FBW-Bewertung: Harriet - Der Weg in die Freiheit (2019)
Prädikat besonders wertvoll
Jurybegründung: Regisseurin Kasi Lemmons hat mit HARRIET? DER WEG IN DIE FREIHEIT das faszinierende Porträt einer großen Freiheitskämpferin des 19. Jahrhunderts verfilmt, die hierzulande nicht übermäßig bekannt ist. Mit einer perfekt austarierten Spannungskurve erzählt, führt der Film sein Publikum in die Geschichte der US-Sklaverei. Anders alsetwa 12 YEARS A SLAVE analysiert Lemmons? Film nicht vordergründig die Perversion des Systems von Sklaverei in den USA als solches, sondern richtet den Blick vornehmlich darauf, Strategien aufzuspüren, die Sklav*innen für ihr Leben in der Unterjochung entwickelt haben. Entsprechend ist der Film auf unterschiedlichen Ebenen geprägt von christlichen Einflüssen, denn der Glaube, so die klar formulierte These des Films, hat den Sklav*innen auf verschiedenen Ebenen zur Gemeinschaft verholfen. Glaube ist gewissermaßen zum Prinzip ihres Protestes geworden, und so wird Harriet im allegorischen Sinne denn auch zu Moses, der mit Gottes Zuversicht sein Volk in Sicherheit bringt. Dieser alttestamentarische Anklang wird im Film noch verstärkt durch Gotteserscheinungen, die Harriet in ihrem Tun bestärken. Sie werden wie der gesamte Film mit einem konsequenten Pathos erzählt, das als Stilmittel den Zusammenhang von Religion, Überleben und Gemeinschaft geschickt unterstreicht. Die Gospelmusik als Ausdruck dessen spielt denn auch in Kasi Lemmons? Film eine tragende Rolle. Mit Cynthia Erivo besetzte die Regisseurin eine Musicaldarstellerin als Harriet, die dafür 2020 vollkommen zurecht für den Oscar nominiert wurde. Fantastische Gesangseinlagen prägen den Film, dessen gesamtes von Terence Blanchard stammendes musikalisches Konzept sich absolut organisch in dieses Bild der Spiritualität einfügt, die letztlich den Weg in die Freiheit ebnet. Von John Toll meisterhaft fotografiert und in der Ausstattung opulent und doch authentisch gestaltet, bietet HARRIET ? DER WEG IN DIE FREIHEIT auf visueller wie intellektueller Ebene großes Kino.Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)