Krautrock 1 (2019)
Romantic Warriors IV: Krautrock (Part I)
Von Adele Schmidt und Jose Zegarra Holder inszenierte Musikdoku, die sich mit der Entstehung und dem Einfluss des sogenannten "Krautrock" beschäftigt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Mit "Krautrock 1" legt das Regie-Gespann Adele Schmidt und Jose Zegarra Holder die erste Doku einer auf drei Filme angelegten Reihe vor, die sich mit einem der prägendsten, essentiellsten Genres in der Geschichte der Rockmusik befasst: dem "Krautrock". In dem Begriff steckt das Wort "Krauts" – eine gängige Bezeichnung, die amerikanische Soldaten im Zweiten Weltkrieg für Deutsche benutzten. Und tatsächlich verbargen sich hinter der Genrebezeichnung (vor allem west-)deutsche Musikgruppen, die mit ihren experimentellen, avantgardistischen Klängen gängigen Hörgewohnheiten widersprachen und maßgeblich zur Entwicklung anderer Musikrichtungen (etwa dem Psychedelic oder dem Indie-Rock) beitrugen. Bands wie Can, Guru Guru, NEU!, die frühen Kraftwerk, Faust oder auch Tangerine Dream vermengten Psychedelic mit Elektronika und Avantgarde – und kreierten gegenkulturelle, nie gehörte sowie oftmals improvisierte Sounds abseits des Mainstreams. "Krautrock" arbeitet die Entstehung dieser Bewegung auf.
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Filmkritik
Mit viel Liebe zum Detail und äußerst sorgfältig widmen sich Schmidt und Holder dem Beginn der Ära "Krautrock", dessen Hochphase von den späten 60ern bis etwa in die mittleren 70er-Jahre andauerte. Die ersten rund dreißig Minuten ihrer Hommage an jene Musikgattung, die vor 50 Jahren generell als Synonym für Rockmusik aus Deutschland verstanden wurde, befassen sie sich mit der wohl wichtigsten Krautrock-Formation: Can.
Die beiden Regisseure scheuten keine Kosten und Mühen und machten für ihren Film sogar den ersten Sänger der in Köln gegründeten Band, Malcolm Mooney, ausfindig, der ausführlich zur Entstehung befragt wird. Die Musik, die Can spielte sowie die Art und Weise, wie die Musiker miteinander agierten, habe er zuvor – und danach – nie wieder gehört, sagt Mooney in einer Szene. Und bringt damit die Besonderheit des "Krautrock" auf den Punkt. Krautrock klang wie nichts zuvor und brachte auf bahnbrechende und mutige Weise Rock, Elektronik, exotische Musik und (Free-) Jazz zusammen. Im Anschluss steht Damo Suzuki Rede und Antwort, der bis 1973 als Sänger von Can fungierte und sich von seinem Vorgänger Mooney in Sachen Ausdruck und Stil nicht deutlicher hätte unterscheiden können. Das bestätigt auch Gründungsmitglied Irmin Schmidt ("die Beiden waren nicht vergleichbar"), der viele spannende, aber ebenso heitere Anekdoten zum Besten gibt.
Überhaupt bilden die vielen Interviews neben den tollen Archivaufnahmen von frühen wie gegenwärtigen Bandproben und ersten Konzerten (etwa eines Auftritts von Kraftwerk in Köln von 1971 sowie dem legendären Rockpalast-Gastspiel von Can 1970) einen Schwerpunkt des Films. Mit einem Großteil der wichtigsten (noch lebenden) Vertreter des Genres sprechen die Regisseure. Darunter Michael Rother (NEU!), Eberhard Kranemann (Kraftwerk-Gründungsmitglied), Jaki Liebezeit (er verstarb kurz nach den Dreharbeiten), Harald Grosskopf (Zusammenarbeit u.a. mit Ash Ra Tempel) und sogar Wolfgang Flür von Kraftwerk, der grundsätzlich als eher (medien-)scheu gilt. Durch ihn erfährt man zum Beispiel, wie die Düsseldorfer auf die Namen ihrer für die Entwicklung der elektronischen Musik enorm wichtigen Alben "Radioaktivität" und "Trans-Europa-Express" kamen oder weshalb er in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre die Band verließ.
