Die Getriebenen (2019)
Spielfilm über die Politik der Bundesregierung im Sommer 2015, als sich Abertausende von Flüchtlingen aus Ungarn auf den Weg nach Deutschland machten.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Im Sommer des Jahres 2015 nimmt der Zustrom der Flüchtlinge, die aus dem Kriegsland Syrien und anderen Ländern nach Europa kommen, ungeahnte Ausmaße an. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán (Radu Banzaru) lässt einen Grenzzaun bauen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (Imogen Kogge) möchte mit den Ländern der Europäischen Union Aufnahmequoten vereinbaren, aber das gelingt nicht wie erhofft.
Auch in Deutschland spitzt sich die Situation zu, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wird mit der Zahl der Asylsuchenden nicht mehr fertig, der Innenminister Thomas de Maizière (Wolfgang Pregler) steht in der Kritik. Der SPD-Vorsitzende und Vizekanzler Sigmar Gabriel (Timo Dierkes) betrachtet die Kanzlerin als politische Rivalin, ebenso wie der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (Josef Bierbichler).
Anschläge auf Flüchtlingsheime mehren sich. Merkel besucht ein Heim, das von fremdenfeindlichen Demonstranten belagert und attackiert wurde. Am 31. August sagt sie in der Bundespressekonferenz mit Bezug auf die Aufnahme der vielen Asylsuchenden den legendären Satz "Wir schaffen das!". In Budapest lässt Orbán Flüchtlinge in den Zug Richtung Deutschland steigen. Am 4. September machen sich etwa 1000 Menschen aus Budapest zu Fuß auf den Weg nach Österreich. Was soll nun geschehen an der deutsch-österreichischen Grenze?
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Filmkritik
Die sogenannte Flüchtlingskrise des Sommers 2015 galt noch vor kurzem als eine Aufgabe bisher ungeahnten Ausmaßes für Deutschland, welche die Bundeskanzlerin Angela Merkel damals mit dem berühmten Satz "Wir schaffen das!" beantwortete. Das Drama des Regisseurs Stephan Wagner basiert auf dem gleichnamigen Sachbuch von Robin Alexander. Es zeichnet die 63 Tage im Sommer und Herbst 2015 nahe an den Tatsachen nach, um das politische Interessengeflecht im In- und Ausland abzubilden, in dessen Zentrum Angela Merkel ihre Entscheidung traf. Dabei deutet der Film ihre eigenen Motive nicht wirklich überraschend als Geste der Menschlichkeit.
Der wichtigste Eindruck im Film ist die Hektik im politischen Alltag der Kanzlerin. Ständig ist sie unterwegs, telefoniert im Auto, wird auf dem Weg zur nächsten Sitzung von ihrem Personal über anstehende Termine und neue Entwicklungen informiert. Dieser Dynamik entsprechend setzt der Film auf einen Stil der Atemlosigkeit. Die Szenen sind extrem kurz, oft fallen nur drei-vier Dialogsätze und schon erfolgt ein Schnitt zum nächsten Schauplatz. Es gibt viele Splitscreens und eingeflochtene dokumentarische Archivaufnahmen, in denen vor allem Flüchtlinge zu sehen sind, die irgendwo im Freien darauf warten, aufgenommen zu werden.
Und so schneidet der Film auch inhaltliche Streitpunkte, mit denen sich Merkel konfrontiert sieht, oft eher nur an, um sie abzuhaken, als um sie zu auszuloten. Innerparteiliche Spannungen ploppen auf, die umstrittene Aussetzung der Dublin-Verordnung für syrische Flüchtlinge ergibt kurz einen Paukenschlag, der kaum erklärt wird und im Hagel weniger wichtiger Szenen verhallt.
In Viktor Orbán findet der Film seinen Bösewicht und der CSU-Chef Seehofer erhält quasi sein eigenes Drama, was vor allem dem intensiven Spiel von Josef Bierbichler zu verdanken ist. Damit fällt dieser Charakter auch irgendwie aus dem Rahmen des Films, in dem andere Figuren, vor allem Merkel selbst, maskenhaft bleiben hinter ihren Terminen. Imogen Kogge spielt Merkel sehr nüchtern, als eine oft etwas müde wirkende Frau. Von Merkels politischer Leidenschaft ist in der protokollarischen Atmosphäre dieses Films überhaupt wenig enthalten. Am Schluss macht Merkels sonst stiller Ehemann Joachim Sauer (Uwe Preuss) seiner Gattin überraschend politische Vorwürfe. Der Film hat offenbar noch die lange schwächelnde persönliche, emotionale Ebene nachliefern wollen.
