Back to the Fatherland (2017)
Konfliktreiches Generationenporträt: österreichischer Dokumentarfilm über junge Israelis, die nach Österreich oder Deutschland auswandern und gegenüber ihren Großeltern in Erklärungsnot geraten.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Gil Levanon liebäugelt damit, von Tel Aviv nach Berlin zu ziehen. Ihr Großvater Yochanan, der den Holocaust überlebte, lehnt die Pläne seiner Enkelin strikt ab. Bis heute hält er alle Deutschen für unbelehrbare Antisemiten. Eine Rückkehr nach Deutschland, aus dem ihn seine Eltern mit 15 Jahren fortschickten, käme ihm nie in den Sinn. Kat Rohrer, die mit Gil seit gemeinsamen Studienjahren in New York befreundet ist, treibt das Thema aus ganz anderen Gründen um. Ihr Großvater war ein Nazioffizier. Gemeinsam mit Gil versucht sie dem Phänomen nachzuspüren, warum so viele junge Israelis gerade in jene Länder auswandern, aus denen die Nazis ihre Vorfahren vertrieben haben.
Dazu treffen die beiden Filmemacherinnen Dan und Guy. Dan lebt als Bildhauer in Berlin, weil er mit der Politik der israelischen Regierung nicht zufrieden ist. Gemeinsam mit seinem Vater und seiner Großmutter Lea besucht er schließlich deren Geburtsort Wien. Guy ist einer Frau wegen nach Salzburg gezogen, mit der er hitzig über Politik und Themen wie Antisemitismus diskutiert. Auch Guys Großvater Uri schaut für einen Besuch in seiner alten Heimat Österreich vorbei.
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Filmkritik
Im Zentrum von "Back to the Fatherland" stehen vier Großeltern und deren Enkelkinder. Die Leben der Älteren beeinflussen die der Jüngeren, ob sie es wollen oder nicht. Drei davon haben den Holocaust überlebt, einer stand aufseiten der Täter. Im Film kommt Letzterer nicht zu Wort, da er längst verstorben ist. Einfluss auf seine Enkelin, Regisseurin Kat Rohrer, und auf das Geschehen hat er dennoch. Der Dialog zwischen den Generationen fällt ganz unterschiedlich aus.
Gil Levanons Überlegungen, nach Berlin zu ziehen, erteilt ihr Großvater Yochanan eine Absage. "Nein, niemals!", lautet seine ebenso kurze wie klare Reaktion. Uri steht dem neuen Leben seines Enkels Guy in Salzburg deutlich aufgeschlossener gegenüber. Eine dauerhafte Rückkehr in sein Geburtsland ist zwar auch für Uri ein Tabu, im Herzen ist der Israeli aber stets ein Österreicher geblieben. Im Internet hört er Marlene Dietrichs Version von "Sag mir, wo die Blumen sind", zu Hause baut er Alpenlandschaften für seine Modelleisenbahn. Für seinen Enkel erhofft er sich eine bessere Zukunft im Ausland. Lea steht irgendwo dazwischen. Sie sähe ihren Enkel Dan zwar lieber in Tel Aviv als in Berlin. Eine gemeinsame Reise in ihren Geburtsort Wien bringt die beiden jedoch näher zusammen.
Gil Levanon und Kat Rohrer sind die Regisseurinnen dieses beeindruckenden Dokumentarfilms. Auslöser war die Auswanderungswelle junger Israelis nach Österreich und Deutschland, die Levanon und Rohrer vor ganz unterschiedliche Fragen stellte. "Wie kann die dritte Generation der Opfer unbekümmert in Wien oder Berlin leben?", wunderte sich Rohrer. "Bin ich, als dritte Generation der Täterseite, beschwerter und belasteter als mein israelisches Visavis?" Während Levanon indes, wie so viele andere ihrer Landsleute, die Konfrontation mit der ersten Generation scheute. Um ihre eigenen Empfindungen und Gedanken zu überprüfen, haben die beiden die Auswanderer Dan und Guy und deren Großeltern getroffen.