Darüber hinaus informiert "Krautrock" genauso über weniger geläufige, im Schatten bekannter Gruppen stehender Bands wie etwa die (damals noch) Amateurmusiker von Spirit of Sound. Dadurch wird der akribisch recherchierte, mit Leidenschaft umgesetzte Film nicht zuletzt auch für jene Zuschauer lohnenswert, die nicht schon alles zum und über das Thema "Krautrock" wissen.
Fazit: Nachhaltiger, ebenso erhellender wie spannender Einblick in Geschichte, Stilvielfalt und Wirkung des "urdeutschen" Genres Krautrock.
Die beiden Regisseure scheuten keine Kosten und Mühen und machten für ihren Film sogar den ersten Sänger der in Köln gegründeten Band, Malcolm Mooney, ausfindig, der ausführlich zur Entstehung befragt wird. Die Musik, die Can spielte sowie die Art und Weise, wie die Musiker miteinander agierten, habe er zuvor – und danach – nie wieder gehört, sagt Mooney in einer Szene. Und bringt damit die Besonderheit des "Krautrock" auf den Punkt. Krautrock klang wie nichts zuvor und brachte auf bahnbrechende und mutige Weise Rock, Elektronik, exotische Musik und (Free-) Jazz zusammen. Im Anschluss steht Damo Suzuki Rede und Antwort, der bis 1973 als Sänger von Can fungierte und sich von seinem Vorgänger Mooney in Sachen Ausdruck und Stil nicht deutlicher hätte unterscheiden können. Das bestätigt auch Gründungsmitglied Irmin Schmidt ("die Beiden waren nicht vergleichbar"), der viele spannende, aber ebenso heitere Anekdoten zum Besten gibt.
Überhaupt bilden die vielen Interviews neben den tollen Archivaufnahmen von frühen wie gegenwärtigen Bandproben und ersten Konzerten (etwa eines Auftritts von Kraftwerk in Köln von 1971 sowie dem legendären Rockpalast-Gastspiel von Can 1970) einen Schwerpunkt des Films. Mit einem Großteil der wichtigsten (noch lebenden) Vertreter des Genres sprechen die Regisseure. Darunter Michael Rother (NEU!), Eberhard Kranemann (Kraftwerk-Gründungsmitglied), Jaki Liebezeit (er verstarb kurz nach den Dreharbeiten), Harald Grosskopf (Zusammenarbeit u.a. mit Ash Ra Tempel) und sogar Wolfgang Flür von Kraftwerk, der grundsätzlich als eher (medien-)scheu gilt. Durch ihn erfährt man zum Beispiel, wie die Düsseldorfer auf die Namen ihrer für die Entwicklung der elektronischen Musik enorm wichtigen Alben "Radioaktivität" und "Trans-Europa-Express" kamen oder weshalb er in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre die Band verließ.
Darüber hinaus informiert "Krautrock" genauso über weniger geläufige, im Schatten bekannter Gruppen stehender Bands wie etwa die (damals noch) Amateurmusiker von Spirit of Sound. Dadurch wird der akribisch recherchierte, mit Leidenschaft umgesetzte Film nicht zuletzt auch für jene Zuschauer lohnenswert, die nicht schon alles zum und über das Thema "Krautrock" wissen.
Fazit: Nachhaltiger, ebenso erhellender wie spannender Einblick in Geschichte, Stilvielfalt und Wirkung des "urdeutschen" Genres Krautrock.
Björn Schneider
TrailerAlle "Krautrock 1"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Krautrock 1"
Land: USAJahr: 2019
Genre: Dokumentation, Musical
Originaltitel: Romantic Warriors IV: Krautrock (Part I)
Kinostart: 18.06.2020
Regie: Adele Schmidt, Jose Zegarra Holder
Darsteller: Wolfgang Flür, Jean-Hervé Peron, Michael Rother
Verleih: Film Kino Text