik
Pixar ist so etwas wie Disneys Geheimwaffe. Seit 2006 gehört das Unternehmen, das Mitte der 1980er-Jahre als Computer- und Spezialeffekteschmiede begann, zum Haus mit der Maus. Damit kaufte sich der mächtige Konzern vor allem Kreativität ein. Denn während die eigenen Animationsfilme bis heute zwar ein ungemindert hohes technisches Niveau aufweisen, lassen sie erzählerisch zu wünschen übrig. Pixar hingegen steht für die richtige Mischung aus einer Prise Witz, einer ordentlichen Portion Herz und jeder Menge Seele. Da schien es wohl nur eine Frage der Zeit, endlich einen Film über das Seelenleben selbst zu realisieren.
Inhaltlich erinnert "Soul" ein wenig an "Alles steht Kopf" aus dem Jahr 2015. Blickten die Pixar-Magier seinerzeit ins emotionale Innenleben eines 11-jährigen Mädchens, malen sie sich dieses Mal aus, wie die Menschen ihre Seele(n) erhalten. Wie schon in "Alles steht Kopf" packen die Verantwortlichen dieses komplizierte und komplexe Thema mit unbändiger Fabulierlust und Mut zur Abstraktion an. Wie dieser Film schwierige Fragen auf einfachste, aber geniale, weil so genial einfach erscheinende Antworten herunterbricht und diese stets schwungvoll und mühelos vermittelt, ist beim Zusehen eine wahre Freude und große Kinokunst.
Visuell wechseln sich verschiedene Stile ab – je nachdem, auf welcher Realitätsebene sich die Handlung gerade befindet. Und auch erzählerisch bietet das Regiduo einen bunten Mix. Eigentlich ist das zu viel für einen einzelnen Film. Denn "Soul" ist existenzielles Drama, abstrakt-spirituelle Mystery, schrullige Körpertauschkomödie und obendrauf noch ein verdammt guter Musikfilm. Erstaunlicherweise funktioniert all das aber blendend, was einen von Minute zu Minute umso mehr staunen lässt.
Nun ist nicht jeder Pixarfilm ein Muss. Auf herausragende Jahre, in denen sich mit "Ratatouille" (2007), "WALL·E" (2008), "Oben" (2009) und "Toy Story 3" (2010) ein Meisterwerk ans nächste reiht, folgen mit "Cars 2" (2011), "Merida" (2012) und "Die Monster Uni" (2013) schon mal schwächere Phasen. Und in diesem Jahr war vor "Soul" bereits "Onward" zu sehen. Kein schlechter Film. Ganz im Gegenteil! Aber eben lange nicht so gut wie Pixars jüngster Streich. Ein Blick hinter die Kulissen offenbart dann auch, dass auf dem Regiestuhl neben Debütant Kemp Powers Veteran Pete Docter Platz genommen hat. Als Autor und Regisseur zeichnet Docter bislang ausschließlich für Pixars stärkste Kinoauftritte mit verantwortlich.
Der Titel ist wie so oft mehrdeutig. "Soul" steht nicht nur für die menschliche Seele in einem religiös-spirituellen Sinn, sondern auch für die Seele, mit der ein Mensch eine Sache erfüllt, für die er brennt, und selbstredend – auch wenn es im Film um Jazz geht – für die Soulmusik. Denn diese Animationsperle ist ganz nebenbei auch der erste und längst überfällige Film der Pixar Studios, der einen schwarzen Protagonisten hat und der einer genuin schwarzen Kunstform Tribut zollt.
Auf der Suche nach ihrem Körper betreibt Joe Gardners Seele "soul-searching", also Selbstanalyse, eine kritische Betrachtung des eigenen Lebens. Damit passt dieser Film unbeabsichtigt, aber treffend in ein Jahr, in dem durch die Corona-Pandemie alles durcheinandergewirbelt und vieles infrage gestellt wurde. Leider schafft er es wegen der Pandemie nicht in die Kinos, sondern erscheint direkt auf Disneys eigener Streaming-Plattform Disney+. Wie sinnvoll es ist, extra ein Abonnement abzuschließen, nur um "Soul" sehen zu können, muss jede/r für sich selbst entscheiden. Wenn es in diesem Jahr allerdings einen Film gibt, für den sich das lohnt, dann ist es dieser.
Fazit: Eine Seele macht sich auf die Suche nach ihrem Körper und landet dabei zwischenzeitlich im falschen – diese schräge Prämisse hätte gewaltig nach hinten losgehen können. Pixar ist es aber wieder einmal geglückt, aus einer kuriosen Ausgangslage einen ebenso fantasievollen wie fantastischen Film zu zaubern. "Soul" hat Witz, Herz und Seele und vollbringt noch ein ganz anderes Kunststück. Dieser Animationsfilm ist existenzialistisches Drama, spirituelle Mystery, Körpertauschkomödie und Musikfilm zugleich. Von allem ein bisschen und alles in allem ganz großes Kino.
