Himmel über dem Camino - Der Jakobsweg ist Leben! (2019)
Camino Skies
Der Dokumentarfilm begleitet sechs Pilger und Pilgerinnen auf dem spanischen Jakobsweg.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Im Jahr 2018 wollen sechs Menschen aus Neuseeland und Australien auf dem 800 Kilometer langen Jakobsweg wandern. Sie bilden eine von den Filmemachern begleitete lose Gruppe. Tagsüber wandern sie allein oder zu zweit, abends sitzen sie zusammen beim Essen. Religiöse Motive im engeren Sinn haben sie nicht für diese historische Wallfahrt, die bis ins 9. Jahrhundert zurückgeht. Die meisten aber wollen Schicksalsschläge verarbeiten und wieder neue Kraft schöpfen.
Für die 70-jährige Sue ist es der dritte Versuch, die Strecke von Saint-Jean-Pied-de-Port bis Santiago de Compostela zu meistern. Sie leidet wegen Arthritis und Wirbelsäulenverkrümmung an starken Schmerzen. Die 54-jährige Julie trauert um ihren Mann, der vor wenigen Monaten starb, und um ihren Sohn, der kurz darauf bei einem Rafting-Unfall ums Leben kam. Der 69-jährige Terry geht den Weg zum zweiten Mal, diesmal mit seinem 50-jährigen Schwiegersohn Mark. Die beiden trauern um Enkelin und Stieftochter Maddy, die mit 17 Jahren an Mukoviszidose starb.
Die 56-jährige Cheryl hat in ihrem Leben auch schon geliebte Menschen verloren, ihre Motivation ist aber mehr von der Freude am Wandern geprägt und der Neugier auf den Jakobsweg. Die 72-jährige Claude geht ihn zum zweiten Mal, weil sie die Herausforderung und neue Begegnungen schätzt. Sie findet: "Der Jakobsweg ist Leben".
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Filmkritik
Der Jakobsweg durch Spanien nach Santiago de Compostela erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit, was sich auch in der stetig wachsenden Zahl der Reiseberichte niederschlägt. Nun kommt ein Dokumentarfilm von 2019 in die deutschen Kinos, der auch ganz gut ins Jahr 2021 passt: Weil der 25. Juli, der Tag des Heiligen Jakobus, auf einen Sonntag fällt, gilt es in Santiago de Compostela als Heiliges Jahr. In einem solchen steigt die Anziehungskraft des Jakobwegs erfahrungsgemäß. Und falls Corona-Beschränkungen oder andere Gründe das Begehen vor Ort nicht erlauben, möchten ihn sicher viele Menschen im Geiste beschreiten.
Der Erstlingsfilm der Regisseure Noel Smyth und Fergus Grady begleitet sechs Wanderer aus Neuseeland und Australien. Sie zählen zu den rund 50 Prozent der zeitgenössischen Pilger, deren Motive persönlicher statt religiöser Natur sind. Eine gewisse Spiritualität bleibt trotzdem nicht aus. Das Auf und Ab des langen Weges führt die Menschen an ihre Grenzen, lässt sie den Blick nach innen richten, Selbstvertrauen gewinnen. Die Strapazen – oft regnet es in Strömen -, das Erleben einer Gemeinschaft unterwegs bewirken Demut und Dankbarkeit. Die geöffneten Sinne machen Terry, Claude und die anderen auch empfänglich für die ehrwürdige Tradition des Weges.
Die Kamera fängt unterwegs spontan ausdrucksstarke Situationen ein. In einer Bar, in der eine Frau zur Gitarre singt, bricht Julie in Tränen aus. Für die Witwe, die auch ihren Sohn verlor, wird der gesamte Weg auf sehr berührende Weise ein Ort intensiver Trauerarbeit. Aber auch die Geschichten anderer bewegen. Die optimistische, starke Sue hat Tag für Tag mit körperlichen Schmerzen zu kämpfen und will dennoch nicht aufgeben. Mark erzählt von seiner Begegnung mit einem Hund, der ihm half, trotz Erschöpfung einen Hügel zu erklimmen. Er vermutet in dieser intuitiven Verbindung von Mensch und Tier einen Gruß aus dem Jenseits.
Um die Dramaturgie zu stärken, springt die Erzählung in der Zeit manchmal vor und zurück. Ein paarmal nimmt eine Drohne die Landschaft von oben ins Visier, in der die Pilger zu winzigen Gestalten schrumpfen. Die Filmmusik mit ihren Songs wirkt zunächst dezent, dreht aber später an manchen Stellen etwas zu mächtig auf. Am Schluss liest man in den Gesichtern der Pilger Zufriedenheit, Freude, leisen Stolz. Sie würden den eingangs im Film zitierten Spruch von Hippokrates, "Gehen ist des Menschen beste Medizin", sicherlich unterschreiben.
