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Verteidiger des Glaubens (2019)

Defender of the Faith

Bewahrer statt Reformer: deutscher Dokumentarfilm über Leben und Wirken Joseph Ratzingers.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
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Joseph Ratzinger, 1927 im oberbayerischen Marktl geboren, erlangte 2005 weltweite Bekanntheit, als ihn die Kardinäle im Konklave zum Papst wählten. Er gab sich den Namen Benedikt XVI. und bezeichnete sich als "einfachen Arbeiter im Weinberg des Herrn". Galt Ratzinger noch in den 1960er-Jahren neben Theologen wie Hans Küng als Neuerer der katholischen Kirche, schwenkte er danach als Vertreter der "reinen Lehre" auf einen konservativen Kurs um. Als Präfekt der Glaubenskongregation richtete er sich unter anderem gegen die in Lateinamerika entstandene Befreiungstheologie.

Regisseur Christoph Röhl hat sich mit zahlreichen Weggefährten, Vertrauten, Kirchenkennern und -kritikern, fast ausnahmslos irgendwann im klerikalen System tätig, getroffen. Röhls Recherchen versuchen, Ratzingers Denkweise und Theologie zu verstehen und seine Rolle beim Ausbau eines innerkirchlichen Machtapparats sowie seine Beziehung zu umstrittenen geistlichen Gemeinschaften wie "Das Werk" und der Ordensgemeinschaft der "Legionäre Christi", in denen es zu Missbrauchsfällen kam, kritisch zu beleuchten.

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Braucht die katholische Kirche Reformen? Ohne diese Frage auszusprechen, schwingt sie in Christoph Röhls Dokumentarfilm, der am Reformationstag in den deutschen Kinos startet, in jeder Minute mit. Röhl, selbst kein Gläubiger, nimmt das Leben und Wirken Joseph Ratzingers kritisch unter die Lupe und steigt mit einem verblüffenden Fakt über einen Reformprozess ein. Was viele, die Ratzinger nur als Vorsitzenden der Glaubenskongregation und als späteren Papst Benedikt XVI. kennen, nicht wissen dürften: Beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) war der 1927 im Oberbayerischen geborene Gottesmann noch eine treibende progressive Kraft.

Schon hier offenbart Röhls klassische Herangehensweise an den Dokumentarfilm ihre ersten Schwächen. Ein ruhig montierter Wechsel aus Interviews und Archivmaterial, über dem Ulrich Tukurs getragener Off-Kommentar liegt, zeichnet Ratzingers Wandel vom Erneuerer zum Bewahrer, weg von der Öffnung der Kirche hin zur Trutzburg, doch arg verkürzt, vor allem aber psychologisch unterkomplex und spekulativ nach. Ratzingers Zeit an der Spitze der Glaubenskongregation und später an der Spitze der Kirche räumt Röhl indes mehr Raum ein. Er nutzt diesen geschickt, um die strukturellen Probleme der Kirche anschaulich aufzuzeigen, die den Missbrauch innerhalb dieses hermetischen Systems zwar nicht (be-)förderten, aber ermöglichten und zu ignorieren und vertuschen halfen.

Die Befürworter des 2013 emeritierten Papstes sind klar in der Unterzahl und wirken ein wenig wie ein Feigenblatt. In welche Richtung Röhls Film steuert, macht bereits das vorangestellte Zitat des Theologen Blaise Pascal unmissverständlich. Der Mensch werde umso bestialischer, je mehr er ein Engel sein wolle, heißt es da. Joseph Ratzingers Kritiker zeichnen das Bild eines äußerst gebildeten, aber auch ängstlichen, weltfremden und vom höchsten Kirchenamt überforderten Mannes; das Bild eines Papstes, der der Kirche zu altem Glanz verhelfen wollte und sie dadurch erst in die Krise führte. Weil er notwendige Reformen und die bis heute so dringlich vermisste, allumfassende Aufklärung im Missbrauchsskandal versäumt hat.

Fazit: Christoph Röhls Dokumentarfilm über Joseph Ratzinger, den deutschen Papst Benedikt XVI., wird des komplexen Themas und der vielfältigen (kirchen-)politischen Gemengelage nicht immer gerecht. Was Röhl allerdings schlüssig und nachdrücklich aufzeigt, ist die Notwendigkeit und Dringlichkeit einer nach wie vor nicht zufriedenstellenden Aufarbeitung des Missbrauchskandals innerhalb der katholischen Kirche.




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Besetzung & Crew von "Verteidiger des Glaubens"

Land: Deutschland
Jahr: 2019
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Defender of the Faith
Länge: 95 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 31.10.2019
Regie: Christoph Röhl
Darsteller: Ulrich Tukur
Kamera: Juan Sarmiento G.
Verleih: Real Fiction

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