Inhaltlich erinnert "Soul" ein wenig an "Alles steht Kopf" aus dem Jahr 2015. Blickten die Pixar-Magier seinerzeit ins emotionale Innenleben eines 11-jährigen Mädchens, malen sie sich dieses Mal aus, wie die Menschen ihre Seele(n) erhalten. Wie schon in "Alles steht Kopf" packen die Verantwortlichen dieses komplizierte und komplexe Thema mit unbändiger Fabulierlust und Mut zur Abstraktion an. Wie dieser Film schwierige Fragen auf einfachste, aber geniale, weil so genial einfach erscheinende Antworten herunterbricht und diese stets schwungvoll und mühelos vermittelt, ist beim Zusehen eine wahre Freude und große Kinokunst.
Visuell wechseln sich verschiedene Stile ab – je nachdem, auf welcher Realitätsebene sich die Handlung gerade befindet. Und auch erzählerisch bietet das Regiduo einen bunten Mix. Eigentlich ist das zu viel für einen einzelnen Film. Denn "Soul" ist existenzielles Drama, abstrakt-spirituelle Mystery, schrullige Körpertauschkomödie und obendrauf noch ein verdammt guter Musikfilm. Erstaunlicherweise funktioniert all das aber blendend, was einen von Minute zu Minute umso mehr staunen lässt.
Nun ist nicht jeder Pixarfilm ein Muss. Auf herausragende Jahre, in denen sich mit "Ratatouille" (2007), "WALL·E" (2008), "Oben" (2009) und "Toy Story 3" (2010) ein Meisterwerk ans nächste reiht, folgen mit "Cars 2" (2011), "Merida" (2012) und "Die Monster Uni" (2013) schon mal schwächere Phasen. Und in diesem Jahr war vor "Soul" bereits "Onward" zu sehen. Kein schlechter Film. Ganz im Gegenteil! Aber eben lange nicht so gut wie Pixars jüngster Streich. Ein Blick hinter die Kulissen offenbart dann auch, dass auf dem Regiestuhl neben Debütant Kemp Powers Veteran Pete Docter Platz genommen hat. Als Autor und Regisseur zeichnet Docter bislang ausschließlich für Pixars stärkste Kinoauftritte mit verantwortlich.
Der Titel ist wie so oft mehrdeutig. "Soul" steht nicht nur für die menschliche Seele in einem religiös-spirituellen Sinn, sondern auch für die Seele, mit der ein Mensch eine Sache erfüllt, für die er brennt, und selbstredend – auch wenn es im Film um Jazz geht – für die Soulmusik. Denn diese Animationsperle ist ganz nebenbei auch der erste und längst überfällige Film der Pixar Studios, der einen schwarzen Protagonisten hat und der einer genuin schwarzen Kunstform Tribut zollt.
Auf der Suche nach ihrem Körper betreibt Joe Gardners Seele "soul-searching", also Selbstanalyse, eine kritische Betrachtung des eigenen Lebens. Damit passt dieser Film unbeabsichtigt, aber treffend in ein Jahr, in dem durch die Corona-Pandemie alles durcheinandergewirbelt und vieles infrage gestellt wurde. Leider schafft er es wegen der Pandemie nicht in die Kinos, sondern erscheint direkt auf Disneys eigener Streaming-Plattform Disney+. Wie sinnvoll es ist, extra ein Abonnement abzuschließen, nur um "Soul" sehen zu können, muss jede/r für sich selbst entscheiden. Wenn es in diesem Jahr allerdings einen Film gibt, für den sich das lohnt, dann ist es dieser.
Fazit: Eine Seele macht sich auf die Suche nach ihrem Körper und landet dabei zwischenzeitlich im falschen – diese schräge Prämisse hätte gewaltig nach hinten losgehen können. Pixar ist es aber wieder einmal geglückt, aus einer kuriosen Ausgangslage einen ebenso fantasievollen wie fantastischen Film zu zaubern. "Soul" hat Witz, Herz und Seele und vollbringt noch ein ganz anderes Kunststück. Dieser Animationsfilm ist existenzialistisches Drama, spirituelle Mystery, Körpertauschkomödie und Musikfilm zugleich. Von allem ein bisschen und alles in allem ganz großes Kino.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Soul"
Land: USAJahr: 2020
Genre: Abenteuer, Animation
Regie: Pete Docter, Kemp Powers
Darsteller: Jamie Foxx, Tina Fey, Graham Norton, Rachel House, Alice Braga
Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
Awards - Oscar 2021Weitere Infos
- Bester Animationsfilm - Dana Murray, Pete Docter
- Beste Musik - Jon Batiste, Atticus Ross, Trent Reznor
- Bester Ton - Coya Elliott, David Parker, Ren Klyce
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