Mein Leben mit Amanda (2018)
Amanda
Vater wider Willen: französisches Drama über einen jungen Mann, der sich um seine Nichte kümmern muss.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 5 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Der 24-jährige David (Vincent Lacoste) lebt unbeschwert in Paris. Mit seinen zwei Jobs kommt er über die Runden. Zu seiner älteren Schwester Sandrine (Ophélia Kolb) und ihrer siebenjährigen Tochter Amanda (Isaure Multrier) pflegt er einen engen Kontakt, nimmt seine Rolle als Onkel aber locker. Amanda lässt er schon mal ein paar Stunden vor ihrer Schule sitzen, anstatt sie rechtzeitig abzuholen. Während Sandrine sich als berufstätige, alleinerziehende Mutter abstrampelt, bandelt David mit seiner neuen Nachbarin Léna (Stacy Martin) an.
Nach einem schweren Schicksalsschlag muss sich David um Amanda kümmern und ist sichtlich überfordert. Er schiebt seine Nichte zwischen sich und seiner Tante Maud (Marianne Basler) hin und her und überlegt, sie in ein Kinderheim zu geben. Mit Léna ist seither alles anders. Eine lange geplante Reise nach London zum Tennisturnier von Wimbledon, währenddessen er nach Jahren der Funkstille seine Mutter Alison (Greta Scacchi) wiedersieht, bringt Klarheit.
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Filmkritik
Schon "Dieses Sommergefühl" (2015) spürte der Trauer nach. In seinem jüngsten Drama verknüpft Mikhaël Hers deren Verarbeitung mit einem sehr gegenwärtigen Ereignis. In Frankreich heißt sein Film schlicht "Amanda", nach dem siebenjährigen Mädchen, um das sich die Geschichte dreht, und das seinen 17 Jahre älteren Onkel wieder aufrichtet. Dementsprechend ist dort nur die wunderbare, erfrischend natürlich spielende Debütantin Isaure Multrier auf dem Filmplakat zu sehen. Der deutsche Verleihtitel, gepaart mit einem Plakat, das Onkel und Nichte im Spurt durch Paris zeigt, verrät ein Quäntchen zu viel. Das Publikum kann sich bereits denken, dass "Mein Leben mit Amanda" nicht die leichte Sommerkomödie vom Beginn bleiben wird.
Amandas Onkel David (Vincent Lacoste) ist so unbeschwert wie der Pariser Sommer. Über das Leben macht er sich wenig Gedanken. Einen Karriereplan hat er nicht. Mit seinen Jobs als Wohnungsverwalter und Landschaftsgärtner kommt er über die Runden und ist zufrieden. Ein charmanter Luftikus, der nur so viel wie nötig arbeitet. Im Job gut organisiert, im Privatleben mitunter kopflos. Ganz anders als seine ältere Schwester Sandrine (Ophélia Kolb), die als alleinerziehende Mutter und Lehrerin nie stillsteht. Doch das ungleiche Geschwisterpaar hat auch Gemeinsamkeiten. Sie verbindet eine Lebenslust und eine kindliche Freude an den Dingen, etwa wenn sie mit ihren Fahrrädern durch Paris um die Wette strampeln oder Sandrine mit Amanda zu einem Song von Elvis Presley in der Wohnung tanzt.
Diese kleinen, scheinbar banalen zwischenmenschlichen Momente und die von Hers gemeinsam mit Co-Autorin Maud Ameline erdachten Figuren erzeugen eine ungeheure Glaubwürdigkeit. Sie sind lebensnah, tief, plastisch – und all das in nur wenigen Szenen. "Ich habe das Gefühl, dass ich durch Banalitäten der Wahrheit näher komme als durch Spektakel", sagt Hers über seinen Film und trifft damit ins Schwarze und beim Publikum mitten ins Herz.
"Mein Leben mit Amanda" ist denn auch ganz unspektakulär inszeniert, erinnert mitunter eher an eine Fernsehproduktion denn an Kino, blendet mehrmals ab und das Horrorszenario im Zentrum der Handlung aus. Wie David und Amanda im Speziellen und die Gesellschaft im Allgemeinen darauf reagieren, das zeigt der Regisseur indes ganz ungeniert. Während Amanda die Phasen der Trauer schneller und erfolgreicher durchläuft, schiebt David sie lange beiseite. Immer wieder bricht sie unkontrolliert aus ihm hervor, bis er sie schließlich annimmt.
