Zoros Solo (2019)
Kinderfilm über einen 13-jährigen Flüchtlingsjungen, der einem Knabenchor beitritt, um seinen Vater nach Deutschland zu schmuggeln.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Zoro (Mert Dincer) ist 13 und lebt mit Mutter und zwei Schwestern im schwäbischen Liebigheim. Auf der Flucht aus Afghanistan nach Deutschland wurde Zoros Vater (Hadi Khanjanpour) von der Familie getrennt, er blieb in Ungarn zurück. Zoro telefoniert oft mit seinem Vater und verspricht ihm, Geld für seine Reise nach Deutschland aufzutreiben. Mit seinen halbstarken Kumpels sprengt Zoro in der Kirche ein großes Kreuz, weil er die goldene Christusfigur abschleppen will. Das klappt nicht, dafür aber läuft er Frau Lehmann (Andrea Sawatzki), der resoluten Chorlehrerin, vors Auto und beschimpft sie als "Bitch".
Frau Lehmann hat kein Mitleid mit dem Jungen und ist auch sonst auf Flüchtlinge nicht gut zu sprechen. Schließlich sind einige von ihnen in der Schulaula und in der Kirche untergebracht, wo sie dringend mit ihrem Knabenchor üben müsste. Als Zoro hört, dass der Chor zu einem Wettbewerb nach Ungarn fährt, erkennt er eine Chance, seinen Vater heimlich nach Deutschland zu bringen. Allerdings findet er den Knabenchor nicht cool und erst recht nicht die christlichen Lieder. Doch der talentierte Chorsänger Julian (Laurids Schürmann) freundet sich mit Zoro an und ermutigt ihn, mitzumachen. Frau Lehmann ist begeistert, wie gut Zoro singen kann. Aber sie will ihn nicht mitnehmen. Zoro beschließt, Julian zu erpressen, damit der nicht mitfährt und er an seiner Stelle der neue Solosänger wird.
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Filmkritik
Der afghanische Junge Zoro ist unglücklich im schwäbischen Liebigheim, weil sein Vater in Ungarn festsitzt und vom Rest der Familie in Deutschland getrennt ist. Zoro rebelliert wie ein Halbstarker, hält sich nicht an Regeln und zeigt keinerlei Respekt vor Erwachsenen wie der Chorlehrerin Frau Lehmann. Aber viele Bewohner der Kleinstadt zeigen auch deutlich, dass sie Flüchtlinge nicht willkommen heißen. Vor der Schule demonstrieren einheimische Frauen gegen die Fremden und beschimpfen sie. Und Frau Lehmann findet es nicht gut, dass der Pfarrer einer Gruppe von Menschen Kirchenasyl gewährt. Wenn der 13-jährige Zoro Frau Lehmann mit obszönen Flüchen bedenkt, kontert sie auf eine derbe Art, die ihn überrascht. Aber die Musik schlägt eine erste Brücke über den gegenseitigen Graben der Abneigung.
Das Langfilmdebüt des Regisseurs Martin Busker, der mit Fabian Hebestreit auch das Drehbuch schrieb, scheut nicht vor ruppigen, politisch unkorrekten Dialogen zurück. Es zeigt das hässliche Gesicht der Fremdenfeindlichkeit, das im fiktionalen Liebigheim wie in vielen realen deutschen Städten Bürger auf die Straße treibt. Zoro ist kein sympathisches Kind, sondern ein rotzfrecher Bengel, der Frauen nicht respektiert und Schwule verachtet. Aber er ist lernfähig, humorvoll und empfänglich für Gesten der Anteilnahme. Dass ihm der Film ausgerechnet einen Lernprozess zumutet, der mit der Teilnahme an einem christlichen Knabenchor verbunden ist, zeugt von der Vorliebe des Drehbuchs für starke Gegensätze. Die Folge ist eine recht holprige Handlung, die von Zoro verlangt, einen raschen und dadurch auch ein wenig unglaubwürdigen Spagat zu vollziehen.
