Dem Leben entgegen - Kindertransporte nach Schweden (2019)
Kindertransports to Sweden
Vier Menschen, die als jüdische Kinder während der Nazi-Zeit nach Schweden verschickt wurden, erzählen aus ihrem Leben.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Von 1938 bis 1940 wurden mit sogenannten Kindertransporten rund 20500 Minderjährige jüdischer Abstammung aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei vor der Verfolgung durch die Nazis in Sicherheit gebracht. Von diesen kamen ungefähr 10000 nach Großbritannien und 500 nach Schweden. Hans Wiener war 14 Jahre alt, als er 1939 ohne die Eltern Deutschland verließ. Elise Reifeisen-Hallin war 13 Jahre alt, als sie nach Schweden kam, die Österreicherin Gertraud Fletzberger erst sieben Jahre alt.
Herta Lichtenstein wurde mit dem Bruder von den Eltern in Österreich auf den Zug nach Schweden gesetzt, als sie vier Jahre alt war. Sie hat kaum Erinnerungen an ihre Eltern, aber sie weiß noch, dass ihre Mutter am Bahnhof weinte. Diese vier Zeitzeugen erinnern sich, wie sie die Trennung von den Eltern und den Alltag in Schweden erlebten. Nur Gertraud Fletzberger sollte ihre Eltern wiedersehen, die anderen Mütter und Väter fielen dem Holocaust zum Opfer.
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Filmkritik
Im Dokumentarfilm der deutsch-schwedischen Filmemacherin und Journalistin Gülseren Şengezer kommen vier betagte Zeitzeugen zu Wort, die als Kinder 1939 aus Deutschland und Österreich nach Schweden geschickt worden waren. Sie zählten zu den insgesamt 500 jüdischen Kindern und Jugendlichen, die im skandinavischen Land eine vorübergehende Aufenthaltserlaubnis zum Schutz vor den Nazis erhielten. Zu den Bedingungen Schwedens gehörte, dass ihre Eltern nicht nachkommen durften und Privatpersonen oder Organisationen für die Kinder zu bürgen hatten. Obwohl ihnen diese Verschickung wahrscheinlich das Leben rettete, trugen die vier aus dem Schoß der Familie Entrissenen ein Trauma davon, das sie dauerhaft begleiten sollte. Dank der berührenden Schilderungen von Hans Wiener, Elise Reifeisen-Hallin, Herta Lichtenstein und Gertraud Fletzberger wird dieser sorgfältig strukturierte Film zu einem wertvollen historischen Dokument.
Der in Kapitel unterteilte Film arbeitet sich größtenteils chronologisch durch die Erinnerungen der Protagonist*innen und gewinnt, während sich die Befragten mehr und mehr öffnen, eindrucksvoll an Tiefe. In den Pflegefamilien fühlten sich die Kinder in der Regel wohl, aber das Gefühl des Fremdseins blieb. Es belastete sie, wenn ihnen bewusst wurde oder sie zu hören bekamen, dass sie Juden waren. Hans Wiener erzählt, dass er aus Deutschland eine antisemitische Einstellung mitbrachte und das Bedürfnis hatte, sich von seinen Eltern zu distanzieren. In Schweden beantwortete er ihre Briefe nicht.
Texteinblendungen liefern Hintergrundinformationen und erinnern daran, wie gering die Bereitschaft europäischer Länder, jüdische Flüchtlinge aufzunehmen, insgesamt war. Aus dem Off werden Briefe von Müttern und Vätern an ihre Kinder in Schweden vorgelesen. Elise Reifeisen-Hallin wurde wiederholt von der Mutter verzweifelt gebeten, sich für die Einreise der Eltern nach Schweden einzusetzen. Die Erzählungen der Senior*innen stecken voller interessanter Details. Hans Wiener und Herta Lichtenstein entwickelten das hartnäckige Gefühl, dass ihre Eltern sie im Stich gelassen hatten. Die Naturaufnahmen zu kontemplativer Musik, die Şengezer einflicht, sorgen für eine Stimmung ohne Hektik. So bekommt die schwierige Erinnerungsarbeit den nötigen Raum, um sich bedächtig zu entfalten.
