Sisi und Ich (2020)
Historisches Drama: Eine Frau wird zur Hofdame von Kaiserin Elisabeth – und fühlt sich stark zu dieser hingezogen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Irma Gräfin von Sztáray (Sandra Hüller) ist 42 Jahre alt – und wird von ihrer übergriffigen Mutter Maria (Sibylle Canonica) unterdrückt. Sie bewirbt sich als Hofdame der Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn (Susanne Wolff) und landet so auf deren Sommersitz auf Korfu. Dort muss sie sich einem überaus strengen Essensreglement unterwerfen.
Neben dem Bediensteten Graf von Berzeviczy (Stefan Kurt) und den beiden queeren Zofen Fritzi (Sophie Hutter) und Marie (Maresi Riegner) taucht dort nur gelegentlich der schwule Erzherzog Viktor von Österreich (Georg Friedrich) auf. Irma entwickelt Gefühle für die Monarchin. Als Sisi von ihrem Gatten Kaiser Franz Joseph (Markus Schleinzer) wieder nach Wien beordert wird, scheint sich jedoch eine Distanz zwischen den zwei Frauen aufzubauen.
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Filmkritik
"Sisi & Ich": Verliebt in eine Monarchin
Wie kann sich ein Film einem Menschen nähern, der längst zur Ikone geworden ist? Diese Frage stellt sich nicht nur bei Kinostars wie Marilyn Monroe (deren Leben jüngst in "Blond" von Andrew Dominik erfasst wurde) oder bei Musiklegenden wie Elvis Presley (dem Baz Luhrmann kürzlich mit dem Biopic "Elvis" ein Denkmal setzte), sondern auch bei einflussreichen zeitgeschichtlichen Persönlichkeiten wie etwa der Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn. Romy Schneider verkörperte diese in der populären "Sissi"-Trilogie (1955-1957) sowie in Luchino Viscontis Melodram "Ludwig II." (1973); Vicky Krieps interpretierte sie in Marie Kreutzers Charakterstudie "Corsage" (2022).
Zeitlose Eleganz
In "Sisi & Ich" von Frauke Finsterwalder wird die Monarchin nun aus der Sicht der fiktiven Hofdame Irma Gräfin von Sztáray betrachtet, die auf Elisabeths Sommersitz auf Korfu deren Welt (und deren Regeln) kennenlernt. Magerkost, Sport und lange Spaziergänge fangen die eiserne Disziplin der Kaiserin ein, die in ihrer adligen Kommune in Griechenland "keine dicken Menschen und keine Männer" um sich haben will. Mit ihrem Kameramann Thomas W. Kiennast findet die Regisseurin, die zusammen mit dem Schriftsteller Christian Kracht ("Eurotrash") auch das Drehbuch geschrieben hat, sehr einnehmende Bilder für diesen utopisch wirkenden Ort, an dem die höfische Etikette nicht gilt. Historischer Realismus spielt dabei, wie auch in "Corsage", lediglich eine untergeordnete Rolle. Bemerkenswert sind die von Tanja Hausner entworfenen schlicht-eleganten Kostüme, die die Kaiserin und deren Entourage tragen. Und auch die bewusst anachronistische Musik, etwa von Portishead, erweist sich als hervorragende Entscheidung.
Ungleiche Machtverhältnisse
Georg Friedrich als Erzherzog Viktor von Österreich, der wilde Theaterstücke aufführt und Sisi eine Tätowierung beschert, ist ein wunderbarer Szenendieb – und auch Stefan Kurt als devoter Diener sowie Sibylle Canonica und Angela Winkler als gängelnde Mütter vermögen einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Das Herzstück bilden indes zweifellos Sandra Hüller ("Toni Erdmann") und Susanne Wolff ("Styx") als Irma und Elisabeth. Irma verliebt sich in die unnahbar anmutende Kaiserin. Die Ungleichheit in der Beziehung zeigt sich in vielen Details – mal auf komische, mal auf tragische Weise. "Sisi & Ich" wird so zu einer sowohl witzigen als auch abgründigen, stets spannenden Erzählung über Abhängigkeit und Selbstbestimmung.