Mikhaël Hers ist ein berührendes und (trotz der Schwere der Ereignisse) unterhaltsames Drama über einen jungen Mann geglückt, der – selbst ohne Mutter aufgewachsen – durch seine erzwungene Vaterrolle erst richtig erwachsen wird. Am Ende kehrt Normalität ein, beinahe so beschwingt wie zu Beginn.
Fazit: "Mein Leben mit Amanda" ist ein berührendes, aber nie rührseliges Drama über Trauer, Familie und das Weiterleben nach einem Schicksalsschlag. Regisseur und Drehbuchautor Mikhaël Hers kann sich dabei auf seine lebensnah geschriebenen Figuren, seine Natürlichkeit simulierende Inszenierung und ein tolles Ensemble verlassen, bei dem die Chemie stimmt.
Amandas Onkel David (Vincent Lacoste) ist so unbeschwert wie der Pariser Sommer. Über das Leben macht er sich wenig Gedanken. Einen Karriereplan hat er nicht. Mit seinen Jobs als Wohnungsverwalter und Landschaftsgärtner kommt er über die Runden und ist zufrieden. Ein charmanter Luftikus, der nur so viel wie nötig arbeitet. Im Job gut organisiert, im Privatleben mitunter kopflos. Ganz anders als seine ältere Schwester Sandrine (Ophélia Kolb), die als alleinerziehende Mutter und Lehrerin nie stillsteht. Doch das ungleiche Geschwisterpaar hat auch Gemeinsamkeiten. Sie verbindet eine Lebenslust und eine kindliche Freude an den Dingen, etwa wenn sie mit ihren Fahrrädern durch Paris um die Wette strampeln oder Sandrine mit Amanda zu einem Song von Elvis Presley in der Wohnung tanzt.
Diese kleinen, scheinbar banalen zwischenmenschlichen Momente und die von Hers gemeinsam mit Co-Autorin Maud Ameline erdachten Figuren erzeugen eine ungeheure Glaubwürdigkeit. Sie sind lebensnah, tief, plastisch – und all das in nur wenigen Szenen. "Ich habe das Gefühl, dass ich durch Banalitäten der Wahrheit näher komme als durch Spektakel", sagt Hers über seinen Film und trifft damit ins Schwarze und beim Publikum mitten ins Herz.
"Mein Leben mit Amanda" ist denn auch ganz unspektakulär inszeniert, erinnert mitunter eher an eine Fernsehproduktion denn an Kino, blendet mehrmals ab und das Horrorszenario im Zentrum der Handlung aus. Wie David und Amanda im Speziellen und die Gesellschaft im Allgemeinen darauf reagieren, das zeigt der Regisseur indes ganz ungeniert. Während Amanda die Phasen der Trauer schneller und erfolgreicher durchläuft, schiebt David sie lange beiseite. Immer wieder bricht sie unkontrolliert aus ihm hervor, bis er sie schließlich annimmt.
Mikhaël Hers ist ein berührendes und (trotz der Schwere der Ereignisse) unterhaltsames Drama über einen jungen Mann geglückt, der – selbst ohne Mutter aufgewachsen – durch seine erzwungene Vaterrolle erst richtig erwachsen wird. Am Ende kehrt Normalität ein, beinahe so beschwingt wie zu Beginn.
Fazit: "Mein Leben mit Amanda" ist ein berührendes, aber nie rührseliges Drama über Trauer, Familie und das Weiterleben nach einem Schicksalsschlag. Regisseur und Drehbuchautor Mikhaël Hers kann sich dabei auf seine lebensnah geschriebenen Figuren, seine Natürlichkeit simulierende Inszenierung und ein tolles Ensemble verlassen, bei dem die Chemie stimmt.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Mein Leben mit Amanda"
Land: FrankreichJahr: 2018
Genre: Drama
Originaltitel: Amanda
Länge: 107 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 12.09.2019
Regie: Mikhaël Hers
Darsteller: Vincent Lacoste als David Sorel, Isaure Multrier als Amanda Sorel, Stacy Martin als Léna, Ophelia Kolb als Sandrine Sorel, Marianne Basler
Kamera: Sébastien Buchmann
Verleih: MFA Film, Die FILMAgentinnen
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