Miles Davis: Birth of the Cool (2019)
Geplagtes Genie: US-Dokumentarfilm über den wegweisenden Jazztrompeter.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Miles Davis, 1926 als Sohn eines Zahnarztes geboren, wuchs auf einer Farm in der Nähe von East St. Louis in Illinois auf. Trotz der vermögenden Familienverhältnisse schlug ihm schon als Kind Rassismus entgegen. 1944 zog er nach New York, um die Juilliard School zu besuchen und in den Jazzklubs der 52nd Street Musikern wie Dizzy Gillespie und Charlie Parker zuzuhören, mit denen er kurze Zeit später selbst spielte.
Davis' Karriere und Privatleben waren schillernd. Mit seiner Jugendliebe Irene Birth hatte er drei Kinder, in Paris eine Affäre mit Sängerin Juliette Gréco, später Ehen mit der Tänzerin Frances Taylor, mit Model und Musikerin Betty Marbry und mit der Schauspielerin Cicely Tyson. Musikalisch machte er den Bebop beim weißen Publikum salonfähig, erschuf den Cool Jazz und erfand sich und sein Instrument mehrfach neu. An seiner Seite wurden Musiker wie John Coltrane und Herbie Hancock groß.
Regisseur Stanley Nelson zeichnet Davis' Leben und Karriere von seiner Geburt bis zum Tod 1991 nach. Zahlreiche Weggefährten, darunter Bandkollege Herbie Hancock und Musikmogul Quincy Jones, kommen zu Wort und äußern sich zu seinem unberechenbaren Temperament, seiner Drogensucht und seiner unnachahmlichen Musik.
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Filmkritik
Der Untertitel dieses Dokumentarfilms ist mehrdeutig. "Birth of the Cool" heißt jene Platte, die den Übergang vom Bebop zum Cool Jazz markiert, also für eine der vielen Wandlungen in Miles Davis' facettenreicher Karriere steht. "Birth of the Cool" steht aber auch für eine Lebenseinstellung. Stets in feinstem Zwirn gekleidet, schöne Frauen an seiner Seite und teure Sportwagen fahrend, erschuf der Jazztrompeter eine eigene Persona. Davis war eine Art schwarzer Steve McQueen, ein afroamerikanischer "King of Cool".
Regisseur Stanley Nelson geht ausgiebig auf dieses öffentliche Bild ein, blendet dabei die dunklen Seiten dieses geplagten Genies aber nicht aus. Zu schillernden Archivaufnahmen trägt Schauspieler Carl Lumbly, Davis' Reibeisenstimme imitierend, dessen Lebenserinnerungen aus dem Off vor. Darin gibt sich der große Künstler mal selbstbewusst, mal selbstkritisch. Seinen lebenslangen Drogenmissbrauch erkennt er als Übel und Ursache so manches Gewaltausbruchs an, lässt ihn aber nie als faule Ausrede gelten.
Miles Davis ist nicht die erste schwarze Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, der sich Nelson widmet. Der 1955 geborene Regisseur, Autor und Produzent hat sich in seinen Produktionen bereits der schwarzen Tagespresse ("The Black Press: Soldiers Without Swords", 1999), Rückzugsorten für schwarze Urlauber ("A Place of Our Own", 2004) und gleich mehrfach der Bürgerrechtsbewegung ("Freedom Riders", 2010, "The Black Panthers: Vanguard of the Revolution", 2015 u. a.) gewidmet. Mit "Miles Davis: Birth of the Cool" schreibt Nelson seine ganz persönliche, dokumentarische Geschichte eines schwarzen Amerikas fort.
In dieser Künstlerbiografie schwingt die ganze Kreativität, aber auch Tragik vieler schwarzer Kulturschaffender mit, die wie Davis akzeptiert und doch ausgegrenzt, letztlich zeitlebens Getriebene waren. Nelson zeichnet Davis' bewegtes und (zu) kurzes Leben von der Geburt 1926 bis zum Tod 1991 akribisch nach. Formal hätte es gern etwas mehr Jazz sein dürfen. Ab und an steigert sich die Montage in einen rhythmischen Rausch. Größtenteils verharrt der Film aber im handelsüblichen Modus. Eine gefällige Doku über ein geplagtes Genie – freilich mit umwerfender Musik.
Fazit: Die Musik ist der große Trumpf in diesem Dokumentarfilm über ein gleichermaßen kreatives, revolutionäres, wandlungsfähiges und geplagtes Genie. Formal kratzt Regisseur Stanley Nelson nur an der Oberfläche eines bewegten wie bewegenden Lebens.
Regisseur Stanley Nelson geht ausgiebig auf dieses öffentliche Bild ein, blendet dabei die dunklen Seiten dieses geplagten Genies aber nicht aus. Zu schillernden Archivaufnahmen trägt Schauspieler Carl Lumbly, Davis' Reibeisenstimme imitierend, dessen Lebenserinnerungen aus dem Off vor. Darin gibt sich der große Künstler mal selbstbewusst, mal selbstkritisch. Seinen lebenslangen Drogenmissbrauch erkennt er als Übel und Ursache so manches Gewaltausbruchs an, lässt ihn aber nie als faule Ausrede gelten.
Miles Davis ist nicht die erste schwarze Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, der sich Nelson widmet. Der 1955 geborene Regisseur, Autor und Produzent hat sich in seinen Produktionen bereits der schwarzen Tagespresse ("The Black Press: Soldiers Without Swords", 1999), Rückzugsorten für schwarze Urlauber ("A Place of Our Own", 2004) und gleich mehrfach der Bürgerrechtsbewegung ("Freedom Riders", 2010, "The Black Panthers: Vanguard of the Revolution", 2015 u. a.) gewidmet. Mit "Miles Davis: Birth of the Cool" schreibt Nelson seine ganz persönliche, dokumentarische Geschichte eines schwarzen Amerikas fort.
In dieser Künstlerbiografie schwingt die ganze Kreativität, aber auch Tragik vieler schwarzer Kulturschaffender mit, die wie Davis akzeptiert und doch ausgegrenzt, letztlich zeitlebens Getriebene waren. Nelson zeichnet Davis' bewegtes und (zu) kurzes Leben von der Geburt 1926 bis zum Tod 1991 akribisch nach. Formal hätte es gern etwas mehr Jazz sein dürfen. Ab und an steigert sich die Montage in einen rhythmischen Rausch. Größtenteils verharrt der Film aber im handelsüblichen Modus. Eine gefällige Doku über ein geplagtes Genie – freilich mit umwerfender Musik.
Fazit: Die Musik ist der große Trumpf in diesem Dokumentarfilm über ein gleichermaßen kreatives, revolutionäres, wandlungsfähiges und geplagtes Genie. Formal kratzt Regisseur Stanley Nelson nur an der Oberfläche eines bewegten wie bewegenden Lebens.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Miles Davis: Birth of the Cool"
Land: USAJahr: 2019
Genre: Dokumentation
Kinostart: 02.01.2020
Regie: Stanley Nelson
Darsteller: Ron Carter, Jimmy Cobb, Stanley Crouch, Betty Davis, Cheryl Davis
Kamera: Henry Adebonojo, Herve Cohen, Eric Coleman, Marc Gerke, Jerry Henry
Verleih: Piece of Magic Entertainment