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FBW-Bewertung: Prélude (2019)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: »Prélude« gehört zu den Filmen, die mit Beginn des Abspanns in den Köpfen und Herzen der Zuschauer weiterlaufen, die also jenseits der Leinwand ein Eigenleben führen, weil sie mit besonderer Konsequenz und Leidenschaft erzählt werden. Im Zentrum steht dabei die Hauptfigur David. Die Erzählperspektive hält sich durchgehend ganz dicht an ihm, und trotz dieser emotional so verschlossenen Figur, trotz des Destruktiven seines Charakters, trotz der enormen Kälte, die ihn im Konservatorium umgibt, und trotz der teils bewusst spröden Ausstrahlung funktioniert die Identifikation mit ihm sofort. Louis Hofmann brilliert in diesem großartigen Kieslowski-Setup und macht die Selbstzweifel, den Ehrgeiz sowie den Druck, den David konstant fühlt, nachvollziehbar und spürbar. Die Zuschauer sind ihm sehr nahe ? und doch können sie ihn kaum ergründen. Diese Gratwanderung in der Figurenzeichnung gelingt den kreativen Kräften des Films im Zusammenspiel ausgezeichnet ? eine Voraussetzung, die für den so konsequenten und gleichsam unfassbaren Ausgang des Films unerlässlich ist. Das Milieu des Musikkonservatoriums, das nebenbei erzählt wird, mit seinem Wettbewerb und der zur Methodegereiften Selbstgefälligkeit der Lehrenden wirkt äußerst glaubwürdig und punktgenau geschildert.
Auf inszenatorischer Ebeneüberzeugt nachhaltig das Konzept, weniger mit Dialogen als vielmehr mit filmischen Mitteln zu erzählen. So etwa drückt Davids Musik in der Art, wie sie inszeniert ist, alle Emotionen der Figur perfekt aus, und enorm starke Montagesequenzen aus Bildern und Tönen vermögen auf filmischem Wege vielbesser, das Innere der Figur nach außen zu kehren, als jede verbal geäußerte Erklärung. »Prélude« leistet einen starken Beitrag zum Zustand unserer Leistungsgesellschaft, die nicht nur, aber vor allem jungen Menschen mit einem enormen Druck belastet. Dabei zeigt sich »Prélude« inhaltlichwie formal nicht nur als stimmiger, sondern als geradezu kompromissloser Film, dem die Jury nach intensiver Diskussion das höchste Prädikat mit Überzeugung zuspricht.



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