Fahrenheit 11/9 (2018)
US-amerikanischer Dokumentarfilm, in dem Michael Moore der Frage nachgeht, wie Donald Trump Präsident der Vereinigten Staaten werden konnte.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Allen Prognosen zum Trotz wählen die US-Amerikaner Donald Trump am 8. November 2016 zu ihrem 45. Präsidenten. Wie konnte es so weit kommen und welche Folgen hat die Wahl? In seinem jüngsten Film nimmt Michael Moore nicht nur Trump und die Republikaner, sondern gesamtgesellschaftliche Entwicklungen in den Blick und aufs Korn. Er rechnet mit den Medien, den Demokraten, mit der Politik Bill Clintons und Barack Obamas, mit dem US-amerikanischen Sozialsystem und der Waffenlobby und mit seiner eigenen Beziehung zum Trump-Clan ab. Die 2014 einsetzende Wasserkrise rund um Gouverneur Rick Snyder in Moores Geburtsort Flint, Michigan dient dem Dokumentarfilmer als Ausgangspunkt, um Bürgerrechtsbewegungen und Aktivisten zu zeigen, die aus den Ereignissen in Flint, aus dem Schulmassaker von Parkland, Florida und dem Lehrerstreik in West Virginia (beides im Februar 2018) hervorgegangen sind. Zudem begleitet er einige der neuen Kandidaten für die Midterm-Wahlen zum Repräsentantenhaus und zum Senat, die die alten politischen Eliten im Herbst 2018 herausfordern.
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Filmkritik
Man muss Michael Moore nicht mögen – weder den Menschen noch seine Arbeit –, um neidlos anzuerkennen, wie stark der Dokumentarfilmer die Gattung beeinflusst hat. Unzählige Regisseure rund um den Globus, von Moores Landsmann Morgan Spurlock ("Supersize Me", 2004) bis zum Deutschen David Sieveking ("Eingeimpft", 2017), haben sich viel von dessen subjektivem, verspieltem und polemischem Stil abgeschaut. Gewohnt überzogen ist auch "Fahrenheit 11/9", zudem zuweilen fahrig und strukturlos, dafür aber wie immer ausgesprochen unterhaltsam und Moores beste Arbeit seit Langem.
Gewöhnlich springt Moore in jedem seiner Werke, vom Oscar-prämierten "Bowling for Columbine" (2002) bis zu "Where to Invade Next" (2015), von Anfang an als Mensch gewordener ziviler Ungehorsam durchs Bild. Dieses Mal hält er sich, zumindest für seine Verhältnisse, zurück. In der ersten halben Stunde fungiert er lediglich als Erzähler aus dem Off. In einem fulminanten, süffisanten, ruhig vorgetragenen Gedankenstrom nimmt er die Medien, alle politischen Lager und sich selbst aufs Korn. Erst in Minute 57 tritt Moore in Aktion, als er Rick Snyder, den Gouverneur seines Heimatstaats Michigan, verhaften will und anschließend dessen Privatgrundstück mit verseuchtem Flusswasser flutet. Eine typische Moore-Aktion: originell, witzig, bis zur Schmerzgrenze zugespitzt und garantiert nicht jedermanns Sache. Auch in den anschließenden Interviews überlässt er großzügig seinen Gesprächspartnern das Feld. Fast scheint es so, als reiche Moore den Staffelstab in diesem Film an jüngere Aktivisten weiter.
"Fahrenheit 11/9" quillt über vor Informationen, Gedankengängen und Schlussfolgerungen. Nicht jede davon sitzt. Schon der Titel ist zugleich Anspielung und Abwandlung von Moores "Fahrenheit 9/11" (2004). Nahm Letzterer die politischen Erschütterungen nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den Blick, spürt Moores jüngster Film den gesellschaftlichen Verwerfungen vor und nach der Präsidentschaftswahl am 8. November 2016 nach. Moores Analyse ist scharf und polemisch, dabei stets mehr assoziativ und in alle Richtungen ausufernd als strukturiert. Und doch stecken bei allen Übertreibungen und Auslassungen jede Menge (unangenehme) Wahrheiten in diesem Film, etwa die Tatsache, dass es nicht die Republikaner, sondern die Demokraten unter Bill Clinton waren, die den letzten Rest Sozialstaat verraten und verkauft haben. (Internationale Nachahmer wie Gerhard Schröder und seine Agenda 2010 lassen grüßen.)
Auch wenn Moore gegen Ende (durch einen Vergleich Donald Trumps mit Adolf Hitler) den Teufel in allzu grellen Farben an die Wand malt, ist seine Bestandsaufnahme aktueller politischer Entwicklungen insgesamt gesehen eine ernst gemeinte und ernst zu nehmende, ja kluge Mahnung. Reine Schwarzmalerei liegt dem Enfant terrible des Dokumentarfilms dieses Mal fern. Zwar sei das System kaputt, doch noch lasse es sich reparieren. Die positive Bootschaft lautet: Donald Trump ist nicht Amerika. Die Mehrheit der Amerikaner hat diesen Mann nicht zu ihrem Präsidenten gewählt. Wenn es ihr gelingt, über Partei-, Klassen-, Glaubens- und Rassenschranken hinweg solidarisch zusammenzustehen, dann ist auch für den Berufszyniker Michael Moore ein anderes, ein besseres Amerika möglich.