Zum holprigen Eindruck zählt auch die Figur der Frau Lehmann. Sie ist ebenfalls nicht besonders sympathisch gezeichnet, soll aber witzig wirken und bleibt als Mensch bis zum Schluss ein wenig rätselhaft. Sympathiepunkte darf dafür Julian sammeln, der sanfte, freundliche Chorknabe, der sich von Zoros aggressiver Art nicht abschrecken lässt. Dieser Charakter ist sogar allzu positiv geraten aus der dramaturgischen Absicht heraus, Zoro mit seinen Vorurteilen und seinem Misstrauen zu konfrontieren. Für einen Kinderfilm sind die angeschnittenen Themen ziemlich ehrgeizig. Auch wenn die Ausarbeitung zu wünschen übrig lässt, wird das Publikum zumindest nicht mit seichter Kost abgespeist.
Fazit: Regisseur Martin Busker erzählt in diesem Kinderfilm von den Nöten eines afghanischen Flüchtlingsjungen und seinen Konflikten mit seiner deutschen Umgebung. In ungewöhnlich rauer Sprache markieren die Kontrahenten ihre Fronten, der 13-Jährige beschimpft Erwachsene, besonders Frauen, aggressiv und die Leiterin des christlichen Knabenchors lässt alles kalt, was nicht mit Singen zu tun hat. Wie so oft aber bringt die Musik die Menschen einander näher. Weil es so sehr mit starken Gegensätzen wie halbstarke Posen und engelsgleiche Chorlieder, kulturelle Vorbehalte und Toleranz arbeitet, wirkt das ehrgeizige und durchaus spannende Drama auch etwas holprig.
Das Langfilmdebüt des Regisseurs Martin Busker, der mit Fabian Hebestreit auch das Drehbuch schrieb, scheut nicht vor ruppigen, politisch unkorrekten Dialogen zurück. Es zeigt das hässliche Gesicht der Fremdenfeindlichkeit, das im fiktionalen Liebigheim wie in vielen realen deutschen Städten Bürger auf die Straße treibt. Zoro ist kein sympathisches Kind, sondern ein rotzfrecher Bengel, der Frauen nicht respektiert und Schwule verachtet. Aber er ist lernfähig, humorvoll und empfänglich für Gesten der Anteilnahme. Dass ihm der Film ausgerechnet einen Lernprozess zumutet, der mit der Teilnahme an einem christlichen Knabenchor verbunden ist, zeugt von der Vorliebe des Drehbuchs für starke Gegensätze. Die Folge ist eine recht holprige Handlung, die von Zoro verlangt, einen raschen und dadurch auch ein wenig unglaubwürdigen Spagat zu vollziehen.
Zum holprigen Eindruck zählt auch die Figur der Frau Lehmann. Sie ist ebenfalls nicht besonders sympathisch gezeichnet, soll aber witzig wirken und bleibt als Mensch bis zum Schluss ein wenig rätselhaft. Sympathiepunkte darf dafür Julian sammeln, der sanfte, freundliche Chorknabe, der sich von Zoros aggressiver Art nicht abschrecken lässt. Dieser Charakter ist sogar allzu positiv geraten aus der dramaturgischen Absicht heraus, Zoro mit seinen Vorurteilen und seinem Misstrauen zu konfrontieren. Für einen Kinderfilm sind die angeschnittenen Themen ziemlich ehrgeizig. Auch wenn die Ausarbeitung zu wünschen übrig lässt, wird das Publikum zumindest nicht mit seichter Kost abgespeist.
Fazit: Regisseur Martin Busker erzählt in diesem Kinderfilm von den Nöten eines afghanischen Flüchtlingsjungen und seinen Konflikten mit seiner deutschen Umgebung. In ungewöhnlich rauer Sprache markieren die Kontrahenten ihre Fronten, der 13-Jährige beschimpft Erwachsene, besonders Frauen, aggressiv und die Leiterin des christlichen Knabenchors lässt alles kalt, was nicht mit Singen zu tun hat. Wie so oft aber bringt die Musik die Menschen einander näher. Weil es so sehr mit starken Gegensätzen wie halbstarke Posen und engelsgleiche Chorlieder, kulturelle Vorbehalte und Toleranz arbeitet, wirkt das ehrgeizige und durchaus spannende Drama auch etwas holprig.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Zoros Solo"
Land: DeutschlandJahr: 2019
Genre: Komödie
Länge: 90 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 10.06.2019
Regie: Martin Busker
Darsteller: Andrea Sawatzki als Frau Lehmann, Elmira Rafizadeh als Masal, Christine Prayon als Wutbürgerin 1, Lukas Hupfeld als Ralph, Hadi Khanjanpour als Zamir
Kamera: Martin L. Ludwig
Verleih: NFP marketing & distribution, Filmwelt
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