Burning (2018)
Beoning
Schwelende Klassenkonflikte: südkoreanischer Mix aus Liebesfilm, Sozialdrama und Thriller, in dem eine junge Frau spurlos verschwindet.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Jong-su (Ah-in Yoo) träumt von einer Karriere als Schriftsteller. Nach seinem Studium hält er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und läuft dabei zufällig Haemi (Jong-seo Jun) über den Weg, einer jungen Frau aus seinem Heimatdorf, die sich an ihn erinnert, er aber nicht an sie. Jong-su und Haemi stammen beide aus einfachen Verhältnissen. Während sie in einem winzigen Einraumapartment wohnt, kümmert sich Jong-su um den heruntergekommenen Bauernhof seines Vaters, der sich wegen seiner Gewaltausbrüche vor Gericht verantworten muss.
Haemi steigt mit Jong-su ins Bett und bittet ihn, während einer Reise auf ihre Katze aufzupassen. Zu Jong-sus Verwunderung bringt Haemi den umwerfend aussehenden und stinkreichen Ben (Steven Yeun) aus dem Urlaub mit. Was Ben von Haemi will, ist ebenso unklar wie die Herkunft all seines Geldes. Jong-sus Eifersucht auf Bens Lebensstil und auf seine Beziehung wächst. Dann verschwindet Haemi spurlos.
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Filmkritik
Derzeit schafft es wohl keine andere Nation so gut wie Südkorea, Genrekino mit Gesellschaftskritik zu verbinden. Egal ob im Animations-, Zombie-, Monster- oder Serienkiller-Film – unter der genretypischen Oberfläche schwelen Generationenkonflikte, Klassenkämpfe und andere heikle Themen wie Frauenfeindlichkeit. Ein Meister dieser Verschränkung ist Joon-ho Bong. Für "Parasite" hat er im Frühjahr 2019 bei den Filmfestspielen in Cannes die Goldene Palme erhalten. Ein Jahr vorher räumte sein Landsmann Chang-dong Lee an der Croisette lediglich den Kritikerpreis ab. Dabei ist dessen "Burning" ein meisterhaftes Rätsel.
"Burning" beginnt als Liebesfilm und endet als Thriller, der die Zusehenden mit mehr Fragen entlässt, als er Antworten gibt. Lee zwingt sein Publikum, zwischen den Zeilen zu lesen, und verlangt ihm viel Geduld ab. Wer die aus dem amerikanischen Kino gewohnte, allumfassende Aufklärung erwartet, sitzt im falschen Film. Zwar liegt eine bestimmte Lesart nahe, Lees offene Erzählweise, die mehr andeutet, als sie ausspricht, lässt aber mannigfache Interpretationsmöglichkeiten zu. Was ist wahr, was falsche Erinnerung? Wer ist hier Täter, wer Opfer? Ist tatsächlich ein Verbrechen geschehen? Und ist das Ende echt oder vom angehenden Schriftsteller nur ausgedacht?
Der Film basiert auf Haruki Murakamis Kurzgeschichte "Barn Burning". Lee dehnt sie auf 148 metaphorische, ungemein hypnotische Minuten. Obwohl im Grunde kaum etwas passiert, verströmt "Burning" in jeder von Kameramann Kyung-pyo Hong bestechend schön eingefangenen Einstellung eine ungeheure Anspannung, die sich in der allerletzten Sequenz eruptiv entlädt. Mowgs minimalistische, aber nervenaufreibende Musik und die vielsagenden Blicke des sich wundervoll ergänzenden Schauspielertrios tragen zur eigenwilligen Atmosphäre bei.
Dazwischen gibt es durchaus Längen. Auf Lees bedächtigen Erzählfluss muss man sich einlassen. Wer ausreichend Sitzfleisch mitbringt, wird mit einem bisweilen traumhaft-unwirklichen Stilmix belohnt; mit einer bitterbösen Gesellschaftsparabel, in der gelangweilte Reiche sich an der Armut anderer belustigen und sich der Armen unbescholten entledigen, weil sich die Polizei nicht dafür interessiert. Das ist zumindest eine Lesart dieses vielschichtigen Films.
Fazit: Mehr als ein Jahr nach seiner Weltpremiere in Cannes kommt Chang-dong Lees "Burning" in die deutschen Kinos. Das Warten hat sich gelohnt. Mit tollen Schauspielern, bestechend schönen Bildern und minimalistischer Musik mischt Lee meisterhaft Liebesfilm, Gesellschaftsdrama und Thriller. Ein rätselhaftes, bisweilen traumhaft-unwirkliches Filmerlebnis.
"Burning" beginnt als Liebesfilm und endet als Thriller, der die Zusehenden mit mehr Fragen entlässt, als er Antworten gibt. Lee zwingt sein Publikum, zwischen den Zeilen zu lesen, und verlangt ihm viel Geduld ab. Wer die aus dem amerikanischen Kino gewohnte, allumfassende Aufklärung erwartet, sitzt im falschen Film. Zwar liegt eine bestimmte Lesart nahe, Lees offene Erzählweise, die mehr andeutet, als sie ausspricht, lässt aber mannigfache Interpretationsmöglichkeiten zu. Was ist wahr, was falsche Erinnerung? Wer ist hier Täter, wer Opfer? Ist tatsächlich ein Verbrechen geschehen? Und ist das Ende echt oder vom angehenden Schriftsteller nur ausgedacht?
Der Film basiert auf Haruki Murakamis Kurzgeschichte "Barn Burning". Lee dehnt sie auf 148 metaphorische, ungemein hypnotische Minuten. Obwohl im Grunde kaum etwas passiert, verströmt "Burning" in jeder von Kameramann Kyung-pyo Hong bestechend schön eingefangenen Einstellung eine ungeheure Anspannung, die sich in der allerletzten Sequenz eruptiv entlädt. Mowgs minimalistische, aber nervenaufreibende Musik und die vielsagenden Blicke des sich wundervoll ergänzenden Schauspielertrios tragen zur eigenwilligen Atmosphäre bei.
Dazwischen gibt es durchaus Längen. Auf Lees bedächtigen Erzählfluss muss man sich einlassen. Wer ausreichend Sitzfleisch mitbringt, wird mit einem bisweilen traumhaft-unwirklichen Stilmix belohnt; mit einer bitterbösen Gesellschaftsparabel, in der gelangweilte Reiche sich an der Armut anderer belustigen und sich der Armen unbescholten entledigen, weil sich die Polizei nicht dafür interessiert. Das ist zumindest eine Lesart dieses vielschichtigen Films.
Fazit: Mehr als ein Jahr nach seiner Weltpremiere in Cannes kommt Chang-dong Lees "Burning" in die deutschen Kinos. Das Warten hat sich gelohnt. Mit tollen Schauspielern, bestechend schönen Bildern und minimalistischer Musik mischt Lee meisterhaft Liebesfilm, Gesellschaftsdrama und Thriller. Ein rätselhaftes, bisweilen traumhaft-unwirkliches Filmerlebnis.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Burning"
Land: SüdkoreaJahr: 2018
Genre: Thriller, Mystery
Originaltitel: Beoning
Länge: 148 Minuten
Kinostart: 06.06.2019
Regie: Chang-dong Lee
Darsteller: Ah In Yoo als Lee Jong-su, Steven Yeun als Ben, Jong-seo Jun als Shin Hae-mi, Soo-Kyung Kim, Seung-ho Choi
Kamera: Kyung-Pyo Hong
Verleih: Central Film, Capelight Pictures
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Arte zeigt TV-Premiere "Burning"
Arte zeigt TV-Premiere "Burning"
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