Fazit: Der bewegende Dokumentarfilm von Gülseren Şengezer lässt vier alte Menschen erzählen, wie sie als Kinder aus Deutschland und Österreich nach Schweden geschickt wurden, um der Judenverfolgung durch die Nazis zu entkommen. Der sorgfältig gegliederte Film folgt den Erzählenden nach und nach in die Tiefen ihrer Traumata, die sie ein Leben lang begleiten sollten. Drei der vier damaligen Kinder sahen ihre Eltern nie wieder und mussten sich allein mit Identitätskonflikten, dem Wunsch nach Zugehörigkeit und dem Gefühl des Verlassenseins herumschlagen. Die ruhige Atmosphäre des Films sorgt dafür, dass die Offenheit und emotionale Aufrichtigkeit der Befragten ungestört zur Geltung kommen kann.
Der in Kapitel unterteilte Film arbeitet sich größtenteils chronologisch durch die Erinnerungen der Protagonist*innen und gewinnt, während sich die Befragten mehr und mehr öffnen, eindrucksvoll an Tiefe. In den Pflegefamilien fühlten sich die Kinder in der Regel wohl, aber das Gefühl des Fremdseins blieb. Es belastete sie, wenn ihnen bewusst wurde oder sie zu hören bekamen, dass sie Juden waren. Hans Wiener erzählt, dass er aus Deutschland eine antisemitische Einstellung mitbrachte und das Bedürfnis hatte, sich von seinen Eltern zu distanzieren. In Schweden beantwortete er ihre Briefe nicht.
Texteinblendungen liefern Hintergrundinformationen und erinnern daran, wie gering die Bereitschaft europäischer Länder, jüdische Flüchtlinge aufzunehmen, insgesamt war. Aus dem Off werden Briefe von Müttern und Vätern an ihre Kinder in Schweden vorgelesen. Elise Reifeisen-Hallin wurde wiederholt von der Mutter verzweifelt gebeten, sich für die Einreise der Eltern nach Schweden einzusetzen. Die Erzählungen der Senior*innen stecken voller interessanter Details. Hans Wiener und Herta Lichtenstein entwickelten das hartnäckige Gefühl, dass ihre Eltern sie im Stich gelassen hatten. Die Naturaufnahmen zu kontemplativer Musik, die Şengezer einflicht, sorgen für eine Stimmung ohne Hektik. So bekommt die schwierige Erinnerungsarbeit den nötigen Raum, um sich bedächtig zu entfalten.
Fazit: Der bewegende Dokumentarfilm von Gülseren Şengezer lässt vier alte Menschen erzählen, wie sie als Kinder aus Deutschland und Österreich nach Schweden geschickt wurden, um der Judenverfolgung durch die Nazis zu entkommen. Der sorgfältig gegliederte Film folgt den Erzählenden nach und nach in die Tiefen ihrer Traumata, die sie ein Leben lang begleiten sollten. Drei der vier damaligen Kinder sahen ihre Eltern nie wieder und mussten sich allein mit Identitätskonflikten, dem Wunsch nach Zugehörigkeit und dem Gefühl des Verlassenseins herumschlagen. Die ruhige Atmosphäre des Films sorgt dafür, dass die Offenheit und emotionale Aufrichtigkeit der Befragten ungestört zur Geltung kommen kann.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Dem Leben entgegen - Kindertransporte nach Schweden"
Land: SchwedenJahr: 2019
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Kindertransports to Sweden
Länge: 90 Minuten
Kinostart: 03.03.2022
Regie: Gülseren Sengezer
Kamera: Mathias Toivonen
Verleih: Gmfilms, barnsteiner-film