Gloria - Das Leben wartet nicht (2018)
Gloria Bell
Noch einmal mit Gefühl: Sebastián Lelio hat sein Drama aus dem Jahr 2013 für den US-Markt neu verfilmt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Die geschiedene Mittfünfzigerin Gloria Bell (Julianne Moore) lebt ein routiniertes, unaufgeregtes, manchmal einsames Leben. Sie hätte gern mehr Kontakt zu ihren erwachsenen Kindern Anne (Caren Pistorius) und Peter (Michael Cera), doch die beiden halten ihre Mutter liebevoll auf Distanz. Tagsüber geht Gloria einem langweiligen Bürojob nach, ihre Abende verbringt sie bei Singlepartys für die ältere Generation auf der Tanzfläche.
Dort lernt sie Arnold (John Turturro) kennen. Schnell wird mehr aus dem Flirt, doch Arnold schleppt sein eigenes Päckchen mit sich herum. Immer wieder taucht er unvermittelt ab und ist stundenlang nicht zu erreichen, weil er sich von seiner vereinnahmenden Ex-Frau und den zwei erwachsenen Töchtern nicht lösen kann. Gloria muss sich entscheiden, ob sie ihr eigenes Leben oder eins mit Arnold leben will.
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Filmkritik
Die Nana-Mouskouri-Gedächtnisbrille saß schon Paulina García in "Gloria" (2013) stets etwas zu schief im Gesicht. Auf Julianne Moores Nase wirkt die Sehhilfe mit den überdimensionierten Gläsern bis zuletzt wie ein Fremdkörper, wie sich auch ihre Titelfigur seltsam aseptisch durch die Handlung bewegt und damit das ganze Dilemma dieses Remakes beschreibt. Sebastián Lelios Neuauflage seines Berlinale-Publikumslieblings ist beileibe kein schlechter Film, aber nicht annähernd so schwungvoll und lebenslustig wie das Original.
An den Einzelteilen liegt es nicht; die sind, wie immer beim chilenischen Regisseur und Drehbuchautor, durchdacht und wohl komponiert. Seine Titelfigur ist stark, widerständig und weit entfernt von den austauschbaren Abziehbildern, die Hollywood sonst präsentiert. Natasha Braiers lichtdurchflutete, in Sand- und Erdtönen gehaltene Bilder verengen sich ganz auf Gloria, geben nie zu viel von ihrer Umgebung preis. Matthew Herberts Hammondorgel tänzelt leichtfüßig dazu. Dieses Mal wollen sich diese Einzelteile allerdings nicht so gut zusammenfügen.
Die US-Kritik hat Lelios Remake gefeiert, was mehr über den Zustand Hollywoods als über den Film aussagt. In einer Industrie, in der Frauen ab 50 nur noch klischierte Rollen, geschweige denn Hauptrollen angeboten bekommen, bedeutet "Gloria – Das Leben wartet nicht" viel frischen Wind, ja, kommt beinahe einem Sturm gleich. Diese Frau darf tanzen, sich betrinken, kiffen und vögeln, darf sich selbstbewusst, aber auch verletzlich zeigen, darf ungeschminkt und nackt, kurzum: natürlich sein. Julianne Moore ist dafür einerseits die perfekte Besetzung, für diese Rolle andererseits zu schön. Ein weiteres Dilemma. Obwohl Moore wie schon García in jeder Einstellung zu sehen ist und abermals eine überwältigende Leistung abliefert, reißt sie diesen Film nicht so sehr an sich, wie García es vor sechs Jahren vermochte.
Wer das Original kennt, kann sich das Remake sparen. Alle anderen sehen ein nachdenkliches, differenziertes Drama, das mehr auf leise Zwischentöne denn auf die pure Feier der Lebenslust setzt.
Fazit: Sebastián Lelios Remake seines Berlinale-Lieblings "Gloria" (2013) ist wie das Original ein differenziertes Drama mit einer starken, widerstandsfähigen Frau im Zentrum. So brillant Julianne Moore dieses Altern in Würde auch spielt, an die Lebenslust von Paulina García kommt sie nicht heran. Insgesamt fällt die Neuauflage weniger schwungvoll und deutlich nachdenklicher aus.
An den Einzelteilen liegt es nicht; die sind, wie immer beim chilenischen Regisseur und Drehbuchautor, durchdacht und wohl komponiert. Seine Titelfigur ist stark, widerständig und weit entfernt von den austauschbaren Abziehbildern, die Hollywood sonst präsentiert. Natasha Braiers lichtdurchflutete, in Sand- und Erdtönen gehaltene Bilder verengen sich ganz auf Gloria, geben nie zu viel von ihrer Umgebung preis. Matthew Herberts Hammondorgel tänzelt leichtfüßig dazu. Dieses Mal wollen sich diese Einzelteile allerdings nicht so gut zusammenfügen.
Die US-Kritik hat Lelios Remake gefeiert, was mehr über den Zustand Hollywoods als über den Film aussagt. In einer Industrie, in der Frauen ab 50 nur noch klischierte Rollen, geschweige denn Hauptrollen angeboten bekommen, bedeutet "Gloria – Das Leben wartet nicht" viel frischen Wind, ja, kommt beinahe einem Sturm gleich. Diese Frau darf tanzen, sich betrinken, kiffen und vögeln, darf sich selbstbewusst, aber auch verletzlich zeigen, darf ungeschminkt und nackt, kurzum: natürlich sein. Julianne Moore ist dafür einerseits die perfekte Besetzung, für diese Rolle andererseits zu schön. Ein weiteres Dilemma. Obwohl Moore wie schon García in jeder Einstellung zu sehen ist und abermals eine überwältigende Leistung abliefert, reißt sie diesen Film nicht so sehr an sich, wie García es vor sechs Jahren vermochte.
Wer das Original kennt, kann sich das Remake sparen. Alle anderen sehen ein nachdenkliches, differenziertes Drama, das mehr auf leise Zwischentöne denn auf die pure Feier der Lebenslust setzt.
Fazit: Sebastián Lelios Remake seines Berlinale-Lieblings "Gloria" (2013) ist wie das Original ein differenziertes Drama mit einer starken, widerstandsfähigen Frau im Zentrum. So brillant Julianne Moore dieses Altern in Würde auch spielt, an die Lebenslust von Paulina García kommt sie nicht heran. Insgesamt fällt die Neuauflage weniger schwungvoll und deutlich nachdenklicher aus.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Gloria - Das Leben wartet nicht"
Land: Chile, USAJahr: 2018
Genre: Drama, Komödie
Originaltitel: Gloria Bell
Länge: 102 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 22.08.2019
Regie: Sebastián Lelio
Darsteller: Julianne Moore als Gloria, John Turturro als Arnold, Caren Pistorius als Anne, Michael Cera als Peter, Brad Garrett
Kamera: Natasha Braier
Verleih: SquareOne
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