Der Geburtstag (2019)
Deutsches Drama über einen Vater, der seinen kleinen Sohn vernachlässigt...Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Lukas (Kasimir Brause) ist soeben sieben Jahre alt geworden. Seine Mutter Anna (Anne Ratte-Polle) hat für ihn eine Geburtstagsparty im Hinterhof vorbereitet, doch Lukas freut sich nicht. Denn sein Vater Matthias (Mark Waschke) sagt schon wieder das gemeinsame Wochenende mit ihm ab, wegen eines Arbeitsprojekts. Dabei wäre doch Lukas so gerne mit dem Vater, der von der Mutter getrennt lebt, in den Zoo gegangen. Dort gibt es ein Elefantenbaby zu bestaunen, und Lukas liebt Elefanten.
Noch vor der Party fängt es in Strömen zu regnen an, nun muss die Feier drinnen im Wohnzimmer stattfinden. Der erste Gast ist Julius (Finnlay Jan Berger), der Neue in Lukas‘ Klasse. Seine Mutter schärft Anna ein, dass er kein Gluten und keine Laktose verträgt. Dann kommen die anderen Gäste. Am Abend stellen Anna und Matthias fest, dass Julius noch da ist – er wurde nicht abgeholt und möchte unbedingt bei Lukas übernachten. Doch Anna besteht darauf, dass Matthias den Jungen nach Hause fährt. Matthias erwartet ein Abenteuer, das ihn aufrüttelt.
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Filmkritik
Den ganzen Nachmittag hat Matthias nur wie ein Gast zugeschaut auf der Geburtstagsparty, die seine von ihm getrennte Frau Anna für Sohn Lukas organisiert hat. Vor allem hat er auf den Moment gewartet, an dem er sich davonstehlen kann. Denn seine neue Freundin (Anna Brüggemann) rechnet auch mit ihm, ihr Theaterstück hat Premiere. Matthias ist ganz gut darin, Leute zu versetzen, auch seinen Sohn, den er schon wieder am Wochenende nicht zu sich nehmen will oder kann. Doch dann ist da dieser Junge, der von der Party nicht abgeholt wird und auch gar nicht nach Hause will. Matthias fährt ihn am Abend heim, aber so schnell, wie er dachte, wird er den Jungen nicht los.
Der in Berlin lebende, aus Uruguay stammende Regisseur und Drehbuchautor Carlos A. Morelli legt ein spannendes Drama vor, das auch stilistisch einiges zu bieten hat. In Schwarz-Weiß gefilmt und mit mal gut aufgelegter, mal bluesiger Jazzmusik von Florian Sievers unterlegt, schickt es seine Hauptfigur Matthias auf eine nächtliche Irrfahrt mit Kind. Julius, auf den niemand wartet, ist nicht sein Sohn, aber er gibt Matthias Gelegenheit, seine Rolle als Vater zu überdenken.
Mal angenommen, Sie träfen zu später Stunde auf einem Spielplatz einen Mann, der sich über einen am Boden liegenden Jungen beugt. Was würden Sie denken? Das denkt auch die Polizistin, der Matthias die Lage erklären muss, wobei ein komischer Moment entsteht. Denn als Zuschauer weiß man, dass Matthias nachlässig, aufbrausend und egozentrisch ist, aber kein Kinderschänder. Morelli beschwört oft mit diebischer Freude eine düstere Krimi-Stimmung herauf. Nicht umsonst regnet es über weite Strecken in Strömen, dann geht es durch dunkle Straßen, Matthias folgt einem Schatten… Die Atmosphäre eines Film Noir wird noch verstärkt, wenn Matthias meint, der Mutter des fremden Jungen zu begegnen, wenn sich Stimmen mit Macht in seine Wahrnehmung drängen, eine Überblendung oder eine Überbelichtung die Orientierung erschweren.
Mark Waschke sorgt dafür, dass Matthias trotz seines Versagens als Vater immer noch sympathisch wirkt. Neben der patenten Anna nimmt er sich wie ein verlorener Mensch aus, der auch mütterlicher Fürsorge bedarf. Der lange so mysteriöse Plot bleibt bis zum Schluss reizvoll, auch wenn die moralische Botschaft etwas dick aufgetragen wirkt. Nicht jede Wendung gelingt auf elegante Weise, eher könnte man die Handlung als etwas naiv und symbolhaft konstruiert empfinden. Dennoch behält sie stets eine charmante Leichtigkeit.
