800 mal einsam - Ein Tag mit dem Filmemacher Edgar Reitz (2019)
Differenzierter Dialog: deutscher Dokumentarfilm über und mit Regisseur Edgar Reitz.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Edgar Reitz, 1932 in Morbach im Hunsrück als Sohn eines Uhrmachers geboren, ist einer der bekanntesten und bedeutendsten deutschen Regisseure der Nachkriegszeit. Er gehörte zu den Mitunterzeichnern des Oberhausener Manifests und brachte mit Filmen wie "Mahlzeiten" (1967) oder "Cardillac" (1969) den Neuen Deutschen Film auf den Weg. Zu seinen größten Erfolgen zählt die Trilogie "Heimat" (1984, 1992, 2004).
Für ihren Dokumentarfilm hat sich Anna Hepp mit Reitz getroffen und einen Tag mit ihm verbracht. An wechselnden Orten – mal im Kino, mal mitten in der Natur – entspinnt sich ein Gespräch von Regisseurin zu Regisseur. Reitz spricht über seine Kindheit, seinen Vater und seine Familie, über eine Karriere mit Höhe- und Tiefpunkten und über die deutsche Filmlandschaft im Wandel der Zeit.
Bildergalerie zum Film "800 mal einsam - Ein Tag mit dem Filmemacher Edgar Reitz"
Hier streamen
Filmkritik
Edgar Reitz hat viel gesehen, viel erlebt, viel erreicht und gibt darüber offen Auskunft. Bei einem aber liegt er daneben: den Ausmaßen der Essener Lichtburg. Deutschlands größter Kinosaal zählt nicht nur 800, sondern 1250 Sitze. "1250 mal einsam" müsste dieser Dokumentarfilm also eigentlich heißen. Doch Reitz hat sich verschätzt, und "800 mal einsam" klingt sowieso besser. Sein eigenes Werk und die deutsche Filmlandschaft schätzt der Regisseur hingegen ziemlich treffend ein.
Anna Hepp und ihr kleines Team haben Reitz einen Tag lang begleitet. Aus ihrer Bewunderung für den Kollegen macht sie keinen Hehl. Und auch den Entstehungsprozess ihres Films bildet sie im Film ab. Die technischen Spielereien – zunächst eine Art Spiegelung von Reitz' Kurzdokumentarfilm "Susanne tanzt" (1979), später der Wechsel von Schwarz-Weiß zu Farbe, der Einsatz von Zeitraffer usw. – hätte sich Hepp indessen sparen können. Sie bleiben mehr ungelenke Fingerübung als Zugewinn und wären auch gar nicht nötig gewesen.
Der Dialog mit Reitz, von Hepp stets neugierig, nachforschend und auf Augenhöhe geführt, ist Gewinn genug. Hier erfährt das Publikum Erkleckliches über das Filmemachen, über künstlerische Hingabe, die an Selbstaufgabe grenzt, und über das "Deutsche am deutschen Film". Ebenfalls sehenswert: Wenn der ansonsten so ruhige und reflektierte Reitz beim Gespräch über den dritten Teil seiner "Heimat" und die Hindernisse bei dessen Fertigstellung beinahe gereizt reagiert. Hepp und Reitz könnte man stundenlang zuhören. Leider dauert der Film nicht einmal eineinhalb Stunden.
Fazit: Wer über die eher bemühten technischen Spielereien dieses Dokumentarfilms hinwegsieht, bekommt ein aufschlussreiches Gespräch über das Kino, die Kunst und das Leben geboten. Klug, spannend, erfrischend unaufgeregt.
Anna Hepp und ihr kleines Team haben Reitz einen Tag lang begleitet. Aus ihrer Bewunderung für den Kollegen macht sie keinen Hehl. Und auch den Entstehungsprozess ihres Films bildet sie im Film ab. Die technischen Spielereien – zunächst eine Art Spiegelung von Reitz' Kurzdokumentarfilm "Susanne tanzt" (1979), später der Wechsel von Schwarz-Weiß zu Farbe, der Einsatz von Zeitraffer usw. – hätte sich Hepp indessen sparen können. Sie bleiben mehr ungelenke Fingerübung als Zugewinn und wären auch gar nicht nötig gewesen.
Der Dialog mit Reitz, von Hepp stets neugierig, nachforschend und auf Augenhöhe geführt, ist Gewinn genug. Hier erfährt das Publikum Erkleckliches über das Filmemachen, über künstlerische Hingabe, die an Selbstaufgabe grenzt, und über das "Deutsche am deutschen Film". Ebenfalls sehenswert: Wenn der ansonsten so ruhige und reflektierte Reitz beim Gespräch über den dritten Teil seiner "Heimat" und die Hindernisse bei dessen Fertigstellung beinahe gereizt reagiert. Hepp und Reitz könnte man stundenlang zuhören. Leider dauert der Film nicht einmal eineinhalb Stunden.
Fazit: Wer über die eher bemühten technischen Spielereien dieses Dokumentarfilms hinwegsieht, bekommt ein aufschlussreiches Gespräch über das Kino, die Kunst und das Leben geboten. Klug, spannend, erfrischend unaufgeregt.
Falk Straub
FBW-Bewertung zu "800 mal einsam - Ein Tag mit dem Filmemacher Edgar Reitz"Jurybegründung anzeigen
Ein Tag mit undüber den Filmemacher Edgar Reitz. Ort der Gespräche mit der jungen Filmemacherin Anna Hepp: Die legendäre Essener Lichtburg. Fasziniert blickt Edgar Reitz auf die 800 leeren Kinositze im Prachtbau - Synonym für ihn für den Kampf um [...mehr]TrailerAlle "800 mal einsam - Ein Tag mit dem Filmemacher Edgar Reitz"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "800 mal einsam - Ein Tag mit dem Filmemacher Edgar Reitz"
Land: DeutschlandJahr: 2019
Genre: Dokumentation
Länge: 84 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 05.03.2020
Regie: Anna Hepp
Darsteller: Edgar Reitz, Anna Hepp
Kamera: Oliver Freuwörth, Elí Roland Sachs, Christian Scholz
Verleih: dejavu filmverleih