Fazit: Ein von Sandra Hüller und Susanne Wolff großartig dargebotener Film, der sich der Liebe und den Machtspielen einer vergangenen Zeit auf ganz moderne Art widmet.
Wie kann sich ein Film einem Menschen nähern, der längst zur Ikone geworden ist? Diese Frage stellt sich nicht nur bei Kinostars wie Marilyn Monroe (deren Leben jüngst in "Blond" von Andrew Dominik erfasst wurde) oder bei Musiklegenden wie Elvis Presley (dem Baz Luhrmann kürzlich mit dem Biopic "Elvis" ein Denkmal setzte), sondern auch bei einflussreichen zeitgeschichtlichen Persönlichkeiten wie etwa der Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn. Romy Schneider verkörperte diese in der populären "Sissi"-Trilogie (1955-1957) sowie in Luchino Viscontis Melodram "Ludwig II." (1973); Vicky Krieps interpretierte sie in Marie Kreutzers Charakterstudie "Corsage" (2022).
Zeitlose Eleganz
In "Sisi & Ich" von Frauke Finsterwalder wird die Monarchin nun aus der Sicht der fiktiven Hofdame Irma Gräfin von Sztáray betrachtet, die auf Elisabeths Sommersitz auf Korfu deren Welt (und deren Regeln) kennenlernt. Magerkost, Sport und lange Spaziergänge fangen die eiserne Disziplin der Kaiserin ein, die in ihrer adligen Kommune in Griechenland "keine dicken Menschen und keine Männer" um sich haben will. Mit ihrem Kameramann Thomas W. Kiennast findet die Regisseurin, die zusammen mit dem Schriftsteller Christian Kracht ("Eurotrash") auch das Drehbuch geschrieben hat, sehr einnehmende Bilder für diesen utopisch wirkenden Ort, an dem die höfische Etikette nicht gilt. Historischer Realismus spielt dabei, wie auch in "Corsage", lediglich eine untergeordnete Rolle. Bemerkenswert sind die von Tanja Hausner entworfenen schlicht-eleganten Kostüme, die die Kaiserin und deren Entourage tragen. Und auch die bewusst anachronistische Musik, etwa von Portishead, erweist sich als hervorragende Entscheidung.
Ungleiche Machtverhältnisse
Georg Friedrich als Erzherzog Viktor von Österreich, der wilde Theaterstücke aufführt und Sisi eine Tätowierung beschert, ist ein wunderbarer Szenendieb – und auch Stefan Kurt als devoter Diener sowie Sibylle Canonica und Angela Winkler als gängelnde Mütter vermögen einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Das Herzstück bilden indes zweifellos Sandra Hüller ("Toni Erdmann") und Susanne Wolff ("Styx") als Irma und Elisabeth. Irma verliebt sich in die unnahbar anmutende Kaiserin. Die Ungleichheit in der Beziehung zeigt sich in vielen Details – mal auf komische, mal auf tragische Weise. "Sisi & Ich" wird so zu einer sowohl witzigen als auch abgründigen, stets spannenden Erzählung über Abhängigkeit und Selbstbestimmung.
Fazit: Ein von Sandra Hüller und Susanne Wolff großartig dargebotener Film, der sich der Liebe und den Machtspielen einer vergangenen Zeit auf ganz moderne Art widmet.
Andreas Köhnemann
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Besetzung & Crew von "Sisi und Ich"
Land: Deutschland, Schweiz, ÖsterreichWeitere Titel: Sisi & Ich
Jahr: 2020
Genre: Drama, Komödie
Länge: 110 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 30.03.2023
Regie: Frauke Finsterwalder
Darsteller: Tom Rhys Harries als Smythe, Anthony Calf als Earl Spencer, Sandra Hüller als Irma, Johanna Wokalek, Angela Winkler als Ludovica von Bayern
Kamera: Thomas Kienast
Verleih: DCM GmbH
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