Fazit: Dieses Drama von Carlos Morelli stößt einen Vater, der sich nach der Trennung kaum um seinen kleinen Sohn kümmert, in eine aufregende Bewährungsprobe. Ein Junge, den von der Geburtstagsparty seines Sohnes niemand abholt, lässt sich nicht so leicht wieder loswerden. Er rüttelt mit seiner Bedürftigkeit den von Mark Waschke als unstet, aber auch sympathisch gespielten Hauptcharakter auf. Die stilistisch eigenwillige Schwarz-Weiß-Inszenierung mit ihren Noir-Anklängen verstärkt die inhaltliche Spannung reizvoll.
Der in Berlin lebende, aus Uruguay stammende Regisseur und Drehbuchautor Carlos A. Morelli legt ein spannendes Drama vor, das auch stilistisch einiges zu bieten hat. In Schwarz-Weiß gefilmt und mit mal gut aufgelegter, mal bluesiger Jazzmusik von Florian Sievers unterlegt, schickt es seine Hauptfigur Matthias auf eine nächtliche Irrfahrt mit Kind. Julius, auf den niemand wartet, ist nicht sein Sohn, aber er gibt Matthias Gelegenheit, seine Rolle als Vater zu überdenken.
Mal angenommen, Sie träfen zu später Stunde auf einem Spielplatz einen Mann, der sich über einen am Boden liegenden Jungen beugt. Was würden Sie denken? Das denkt auch die Polizistin, der Matthias die Lage erklären muss, wobei ein komischer Moment entsteht. Denn als Zuschauer weiß man, dass Matthias nachlässig, aufbrausend und egozentrisch ist, aber kein Kinderschänder. Morelli beschwört oft mit diebischer Freude eine düstere Krimi-Stimmung herauf. Nicht umsonst regnet es über weite Strecken in Strömen, dann geht es durch dunkle Straßen, Matthias folgt einem Schatten… Die Atmosphäre eines Film Noir wird noch verstärkt, wenn Matthias meint, der Mutter des fremden Jungen zu begegnen, wenn sich Stimmen mit Macht in seine Wahrnehmung drängen, eine Überblendung oder eine Überbelichtung die Orientierung erschweren.
Mark Waschke sorgt dafür, dass Matthias trotz seines Versagens als Vater immer noch sympathisch wirkt. Neben der patenten Anna nimmt er sich wie ein verlorener Mensch aus, der auch mütterlicher Fürsorge bedarf. Der lange so mysteriöse Plot bleibt bis zum Schluss reizvoll, auch wenn die moralische Botschaft etwas dick aufgetragen wirkt. Nicht jede Wendung gelingt auf elegante Weise, eher könnte man die Handlung als etwas naiv und symbolhaft konstruiert empfinden. Dennoch behält sie stets eine charmante Leichtigkeit.
Fazit: Dieses Drama von Carlos Morelli stößt einen Vater, der sich nach der Trennung kaum um seinen kleinen Sohn kümmert, in eine aufregende Bewährungsprobe. Ein Junge, den von der Geburtstagsparty seines Sohnes niemand abholt, lässt sich nicht so leicht wieder loswerden. Er rüttelt mit seiner Bedürftigkeit den von Mark Waschke als unstet, aber auch sympathisch gespielten Hauptcharakter auf. Die stilistisch eigenwillige Schwarz-Weiß-Inszenierung mit ihren Noir-Anklängen verstärkt die inhaltliche Spannung reizvoll.
Bianka Piringer
FBW-Bewertung zu "Der Geburtstag"Jurybegründung anzeigen
Carlos A. Morellis zweiter Spielfilm DER GEBURTSTAG stellt in vielerlei Hinsicht eine ungewöhnliche Arbeit dar, die sich absolut wohltuend vom konventionellen Familiendrama abhebt. Im Zentrum des Films steht die Suche eines Vaters nach seiner Rolle [...mehr]TrailerAlle "Der Geburtstag"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Der Geburtstag"
Land: DeutschlandJahr: 2019
Genre: Drama
Länge: 80 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 25.06.2020
Regie: Carlos Andrés Morelli
Darsteller: Finnlay Berger als Julius, Knut Berger als Victor, Anna Brüggemann als Katharina, Mélanie Fouché als Leticia, Anne Ratte-Polle als Anna
Kamera: Friede Clausz
Verleih: W-Film
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