Schwarze Milch (2020)
Khar Suu
Fremde Heimat: deutsches Drama über eine Frau, die auf der Suche nach dem Glück an den Ort ihrer Kindheit zurückkehrt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Von ihrem Leben und der Beziehung zu ihrem Freund Franz (Franz Rogowski) frustriert, verlässt Wessi (Uisenma Borchu) Deutschland in Richtung Mongolei. In ihrer alten Heimat trifft sie nach Jahren der Funkstille endlich ihre Schwester Ossi (Gunsmaa Tsogzol) wieder. Vorerst kommt sie bei Ossi und ihrem Mann (Bud-Ochir Tegshee) unter, die als Nomaden in einer Jurte leben.
Mit ihrem westlichen Aussehen und Auftreten stiftet Wessi Unruhe. Ossis Stiefvater Boro (Borchu Bawaa) heißt Wessis Verhalten nicht gut. Als sich eine Beziehung zwischen Wessi und dem Nachbarn Terbish (Terbish Demberel), einem verschlossenen Eigenbrötler, anbahnt, spitzt sich die Lage zu.
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Filmkritik
Die Kritik zu Uisenma Borchus Debütfilm "Schau mich nicht so an" (2015) endete mit der Aussicht darauf, dass das Publikum gespannt sein dürfe, was Borchu ihm als Nächstes präsentiere. Nun liegt die Antwort vor. Wie der Vorgängerfilm ist auch "Schwarze Milch" ein poetisches und provokantes Stück Kino.
Abermals mischt die 1984 in der Mongolei geborene und ab 1989 in Deutschland aufgewachsene Filmemacherin Biografisches mit Ausgedachtem, Dokumentarisches mit Fiktion, Laiendarsteller mit Profis und erzielt so eine außergewöhnliche Atmosphäre. Kamera und Tonspur betonen die Sinnlichkeit von Landschaften, Körpern und Gegenständen. Die Montage driftet wiederholt ins Metaphorische ab. Wie die von Borchu selbst gespielte Protagonistin befindet sich auch ihr Film in einem Schwebezustand zwischen den Welten.
Borchus Umgang mit Wessis selbstbewusster Sexualität ist ebenso sinnlich wie spielerisch. Dieser Umgang geht so weit, dass die Regisseurin einen Gewaltakt künstlerisch überhöht und sich auf diese Weise aktiv aneignet, anstatt ihre Hauptfigur in die passive Opferrolle zu zwingen. Im Schnitt verschwimmen die Ebenen. Was tatsächlich vorfällt, lässt sich nicht eindeutig sagen. Dieses Rohe, brutal Reale und gleichzeitig der Welt Entrückte dürfte auch dieses Mal einige im Publikum vor den Kopf stoßen. Dafür ist Borchus Protagonistin weitaus zugänglicher als noch in ihrem Debüt.
Wessi, deren Name als Allgemeinplatz für alle im Westen lebende Migranten steht, ist eine Entfremdete, die in der ihr fremdgewordenen alten Heimat eine neue Heimat sucht. Unter anderem deshalb, weil ihr Partner in Deutschland glaubt, sie zu besitzen. Nun kehrt sie besitzlos an den Ort ihrer Herkunft zurück. Doch das Nomadenleben birgt nicht nur Freiheit, sondern auch Einschränkungen und Gefahren. Es ist kein Wunder, dass sie sich ausgerechnet bei dem Mann geborgen fühlt, der ihr gegenüber keinerlei Besitzanspruch erhebt.
Im Vergleich zu Borchus Debüt ist "Schwarze Milch" eine sichtliche Weiterentwicklung: erzählerisch, schauspielerisch, visuell. Ein kraftvolles und kunstvolles Drama von einer entschlossenen Filmemacherin, die ihren Stil gefunden zu haben scheint. Mit dieser Regisseurin ist auch in Zukunft zu rechnen.
