Nebenan (2020)
Satirische Dramödie von und mit Daniel Brühl über eine Kneipenbegegnung in Berlin, die das Leben eines erfolgreichen Schauspielers aus der Bahn wirft.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 29 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Der bekannte Schauspieler Daniel (Daniel Brühl) verabschiedet sich in seiner schicken Maisonnette-Wohnung in Berlin von Ehefrau Clara (Aenne Schwarz), den beiden kleinen Söhnen und dem Kindermädchen Conchita (Justine Hirschfeld). Er will nach London zum Vorsprechen für die Rolle in einem amerikanischen Superheldenfilm, die der Start einer internationalen Karriere werden könnte. Weil bis zum Flug noch Zeit ist, besucht Daniel die urige Kneipe "Zur Brust" in seinem Viertel Prenzlauer Berg, um dort seinen Text zu proben und Telefonate zu führen. In dem beinahe leeren Lokal befinden sich außer der Wirtin (Rike Eckermann) nur noch der ab und zu lospolternde Trinker Micha (Gode Benedix) und ein weiterer Stammgast, Bruno (Peter Kurth).
Erst verlangt Bruno ein Autogramm von Daniel, dann kritisiert er seine Filme und sein Schauspiel mit verächtlichen Worten. Bruno kennt auch Daniels Familienleben, er sieht aus seinem Fenster im Hinterhaus direkt in seine Räume. Bruno sagt, dass sein Vater in Daniels Wohnung lebte, bis er von Spekulanten zum Auszug genötigt wurde. Bruno hat, wie er erzählt, nach der Wende mit einer Umschulung nicht das große Los gezogen. Aber sein Nachtjob gewährt ihm Einblick in Kreditkartenabrechnungen von Bankkunden. Er hat einige Unterlagen für Daniel dabei, welche nahelegen, dass seine Frau einen Geliebten hat. Als der wütende Schauspieler aufbrechen will, zieht Bruno eine weitere böse Überraschung aus dem Ärmel.
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Filmkritik
Die Idee zu seinem Regiedebüt "Nebenan" bekam Daniel Brühl, als er einmal in einem Lokal in Barcelona von einem Bauarbeiter wütend angestarrt wurde. Der Schauspieler wählte die deutsche Hauptstadt als Schauplatz der Filmhandlung, weil die Gentrifizierung dort in vollem Gange ist und mancherorts verschiedene soziale Schichten noch Tür an Tür leben. Brühl beauftragte den Schriftsteller Daniel Kehlmann ("Ich und Kaminski") mit dem Drehbuch für die kammerspielartige, bitterböse Dramödie. Mit dem Schauspieler, den er darstellt, verbinden Brühl außer dem Vornamen auch Eigenschaften wie Erfolg und ein Leben ohne finanzielle Not. Dass Daniel in der Nachbarschaft einen Feind hat, welcher als Wendeverlierer einen tiefen Groll gegen Leute wie ihn hegt, erfährt er in der altmodischen Kneipe "Zur Brust".
Daniel hätte doch wissen können, dass es die älteren Männer im Wirtshaus nicht schätzen, wenn jemand dort mit Knopf im Ohr wichtige, englische Telefongespräche führt. Aber Daniel hält sich irgendwie für den Nabel der Welt. Dem ehemaligen DDR-Bürger Bruno sagt Daniel auch einmal, dass er auf ihn, sein Leben, seine Meinungen pfeift. Aber so ganz stimmt das nicht, denn Daniel trifft es schon, dass Bruno den berühmten Stasi-Film, in dem er spielte, als westlich verlogen verreißt. Bruno scheint Filme zu mögen, manchmal wirkt es sogar, als spiele er mit dieser Geschichte irgendwie "Das Leben der Anderen" nach. Bruno hat Daniel bespitzelt, ganz privat. Sozialneid, soziale Ungerechtigkeit, biedere Ost- und dünkelhafte Westmentalität liefern sich in Gestalt dieser Männer ein schonungsloses Duell.
Brühl und Kurth können sich als Daniel und Bruno wunderbar gegenseitig hochschaukeln in ihrem Grimm, ihrem Kampf um die bessere moralische Position, ihrem Wunsch, es dem anderen zu zeigen. Während Bruno seinem Feind eine Lebenslüge nach der anderen unter die Nase reibt, schreit manchmal auch der einsam vor seinem Bier sitzende Micha dazwischen. Er kann über Gott und die Welt zetern, aber die Wirtin unterbindet die Störung sofort. Micha, aber auch Bruno scheinen die Schar der in der Gesellschaft gerne Überhörten zu symbolisieren, deren Erfahrungen unattraktiv, deren Ressentiments abwegig erscheinen. Die Stadt, das Land sind weniger dialogfähig, als es die jungen Überall-Telefonierer wahrhaben wollen. Diese bitterböse Satire trifft wiederholt schwungvoll ins Schwarze.