Fazit: Michael Moores "Fahrenheit 11/9" ist ein Dokumentarfilm, der die Ursachen und die Folgen von Donald Trumps Wahl zum US-Präsidenten nicht nur scharfsinnig und -züngig analysiert, sondern auch Wege aus der Misere aufzeigt. Das ist mal polemisch, mal ironisch, nicht immer schlüssig, dafür herrlich überzogen und doch erstaunlich moderat. Politische Unterhaltung vom Feinsten.
Gewöhnlich springt Moore in jedem seiner Werke, vom Oscar-prämierten "Bowling for Columbine" (2002) bis zu "Where to Invade Next" (2015), von Anfang an als Mensch gewordener ziviler Ungehorsam durchs Bild. Dieses Mal hält er sich, zumindest für seine Verhältnisse, zurück. In der ersten halben Stunde fungiert er lediglich als Erzähler aus dem Off. In einem fulminanten, süffisanten, ruhig vorgetragenen Gedankenstrom nimmt er die Medien, alle politischen Lager und sich selbst aufs Korn. Erst in Minute 57 tritt Moore in Aktion, als er Rick Snyder, den Gouverneur seines Heimatstaats Michigan, verhaften will und anschließend dessen Privatgrundstück mit verseuchtem Flusswasser flutet. Eine typische Moore-Aktion: originell, witzig, bis zur Schmerzgrenze zugespitzt und garantiert nicht jedermanns Sache. Auch in den anschließenden Interviews überlässt er großzügig seinen Gesprächspartnern das Feld. Fast scheint es so, als reiche Moore den Staffelstab in diesem Film an jüngere Aktivisten weiter.
"Fahrenheit 11/9" quillt über vor Informationen, Gedankengängen und Schlussfolgerungen. Nicht jede davon sitzt. Schon der Titel ist zugleich Anspielung und Abwandlung von Moores "Fahrenheit 9/11" (2004). Nahm Letzterer die politischen Erschütterungen nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den Blick, spürt Moores jüngster Film den gesellschaftlichen Verwerfungen vor und nach der Präsidentschaftswahl am 8. November 2016 nach. Moores Analyse ist scharf und polemisch, dabei stets mehr assoziativ und in alle Richtungen ausufernd als strukturiert. Und doch stecken bei allen Übertreibungen und Auslassungen jede Menge (unangenehme) Wahrheiten in diesem Film, etwa die Tatsache, dass es nicht die Republikaner, sondern die Demokraten unter Bill Clinton waren, die den letzten Rest Sozialstaat verraten und verkauft haben. (Internationale Nachahmer wie Gerhard Schröder und seine Agenda 2010 lassen grüßen.)
Auch wenn Moore gegen Ende (durch einen Vergleich Donald Trumps mit Adolf Hitler) den Teufel in allzu grellen Farben an die Wand malt, ist seine Bestandsaufnahme aktueller politischer Entwicklungen insgesamt gesehen eine ernst gemeinte und ernst zu nehmende, ja kluge Mahnung. Reine Schwarzmalerei liegt dem Enfant terrible des Dokumentarfilms dieses Mal fern. Zwar sei das System kaputt, doch noch lasse es sich reparieren. Die positive Bootschaft lautet: Donald Trump ist nicht Amerika. Die Mehrheit der Amerikaner hat diesen Mann nicht zu ihrem Präsidenten gewählt. Wenn es ihr gelingt, über Partei-, Klassen-, Glaubens- und Rassenschranken hinweg solidarisch zusammenzustehen, dann ist auch für den Berufszyniker Michael Moore ein anderes, ein besseres Amerika möglich.
Fazit: Michael Moores "Fahrenheit 11/9" ist ein Dokumentarfilm, der die Ursachen und die Folgen von Donald Trumps Wahl zum US-Präsidenten nicht nur scharfsinnig und -züngig analysiert, sondern auch Wege aus der Misere aufzeigt. Das ist mal polemisch, mal ironisch, nicht immer schlüssig, dafür herrlich überzogen und doch erstaunlich moderat. Politische Unterhaltung vom Feinsten.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Fahrenheit 11/9"
Land: USAJahr: 2018
Genre: Dokumentation
Länge: 128 Minuten
Kinostart: 17.01.2019
Regie: Michael Moore
Darsteller: Roger Ailes, Brooke Baldwin, Ashleigh Banfield, Stephen K. Bannon, Roseanne
Kamera: Luke Geissbuhler, Jayme Roy
Verleih: Weltkino Filmverleih
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