Fazit: "Schwarze Milch" ist ein ebenso kraftvolles wie kunstvolles Drama über eine Frau auf der Suche nach Zugehörigkeit. Regisseurin, Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin Uisenma Borchu ist ein poetisches wie provokantes Stück Kino geglückt. Mit dieser Filmemacherin ist auch in Zukunft zu rechnen.
Abermals mischt die 1984 in der Mongolei geborene und ab 1989 in Deutschland aufgewachsene Filmemacherin Biografisches mit Ausgedachtem, Dokumentarisches mit Fiktion, Laiendarsteller mit Profis und erzielt so eine außergewöhnliche Atmosphäre. Kamera und Tonspur betonen die Sinnlichkeit von Landschaften, Körpern und Gegenständen. Die Montage driftet wiederholt ins Metaphorische ab. Wie die von Borchu selbst gespielte Protagonistin befindet sich auch ihr Film in einem Schwebezustand zwischen den Welten.
Borchus Umgang mit Wessis selbstbewusster Sexualität ist ebenso sinnlich wie spielerisch. Dieser Umgang geht so weit, dass die Regisseurin einen Gewaltakt künstlerisch überhöht und sich auf diese Weise aktiv aneignet, anstatt ihre Hauptfigur in die passive Opferrolle zu zwingen. Im Schnitt verschwimmen die Ebenen. Was tatsächlich vorfällt, lässt sich nicht eindeutig sagen. Dieses Rohe, brutal Reale und gleichzeitig der Welt Entrückte dürfte auch dieses Mal einige im Publikum vor den Kopf stoßen. Dafür ist Borchus Protagonistin weitaus zugänglicher als noch in ihrem Debüt.
Wessi, deren Name als Allgemeinplatz für alle im Westen lebende Migranten steht, ist eine Entfremdete, die in der ihr fremdgewordenen alten Heimat eine neue Heimat sucht. Unter anderem deshalb, weil ihr Partner in Deutschland glaubt, sie zu besitzen. Nun kehrt sie besitzlos an den Ort ihrer Herkunft zurück. Doch das Nomadenleben birgt nicht nur Freiheit, sondern auch Einschränkungen und Gefahren. Es ist kein Wunder, dass sie sich ausgerechnet bei dem Mann geborgen fühlt, der ihr gegenüber keinerlei Besitzanspruch erhebt.
Im Vergleich zu Borchus Debüt ist "Schwarze Milch" eine sichtliche Weiterentwicklung: erzählerisch, schauspielerisch, visuell. Ein kraftvolles und kunstvolles Drama von einer entschlossenen Filmemacherin, die ihren Stil gefunden zu haben scheint. Mit dieser Regisseurin ist auch in Zukunft zu rechnen.
Fazit: "Schwarze Milch" ist ein ebenso kraftvolles wie kunstvolles Drama über eine Frau auf der Suche nach Zugehörigkeit. Regisseurin, Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin Uisenma Borchu ist ein poetisches wie provokantes Stück Kino geglückt. Mit dieser Filmemacherin ist auch in Zukunft zu rechnen.
Falk Straub
FBW-Bewertung zu "Schwarze Milch"Jurybegründung anzeigen
Zwei Schwestern? Ossi und Wessi. So unterschiedlich die Charaktere der Beiden sind, so unterschiedlich gestaltete sich auch ihr Lebensweg. Ihre Kindheit verbrachten sie noch gemeinsam in einer Jurte in der mongolischen Wüste Gobi. Wessi zog mit den [...mehr]TrailerAlle "Schwarze Milch"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Schwarze Milch"
Land: DeutschlandWeitere Titel: Black Milk
Jahr: 2020
Genre: Drama
Originaltitel: Khar Suu
Länge: 91 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 23.07.2020
Regie: Uisenma Borchu
Darsteller: Gunsmaa Tsogzol als Ossi, Uisenma Borchu als Wessi, Franz Rogowski als Franz, Terbish Demberel als Terbish, Borchu Bawaa als Boro
Kamera: Sven Zellner
Verleih: Alpenrepublik GmbH Filmverleih
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