Mein liebster Stoff (2018)
Mon tissu préféré
Geschlossene Gesellschaft: international produziertes Drama, das einer jungen Syrerin während der Arabellion durch ihr Leben in Damaskus folgt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Die 25-jährige Nahla (Mana Issa) arbeitet in einer Boutique und lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter Salwa (Souraya Baghdadi) und den beiden jüngeren Schwestern Myriam (Mariah Tannory) und Line (Nathalie Issa) in einer kleinen Wohnung in Damaskus. Während im Frühjahr 2011 immer mehr Syrer für ihre Freiheit auf die Straße gehen, wird Nahla dem in die USA emigrierten Samir (Saad Lostan) vorgestellt, der in der alten Heimat auf Brautschau ist. Doch die eigensinnige junge Frau stößt Samir vor den Kopf, der stattdessen um Myriams Hand anhält. Derweil freundet sich Nahla mit der neuen Nachbarin Madame Jiji (Ula Tabari) an, die ein Stockwerk höher eingezogen ist und mit mehreren jungen Frauen ein obskures Gewerbe betreibt. Dort stößt sie auf den geheimnisvollen Soldaten Salem (Wissam Fares), der sich von Madame Jijis Angestellten bei jedem Besuch dasselbe Märchen erzählen lässt.
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Filmkritik
Der Stoff, den Verkäuferin Nahla (Mana Issa) am liebsten auf der Haut spürt, ist ihr rosafarbenes Nachthemd, das sie während der intimen Treffen mit einem geheimnisvollen Fremden (Metin Akdülger) trägt. Ob es sich bei diesen schwerelosen, von Peer Kleinschmidts reduzierter Klavier- und Streicherkomposition begleiteten Szenen um (Wunsch-)Träume oder Erinnerungen handelt, bleibt wie so vieles in Gaya Jijis Langfilmdebüt in der Schwebe.
Jiji erzählt von einer verschlossenen Frau in einer sich zunehmend verschließenden Gesellschaft. Während der nächtlichen Taxifahrten auf dem Rückweg von ihrer Arbeit erspäht Nahla Regierungstruppen auf den Hausdächern. Durch ihre eigene Familie geht politisch ein Riss. Während die Syrer auf der Straße für mehr Freiheit ihr Leben riskieren, zieht sich Nahla immer weiter in sich selbst zurück, bis sie das Haus schließlich gar nicht mehr verlässt. Tagsüber mietet sie sich bei ihrer Nachbarin ein, um dort durch Türen zu linsen und an den Wänden zu lauschen.
Jiji hat diese Mischung aus (sexuellem) Wunsch und Wirklichkeit wie einen kammerspielartigen Traum inszeniert. Außenaufnahmen sind selten. Damaskus' altes Stadtbild aus vorrevolutionären Zeiten ist nur in wenigen Archivaufnahmen präsent. Mit seiner Protagonistin schließt sich auch der Film immer mehr ein. Die Ereignisse auf den Straßen dringen nur durch Radio und Fernsehen nach drinnen. Erst ganz am Schluss, als sich Nahla befreit hat, weitet auch Jiji wieder den Blick.
"Mein liebster Stoff" ist eine Mischung aus politischer Realität und poetischer Weltflucht, ein modernes "Tausendundeine Nacht" in Baschar al-Assads Syrien mit einer Protagonistin, die die stumme Voyeurin gibt. Das funktioniert allerdings nur leidlich, weil Nahla bis zuletzt eine unzugängliche Hauptfigur bleibt, die die Zuschauer nicht an ihrer Gedanken- und Gefühlswelt teilhaben lässt. Mit ihr dreht sich auch die Handlung, die Jiji in Zusammenarbeit mit Zoé Galeron und Eiji Yamazaki verfasst hat, schnell im Kreis und macht die 96 kurzen Minuten unglaublich zäh.
Fazit: In seinen besten Momenten ist "Mein liebster Stoff" eine schwerelose Mischung aus (Wunsch-)Traum und Wirklichkeit. Insgesamt fehlt Gaya Jijis Langfilmdebüt allerdings sowohl eine zugängliche Hauptfigur als auch eine schlüssige Handlung. Das macht die kurzen 96 Minuten unglaublich zäh.
Jiji erzählt von einer verschlossenen Frau in einer sich zunehmend verschließenden Gesellschaft. Während der nächtlichen Taxifahrten auf dem Rückweg von ihrer Arbeit erspäht Nahla Regierungstruppen auf den Hausdächern. Durch ihre eigene Familie geht politisch ein Riss. Während die Syrer auf der Straße für mehr Freiheit ihr Leben riskieren, zieht sich Nahla immer weiter in sich selbst zurück, bis sie das Haus schließlich gar nicht mehr verlässt. Tagsüber mietet sie sich bei ihrer Nachbarin ein, um dort durch Türen zu linsen und an den Wänden zu lauschen.
Jiji hat diese Mischung aus (sexuellem) Wunsch und Wirklichkeit wie einen kammerspielartigen Traum inszeniert. Außenaufnahmen sind selten. Damaskus' altes Stadtbild aus vorrevolutionären Zeiten ist nur in wenigen Archivaufnahmen präsent. Mit seiner Protagonistin schließt sich auch der Film immer mehr ein. Die Ereignisse auf den Straßen dringen nur durch Radio und Fernsehen nach drinnen. Erst ganz am Schluss, als sich Nahla befreit hat, weitet auch Jiji wieder den Blick.
"Mein liebster Stoff" ist eine Mischung aus politischer Realität und poetischer Weltflucht, ein modernes "Tausendundeine Nacht" in Baschar al-Assads Syrien mit einer Protagonistin, die die stumme Voyeurin gibt. Das funktioniert allerdings nur leidlich, weil Nahla bis zuletzt eine unzugängliche Hauptfigur bleibt, die die Zuschauer nicht an ihrer Gedanken- und Gefühlswelt teilhaben lässt. Mit ihr dreht sich auch die Handlung, die Jiji in Zusammenarbeit mit Zoé Galeron und Eiji Yamazaki verfasst hat, schnell im Kreis und macht die 96 kurzen Minuten unglaublich zäh.
Fazit: In seinen besten Momenten ist "Mein liebster Stoff" eine schwerelose Mischung aus (Wunsch-)Traum und Wirklichkeit. Insgesamt fehlt Gaya Jijis Langfilmdebüt allerdings sowohl eine zugängliche Hauptfigur als auch eine schlüssige Handlung. Das macht die kurzen 96 Minuten unglaublich zäh.
Falk Straub
TrailerAlle "Mein liebster Stoff"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Mein liebster Stoff"
Land: Frankreich, Deutschland, TürkeiJahr: 2018
Genre: Drama
Originaltitel: Mon tissu préféré
Länge: 96 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 10.01.2019
Regie: Gaya Jiji
Darsteller: Metin Akdülger, Manal Issa, Gaya Jiji, Ula Tabari, Wissam Fares
Kamera: Antoine Heberle
Verleih: Grandfilm