Fazit: Das Pilgern auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela erweist sich auch in diesem reizvollen Dokumentarfilm von Noel Smyth und Fergus Grady als Metapher für das Auf und Ab des Lebens. Die sechs Frauen und Männer, die sich mit der Kamera begleiten lassen, öffnen ihre Sinne, wachsen an den Strapazen, erleben die eigene Gefühlswelt intensiver als sonst. Besonders bewegt die Trauerarbeit, die manche aufgrund von Schicksalsschlägen leisten. Das Pilgern wird als ganzheitliches Abenteuer für Leib und Seele mit einem Hauch Spiritualität erfahrbar.
Der Erstlingsfilm der Regisseure Noel Smyth und Fergus Grady begleitet sechs Wanderer aus Neuseeland und Australien. Sie zählen zu den rund 50 Prozent der zeitgenössischen Pilger, deren Motive persönlicher statt religiöser Natur sind. Eine gewisse Spiritualität bleibt trotzdem nicht aus. Das Auf und Ab des langen Weges führt die Menschen an ihre Grenzen, lässt sie den Blick nach innen richten, Selbstvertrauen gewinnen. Die Strapazen – oft regnet es in Strömen -, das Erleben einer Gemeinschaft unterwegs bewirken Demut und Dankbarkeit. Die geöffneten Sinne machen Terry, Claude und die anderen auch empfänglich für die ehrwürdige Tradition des Weges.
Die Kamera fängt unterwegs spontan ausdrucksstarke Situationen ein. In einer Bar, in der eine Frau zur Gitarre singt, bricht Julie in Tränen aus. Für die Witwe, die auch ihren Sohn verlor, wird der gesamte Weg auf sehr berührende Weise ein Ort intensiver Trauerarbeit. Aber auch die Geschichten anderer bewegen. Die optimistische, starke Sue hat Tag für Tag mit körperlichen Schmerzen zu kämpfen und will dennoch nicht aufgeben. Mark erzählt von seiner Begegnung mit einem Hund, der ihm half, trotz Erschöpfung einen Hügel zu erklimmen. Er vermutet in dieser intuitiven Verbindung von Mensch und Tier einen Gruß aus dem Jenseits.
Um die Dramaturgie zu stärken, springt die Erzählung in der Zeit manchmal vor und zurück. Ein paarmal nimmt eine Drohne die Landschaft von oben ins Visier, in der die Pilger zu winzigen Gestalten schrumpfen. Die Filmmusik mit ihren Songs wirkt zunächst dezent, dreht aber später an manchen Stellen etwas zu mächtig auf. Am Schluss liest man in den Gesichtern der Pilger Zufriedenheit, Freude, leisen Stolz. Sie würden den eingangs im Film zitierten Spruch von Hippokrates, "Gehen ist des Menschen beste Medizin", sicherlich unterschreiben.
Fazit: Das Pilgern auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela erweist sich auch in diesem reizvollen Dokumentarfilm von Noel Smyth und Fergus Grady als Metapher für das Auf und Ab des Lebens. Die sechs Frauen und Männer, die sich mit der Kamera begleiten lassen, öffnen ihre Sinne, wachsen an den Strapazen, erleben die eigene Gefühlswelt intensiver als sonst. Besonders bewegt die Trauerarbeit, die manche aufgrund von Schicksalsschlägen leisten. Das Pilgern wird als ganzheitliches Abenteuer für Leib und Seele mit einem Hauch Spiritualität erfahrbar.
Bianka Piringer
FBW-Bewertung zu "Himmel über dem Camino - Der Jakobsweg ist Leben!"Jurybegründung anzeigen
Der 'Camino', die auch als 'Jakobsweg' bekannte Pilgerstrecke in Spanien, ist ein Ort zum Nachdenken und für die Selbstreflexion. Umso mehr auch für Menschen, die Verluste oder Traumata zu bewältigen haben. Die Filmemacher Fergus Grady und Noel [...mehr]TrailerAlle "Himmel über dem Camino - Der Jakobsweg ist Leben!"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Himmel über dem Camino - Der Jakobsweg ist Leben!"
Land: Neuseeland, AustralienJahr: 2019
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Camino Skies
Länge: 81 Minuten
Kinostart: 29.07.2021
Regie: Fergus Grady, Noel Smyth
Darsteller: Manny Domingo, Neill Le Roux, Sue Morris, Belli Naima, Rachael Speedy
Kamera: Noel Smyth
Verleih: 24 Bilder, Ascot Elite Entertainment