Fazit: Dieser Spielfilm von Stephan Wagner nach dem gleichnamigen Sachbuch von Robin Alexander folgt der Bundeskanzlerin Angela Merkel durch die Flüchtlingskrise des Sommers 2015. Der filmische Anspruch, eine Art Protokoll der politischen Abläufe mit fiktionalisierten Dialogen anzureichern, überzeugt am ehesten in der Darstellung des hektischen Regierungsgeschäfts. Doch in der Flut der Informationen, die Merkel von allen Seiten, von Beratern, von Freund und Feind zugetragen werden, bleibt ihr und dem Film zu wenig Zeit, um den spannenden Kern ihrer Entscheidungsfindung freizulegen.
Der wichtigste Eindruck im Film ist die Hektik im politischen Alltag der Kanzlerin. Ständig ist sie unterwegs, telefoniert im Auto, wird auf dem Weg zur nächsten Sitzung von ihrem Personal über anstehende Termine und neue Entwicklungen informiert. Dieser Dynamik entsprechend setzt der Film auf einen Stil der Atemlosigkeit. Die Szenen sind extrem kurz, oft fallen nur drei-vier Dialogsätze und schon erfolgt ein Schnitt zum nächsten Schauplatz. Es gibt viele Splitscreens und eingeflochtene dokumentarische Archivaufnahmen, in denen vor allem Flüchtlinge zu sehen sind, die irgendwo im Freien darauf warten, aufgenommen zu werden.
Und so schneidet der Film auch inhaltliche Streitpunkte, mit denen sich Merkel konfrontiert sieht, oft eher nur an, um sie abzuhaken, als um sie zu auszuloten. Innerparteiliche Spannungen ploppen auf, die umstrittene Aussetzung der Dublin-Verordnung für syrische Flüchtlinge ergibt kurz einen Paukenschlag, der kaum erklärt wird und im Hagel weniger wichtiger Szenen verhallt.
In Viktor Orbán findet der Film seinen Bösewicht und der CSU-Chef Seehofer erhält quasi sein eigenes Drama, was vor allem dem intensiven Spiel von Josef Bierbichler zu verdanken ist. Damit fällt dieser Charakter auch irgendwie aus dem Rahmen des Films, in dem andere Figuren, vor allem Merkel selbst, maskenhaft bleiben hinter ihren Terminen. Imogen Kogge spielt Merkel sehr nüchtern, als eine oft etwas müde wirkende Frau. Von Merkels politischer Leidenschaft ist in der protokollarischen Atmosphäre dieses Films überhaupt wenig enthalten. Am Schluss macht Merkels sonst stiller Ehemann Joachim Sauer (Uwe Preuss) seiner Gattin überraschend politische Vorwürfe. Der Film hat offenbar noch die lange schwächelnde persönliche, emotionale Ebene nachliefern wollen.
Fazit: Dieser Spielfilm von Stephan Wagner nach dem gleichnamigen Sachbuch von Robin Alexander folgt der Bundeskanzlerin Angela Merkel durch die Flüchtlingskrise des Sommers 2015. Der filmische Anspruch, eine Art Protokoll der politischen Abläufe mit fiktionalisierten Dialogen anzureichern, überzeugt am ehesten in der Darstellung des hektischen Regierungsgeschäfts. Doch in der Flut der Informationen, die Merkel von allen Seiten, von Beratern, von Freund und Feind zugetragen werden, bleibt ihr und dem Film zu wenig Zeit, um den spannenden Kern ihrer Entscheidungsfindung freizulegen.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Die Getriebenen"
Land: DeutschlandJahr: 2019
Genre: Drama, TV-Film
Regie: Stephan Wagner
Darsteller: Rüdiger Vogler, Thomas Morris, Walter Sittler, Germain Wagner, Uwe Preuss
Kamera: Thomas Benesch
Verleih: Paramount Pictures Germany
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