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FBW-Bewertung: Contra (2020)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Sönke Wortmann inszenierte mit Contra eine Adaption des französischen Spielfilms Die brillante Mademoiselle Neïla (2018), der auch in den deutschen Kinos zu sehen war. Er verlegte hierzu das Geschehen an die Universität von Frankfurt am Main und besetzte den Film programmatisch mit Christoph Maria Herbst in der Rolle des Professors.
Alles beginnt mit einem rassistischen Ausfall in der Jura-Vorlesung von Professor Richard Pohl (Christoph Maria Herbst), der seine zu spät eintretende Studentin Naima (Nilam Farooq) vorführt und aufgrund ihres arabischen Aussehens diskriminiert. Um seinen Fehler wieder auszubügeln, wird er vom Disziplinarausschuss dazu genötigt, der ambitionierten jungen Frau bei einem wichtigen Debattierwettstreit als Mentor zur Seite stehen. Der Dozent und die Studentin überwinden nach und nach ihre milieubedingten Unterschiede und wachsen sie zu einem überzeugenden Team zusammen. Naima findet zudem mit ihrer Liebe zusammen und reift zu einer überzeugend argumentierenden Anwältin.
Seinem Budget angemessen ist Contra gekonnt inszeniert und entwirft ein selten gesehenes, spannendes Stadtbild von Frankfurt, einer Stadt, die vom Kino immer noch entdeckt werden muss. Peripherie, Innenstadt und Campus bieten eine kinotaugliche Größe, die überzeugend vermittelt wird. Die Musikgestaltung hingegen baut auf konsensuelle Stereotypen, Popsongs und melodramatische Emotionalisierung. Das ist nicht störend, jedoch wird bald deutlich, dass der Film ein möglichst großes Publikum ansprechen möchte und Irritationen bewusst vermeidet. Er soll das Publikum zufrieden zurücklassen.
Bezüglich der Dramaturgie entwickelt sich die Handlung sehr geradlinig und ohne zu große Ambivalenz. So manches mag behauptet wirken.
Dennoch ist die sozialkritische Komödie Contra zweifellos auch als Diskussionsanstoß gemeint und einsetzbar. Es kommt dem Film zugute, dass er Identifikationsmodelle für unterschiedliche Generationen schafft. Auch erfährt das Publikum einige interessante Details über Rhetorik, Diskurs und die Kunst der Debatte. Der Film zielt so auf eine Infragestellung monolithischer identitärer Positionen und plädiert für eine Polyphonie der Meinungen ? sofern dabei keine Diskriminierung im Spiel ist.
Schauspielerisch wird der Film deutlich von der jungen Nilam Farooq getragen, die ihre Rolle intensiv ausfüllt und eine überzeugende ?Chemie? zu dem von Christoph Maria Herbst durchaus typisch verkörperten Professor etabliert. Man könnte es, so die Jury, als Schwäche des Films auslegen, gerade ungewöhnliche Lösungen zu vermeiden - doch dies ist zugleich auch seine Stärke: Sönke Wortmanns Contra vermittelt auf unterhaltsame Weise ein breites Kaleidoskop von sozialen Themen, Problemen und Milieuschilderungen effektiv an ein zweifellos großes Zielpublikum. Und ist mit diesem Anspruch, den der Film mehr als überzeugend erfüllt, mit dem Prädikat ?besonders wertvoll? auszuzeichnen.



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