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Die Insel der hungrigen Geister
Die Insel der hungrigen Geister
© Grandfilm © Wolf Berlin

Insel der hungrigen Geister (2018)

Island of the Hungry Ghosts

Massenhafte Migration: deutsch-britisch-australischer Dokumentarfilm über eine Traumatherapeutin und ihre frustrierende Arbeit.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
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Poh-Lin Lee lebt mit ihrer Familie auf der Weihnachtsinsel im Indischen Ozean. Erst im 17. Jahrhundert entdeckt und Ende des 19. Jahrhunderts besiedelt, gehört die 350 Kilometer südlich von Indonesien gelegene Insel politisch zu Australien. Deren größte Population stellen nicht Menschen, sondern Millionen von Krabben, die wie ein Großteil der Insel unter Naturschutz stehen und einmal im Jahr aus dem Innern der Insel ans Meer wandern.

Als Traumatherapeutin kümmert sich Lee um Asylsuchende, die auf der Insel im Christmas Island Immigration Reception and Processing Centre festgehalten werden und gut ein Zehntel der knapp 2000 Inselbewohner ausmachen. Dokumentarfilmerin Gabrielle Brady hat Lee bei ihrer täglichen Arbeit und im Kreis ihrer Familie begleitet, wenn sie gemeinsam mit ihrem Mann und den zwei Töchtern die Natur der schroffen Vulkaninsel erkundet oder den chinesischstämmigen Inselbewohnern dabei zusieht, wie sie den "hungrigen Geistern" ihrer Vorfahren Opfer bringen.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse3 / 5

Gabrielle Bradys erster Langfilm, der auf ihrem Kurzdokumentarfilm "The Island" (2017) aufbaut, lebt von unausgesprochenen Gegensätzen. Darin nimmt die australische Filmemacherin, die sich auf Dokumentar- und Hybridfilme spezialisiert hat, Migrationsbewegungen in den Blick. Ohne explizit darauf hinzuweisen, sind deren Unterschiede evident, ja eklatant. Während für die Millionen Krabben, die sich auf der Weihnachtsinsel jedes Jahr aus dem Dschungel Richtung Meer bewegen, eigens Straßen gesperrt werden, sperren die Behörden geflüchtete Menschen zum Teil jahrelang weg. Artenschutz auf der einen, schutzlos Ausgelieferte auf der anderen Seite.

Gestalterisch wirkt auch "Die Insel der hungrigen Geister" wie ein Hybrid. Brady beginnt ihren Film wie einen Spielfilm, wenn ein Geflüchteter in einer offensichtlich nachgestellten Szene in sinnlich vibrierenden Einstellungen durch das Dickicht des Waldes dringt. Immer wieder kontrastiert Brady die fahlen, von viel Gegenlicht durchfluteten Handkameraaufnahmen, die ihre Protagonistin Poh-Lin Lee bei der Arbeit und im Kreis ihrer Familie zeigen, mit dunkleren, kontrastreichen und ruhigen Einstellungen atemberaubender Natur. Zwischen den kleinen und großen Krisen der Traumatherapeutin Lee und ihrer Patienten fungieren diese Bilder ebenso als Ruhepole wie die dokumentierten Opferrituale der chinesischstämmigen Inselbewohner.

Kommentarlos, vorurteils- und wertfrei wirft Brady einen Blick auf ein menschengemachtes System, das Menschen unmenschlich behandelt. Mit zunehmendem Filmverlauf wachsen die Frustration und Verzweiflung sowohl aufseiten der Patienten als auch bei Poh-Lin Lee. Brady verharrt dabei ganz bei ihrer Protagonistin. Die Behördenseite bleibt abstrakt und ungreifbar. "Die Insel der hungrigen Geister" erhält dadurch einen hermetischen Charakter, der den abgeriegelten und weggeschlossenen Zustand der Asylsuchenden formal spiegelt.

Fazit: Gabrielle Bradys Dokumentarfilm über eine an ihrer Aufgabe verzweifelnde Traumatherapeutin ist ein aufmerksam beobachteter und kunstvoll in Szene gesetzter Blick auf die Ungleichheiten, Ungerechtigkeiten und Bigotterien unserer Zeit. Formal streng konzipiert, ist dieser Film über zwei sehr unterschiedliche Migrationsbewegungen selbst sehr hermetisch und dadurch nicht jedem zugänglich.




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Besetzung & Crew von "Insel der hungrigen Geister"

Land: Australien, Deutschland, Großbritannien
Weitere Titel: Die Insel der hungrigen Geister
Jahr: 2018
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Island of the Hungry Ghosts
Länge: 98 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 17.10.2019
Regie: Gabrielle Brady
Darsteller: Arthur Floret, Poh Lin Lee
Kamera: Michael Latham
Verleih: Grandfilm, Wolf Kino

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