Alles über Evin (2019)
Born in Evin
Eindringliches (Selbst-) Porträt: Maryam Zaree widmet sich ausführlich der Geschichte ihrer Eltern, die nach dem Sturz des Schahs im Iran im Gefängnis saßen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 1 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Iran 1979: Der religiöse Führer Ayatollah Khomeini ruft nach dem gewaltsamen Ende der Monarchie die Islamische Revolution aus. Der Beginn einer jahrelangen autarken, diktatorischen Schreckensherrschaft, der unzählige Andersdenkende und Gegner der Regierung zum Opfer fallen. Viele von ihnen landen im berüchtigten Foltergefängnis Evin. Die Schauspielerin und Regisseurin Maryam Zaree erblickte 1983 in diesem Gefängnis das Licht der Welt. Unter katastrophalen (hygienischen) Umständen musste Zarees Mutter in dem Horror-Gefängnis gebären. Jetzt, 40 Jahre nach der Islamischen Revolution, wagt Zaree es, ihrer Familie, in der nie über diese traumatische Zeit gesprochen wurde, Fragen zu stellen. Sie begibt sich auf Spurensuche und versucht herauszufinden, was das jahrelange Verdrängen und Schweigen mit den Betroffenen gemacht hat.
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Filmkritik
Die deutsch-österreichische Dokumentation ist das Regiedebüt von Zaree, die als Schauspielerin hierzulande vor allem durch ihre Rolle in der Gangster-Serie "4 Blocks" bekannt wurde. Weltpremiere erlebte der Film auf der diesjährigen Berlinale in der Sektion "Perspektive Deutsches Kino". Zaree wurde mit dem hessischen Filmpreis 2019 als beste Newcomerin ausgezeichnet.
"Born in Evin" ist keine gewöhnliche Dokumentation über die im Namen des Islam verübten Gräueltaten des Chomeini-Regimes. Zaree behandelt in ihrem ersten Film ein in der breiten Öffentlichkeit wenig geläufiges Thema – im Gegensatz zu den Ursachen und direkten, unübersehbaren Folgen des Schah-Sturzes Ende der 70er-Jahre und der daran anknüpfenden Islamischen Revolution, über die bereits zahlreiche Dokus und Filme vorliegen. Hinter den dicken Gefängnismauern geschahen die Verbrechen und Misshandlungen der politischen Gefangenen jedoch im Stillen und Verborgenen. Das 1971 entstandene Foltergefängnis Evin, in dem Zarees Mutter als verfolgte Regionalpolitikerin Anfang der 80er-Jahre einsaß, war dementsprechend erst selten Gegenstand filmischer Betrachtungen und dokumentarischer Arbeiten.
Allein dieser Umstand macht "Born in Evin" schon beachtenswert, hinzu kommt ein unkonventioneller, erfrischender inszenatorischer Ansatz, in dem Zaree immer wieder auf metaphorische Anspielungen (Stichwort: Fallschirm) und eine ausgeprägte Symbolhaftikgkeit (Stichwort: Kerze) setzt. Überraschend ist, wie wenig sie aus den Personen, von denen sie sich eine Antwort erhofft, herausbekommt. Die Mauer des Schweigens ist standhaft und schwer niederzureißen.
Die meisten Treffen verlaufen ergebnislos und Zaree macht kein Geheimnis daraus, dass sie die Sinnhaftigkeit ihres ersten Films allmählich in Frage stellt. Doch hier und da erhält sie –bruchstückhaft – wichtige Informationsfetzen, etwa von ihrem Vater oder einer Gruppe ehemaliger Evin-Häftlinge, die von kaum vorstellbaren Zuständen und unermesslichen Qualen der Insassen berichten. Von gebärenden Frauen etwa, denen es verboten war zu schreien. Oder von heillos überfüllten Zellen in einem Gefängnis, das ursprünglich für rund 350 Insassen ausgelegt war – in dem zu Zeiten der Revolution allerdings bis zu 15 000 politische Häftlinge gleichzeitig gefangen waren.
Fazit: Schonungslos offene, nachdrückliche Doku über ein in der breiten Öffentlichkeit wenig bekanntes und diskutiertes Thema, die vom erfrischenden Ansatz und der angstfreien Umsetzung der sympathischen Filmemacherin profitiert.
"Born in Evin" ist keine gewöhnliche Dokumentation über die im Namen des Islam verübten Gräueltaten des Chomeini-Regimes. Zaree behandelt in ihrem ersten Film ein in der breiten Öffentlichkeit wenig geläufiges Thema – im Gegensatz zu den Ursachen und direkten, unübersehbaren Folgen des Schah-Sturzes Ende der 70er-Jahre und der daran anknüpfenden Islamischen Revolution, über die bereits zahlreiche Dokus und Filme vorliegen. Hinter den dicken Gefängnismauern geschahen die Verbrechen und Misshandlungen der politischen Gefangenen jedoch im Stillen und Verborgenen. Das 1971 entstandene Foltergefängnis Evin, in dem Zarees Mutter als verfolgte Regionalpolitikerin Anfang der 80er-Jahre einsaß, war dementsprechend erst selten Gegenstand filmischer Betrachtungen und dokumentarischer Arbeiten.
Allein dieser Umstand macht "Born in Evin" schon beachtenswert, hinzu kommt ein unkonventioneller, erfrischender inszenatorischer Ansatz, in dem Zaree immer wieder auf metaphorische Anspielungen (Stichwort: Fallschirm) und eine ausgeprägte Symbolhaftikgkeit (Stichwort: Kerze) setzt. Überraschend ist, wie wenig sie aus den Personen, von denen sie sich eine Antwort erhofft, herausbekommt. Die Mauer des Schweigens ist standhaft und schwer niederzureißen.
Die meisten Treffen verlaufen ergebnislos und Zaree macht kein Geheimnis daraus, dass sie die Sinnhaftigkeit ihres ersten Films allmählich in Frage stellt. Doch hier und da erhält sie –bruchstückhaft – wichtige Informationsfetzen, etwa von ihrem Vater oder einer Gruppe ehemaliger Evin-Häftlinge, die von kaum vorstellbaren Zuständen und unermesslichen Qualen der Insassen berichten. Von gebärenden Frauen etwa, denen es verboten war zu schreien. Oder von heillos überfüllten Zellen in einem Gefängnis, das ursprünglich für rund 350 Insassen ausgelegt war – in dem zu Zeiten der Revolution allerdings bis zu 15 000 politische Häftlinge gleichzeitig gefangen waren.
Fazit: Schonungslos offene, nachdrückliche Doku über ein in der breiten Öffentlichkeit wenig bekanntes und diskutiertes Thema, die vom erfrischenden Ansatz und der angstfreien Umsetzung der sympathischen Filmemacherin profitiert.
Björn Schneider
FBW-Bewertung zu "Alles über Evin"Jurybegründung anzeigen
Es gibt einen großen blinden Fleck im Leben von Maryam Zaree, und dies macht sie am Anfang ihres Films sehr anschaulich dadurch deutlich, dass sie für ein paar Sekunden nur Schwarzfilm zeigt. Die in Deutschland erfolgreiche Schauspielerin wurde 1983 [...mehr]TrailerAlle "Alles über Evin"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Alles über Evin"
Land: Deutschland, ÖsterreichJahr: 2019
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Born in Evin
Kinostart: 17.10.2019
Regie: Maryam Zaree
Kamera: Siri Klug
Verleih: Real Fiction
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