Fazit: In seinem Regiedebüt nach einem Drehbuch von Daniel Kehlmann spielt Daniel Brühl einen Schauspieler, der sich im Leben scheinbar auf der Überholspur befindet. Kurz vor dem Flug zu einem wichtigen Castingtermin lernt er in einer altmodischen Berliner Kneipe seinen Nachbarn Bruno kennen, einen Wendeverlierer, der nicht viel von seiner Schauspielkunst hält. In diesem satirisch-grimmigen Kammerspiel liefern sich Brühl und Peter Kurth ein spannendes Duell zweier ungleicher Charaktere in einer von Gentrifizierung betroffenen Stadt und halten der sozial gespaltenen, zum Dialog wenig fähigen Gesellschaft einen Spiegel vor.
Daniel hätte doch wissen können, dass es die älteren Männer im Wirtshaus nicht schätzen, wenn jemand dort mit Knopf im Ohr wichtige, englische Telefongespräche führt. Aber Daniel hält sich irgendwie für den Nabel der Welt. Dem ehemaligen DDR-Bürger Bruno sagt Daniel auch einmal, dass er auf ihn, sein Leben, seine Meinungen pfeift. Aber so ganz stimmt das nicht, denn Daniel trifft es schon, dass Bruno den berühmten Stasi-Film, in dem er spielte, als westlich verlogen verreißt. Bruno scheint Filme zu mögen, manchmal wirkt es sogar, als spiele er mit dieser Geschichte irgendwie "Das Leben der Anderen" nach. Bruno hat Daniel bespitzelt, ganz privat. Sozialneid, soziale Ungerechtigkeit, biedere Ost- und dünkelhafte Westmentalität liefern sich in Gestalt dieser Männer ein schonungsloses Duell.
Brühl und Kurth können sich als Daniel und Bruno wunderbar gegenseitig hochschaukeln in ihrem Grimm, ihrem Kampf um die bessere moralische Position, ihrem Wunsch, es dem anderen zu zeigen. Während Bruno seinem Feind eine Lebenslüge nach der anderen unter die Nase reibt, schreit manchmal auch der einsam vor seinem Bier sitzende Micha dazwischen. Er kann über Gott und die Welt zetern, aber die Wirtin unterbindet die Störung sofort. Micha, aber auch Bruno scheinen die Schar der in der Gesellschaft gerne Überhörten zu symbolisieren, deren Erfahrungen unattraktiv, deren Ressentiments abwegig erscheinen. Die Stadt, das Land sind weniger dialogfähig, als es die jungen Überall-Telefonierer wahrhaben wollen. Diese bitterböse Satire trifft wiederholt schwungvoll ins Schwarze.
Fazit: In seinem Regiedebüt nach einem Drehbuch von Daniel Kehlmann spielt Daniel Brühl einen Schauspieler, der sich im Leben scheinbar auf der Überholspur befindet. Kurz vor dem Flug zu einem wichtigen Castingtermin lernt er in einer altmodischen Berliner Kneipe seinen Nachbarn Bruno kennen, einen Wendeverlierer, der nicht viel von seiner Schauspielkunst hält. In diesem satirisch-grimmigen Kammerspiel liefern sich Brühl und Peter Kurth ein spannendes Duell zweier ungleicher Charaktere in einer von Gentrifizierung betroffenen Stadt und halten der sozial gespaltenen, zum Dialog wenig fähigen Gesellschaft einen Spiegel vor.
Bianka Piringer
FBW-Bewertung zu "Nebenan"Jurybegründung anzeigen
Daniel ist ein erfolgreicher, vielbeschäftigter Filmschauspieler. Mit seiner Frau und den beiden kleinen Kindern samt Kindermädchen führt er ein wohlsituiertes Leben in einer schicken Maisonette-Wohnung in Berlin-Prenzlauer Berg. Jetzt ist er auf [...mehr]TrailerAlle "Nebenan"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Nebenan"
Land: DeutschlandWeitere Titel: Next Door
Jahr: 2020
Genre: Drama, Komödie
Länge: 94 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 15.07.2021
Regie: Daniel Brühl
Darsteller: Daniel Brühl als Daniel, Peter Kurth als Bruno, Rike Eckermann als Landlady, Aenne Schwarz als Clara, Gode Benedix als Micha
Kamera: Jens Harant
Verleih: Warner Bros.
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