Levanons und Rohrers dokumentarische Forschungsreise ist eine kluge Anschauung über Heimat und Familie, über Schuld und eine Verantwortung, die für beide Seiten nie endet. Statt sich selbst und ihre Protagonisten in klassische Interviewsituationen zu begeben, filmt Tom Marschalls Kamera die Konversationen mit behänder Beiläufigkeit. Diese mal intimen Zwiegespräche, mal intensiven Diskussionsrunden sind von einer ruhigen Reflektiertheit, wie sie heutzutage selten geworden ist. "Back to the Fatherland" ist ein Dialog der dritten Generation der Opfer und Täter, aber auch ein Dialog zwischen den Generationen, der inspiriert und tief berührt.
Fazit: "Back to the Fatherland" ist ein kluger Dokumentarfilm über Heimat, Familie, Verantwortung und Schuld. Gil Levanon und Kat Rohrer führen einen inspirierenden und berührenden filmischen Dialog über die Vergangenheit und Zukunft Israels, Österreichs und Deutschlands und über deren gemeinsames Miteinander.
Gil Levanons Überlegungen, nach Berlin zu ziehen, erteilt ihr Großvater Yochanan eine Absage. "Nein, niemals!", lautet seine ebenso kurze wie klare Reaktion. Uri steht dem neuen Leben seines Enkels Guy in Salzburg deutlich aufgeschlossener gegenüber. Eine dauerhafte Rückkehr in sein Geburtsland ist zwar auch für Uri ein Tabu, im Herzen ist der Israeli aber stets ein Österreicher geblieben. Im Internet hört er Marlene Dietrichs Version von "Sag mir, wo die Blumen sind", zu Hause baut er Alpenlandschaften für seine Modelleisenbahn. Für seinen Enkel erhofft er sich eine bessere Zukunft im Ausland. Lea steht irgendwo dazwischen. Sie sähe ihren Enkel Dan zwar lieber in Tel Aviv als in Berlin. Eine gemeinsame Reise in ihren Geburtsort Wien bringt die beiden jedoch näher zusammen.
Gil Levanon und Kat Rohrer sind die Regisseurinnen dieses beeindruckenden Dokumentarfilms. Auslöser war die Auswanderungswelle junger Israelis nach Österreich und Deutschland, die Levanon und Rohrer vor ganz unterschiedliche Fragen stellte. "Wie kann die dritte Generation der Opfer unbekümmert in Wien oder Berlin leben?", wunderte sich Rohrer. "Bin ich, als dritte Generation der Täterseite, beschwerter und belasteter als mein israelisches Visavis?" Während Levanon indes, wie so viele andere ihrer Landsleute, die Konfrontation mit der ersten Generation scheute. Um ihre eigenen Empfindungen und Gedanken zu überprüfen, haben die beiden die Auswanderer Dan und Guy und deren Großeltern getroffen.
Levanons und Rohrers dokumentarische Forschungsreise ist eine kluge Anschauung über Heimat und Familie, über Schuld und eine Verantwortung, die für beide Seiten nie endet. Statt sich selbst und ihre Protagonisten in klassische Interviewsituationen zu begeben, filmt Tom Marschalls Kamera die Konversationen mit behänder Beiläufigkeit. Diese mal intimen Zwiegespräche, mal intensiven Diskussionsrunden sind von einer ruhigen Reflektiertheit, wie sie heutzutage selten geworden ist. "Back to the Fatherland" ist ein Dialog der dritten Generation der Opfer und Täter, aber auch ein Dialog zwischen den Generationen, der inspiriert und tief berührt.
Fazit: "Back to the Fatherland" ist ein kluger Dokumentarfilm über Heimat, Familie, Verantwortung und Schuld. Gil Levanon und Kat Rohrer führen einen inspirierenden und berührenden filmischen Dialog über die Vergangenheit und Zukunft Israels, Österreichs und Deutschlands und über deren gemeinsames Miteinander.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Back to the Fatherland"
Land: ÖsterreichJahr: 2017
Genre: Dokumentation
Länge: 75 Minuten
Kinostart: 08.11.2018
Regie: Gil Levanon, Kat Rohrer
Darsteller: Kjel Vassdal
Verleih: Fugu Filmverleih