FBW-Bewertung: Ploey - Du fliegst niemals allein (2018)
Prädikat besonders wertvoll
Jurybegründung: Hier wird eine Coming-of-Age-Geschichte einmal anders erzählt. In weniger als einem Jahr muss der kleine Titelheld des Films im wahrsten Sinne des Wortes flügge werden, denn er ist ein Goldregenpfeiferküken, und diese kleinen Zugvögel fliegen immer, wenn der Winter naht, in den Süden. Den ersten Zug verpasst Ploey, weil er von einer Katze gefangen wird und aufgrund eines schlimmen Ereignisses noch nicht fliegen gelernt hat. So geht er auf eine eigene abenteuerliche Reise, denn nur im warmen Paradiese Valley kann er überwintern. Der Weg dahin ist gefährlich, doch neben dem Fuchs, der ihn fressen will, findet Ploey auch freundliche Tiere, mit denen er schnell Freundschaft schließt. Doch die schwierigste Aufgabe für ihn besteht darin, ohne die Hilfe seiner Familie fliegen zu lernen, denn nur so kann er die heimkehrenden Regenpfeifer vor den Angriffen des bösen Falken schützen. Dieser liebevoll animierte und kindgerecht erzählte Trickfilm zeigt die Tierwelt nicht wie so viele Kinderfilme als Idylle, sondern er macht deutlich, dass gerade die kleinen niedlichen Tiere ständig in der Gefahr leben, von den größeren Raubtieren getötet und gefressen zu werden. Schon früh verliert Ploey so seinen Vater, und auch sonst muss er ständig mit Verlusten leben. Hier wird also eine existentielle Geschichte erzählt, und umso überraschender ist es, dass die Filmemacher dies mit einem ansteckend optimistischen Grundton vermitteln. Abgesehen von den Fleischfressern (Falke, Fuchs und Katze) werden alle Figuren als liebenswerte Individualisten dargestellt. Es gibt eine Gruppe von faulen Singvögeln, deren Lebenszweck darin zu bestehen scheint, der Katze eins auszuwischen und dann darüber Witze zu reißen, ein Schneehuhn, das so manche Blessuren aus dem Kampf gegen den Falken davon getragen hat und für eine Weile ein Ersatzvaterfür Ploey wird, und eine Schar von Mäusen, die Ploey helfen, vor dem Fuchs zu entfliehen. Von den anderen Tieren als Feiglinge verachtet, entpuppen sich die Tiere im Paradise Valley als eine Gruppe von skurrilen Außenseitern, die lieber das Leben in heißen Quellen genießen als das zu tun, was andere von ihnen verlangen. Auf seiner Heldenreise lernt Ploey viel von diesen Freunden, und so wird er ein würdiger Nachfolger seines Vaters. All das ist sehr ideenreich und mit Liebe zum Detail inszeniert.So fliegen die Zugvögel in Formationen, die an die Luftkämpfe der Royal Air Force im Zweiten Weltkrieg erinnern und manchmal werden die Flügelspitzen der Vögel zu Händen. Der 3D-Effekt wird sehr zurückhaltend und deshalb umso effektiver genutzt. Obwohl viel geflogen wird, gibt es keine ?Achterbahn-Einstellungen?, stattdessen wurde viel Arbeit darauf verwendet, die Landschaften grandios wirken zu lassen. Weil PLOEY so die passenden stilistischen Mittel gefunden hat, um eine spannende und berührende Geschichte zu erzählen, die viele Kinder begeistern dürfte, wird ihm das Prädikat ?besonders wertvoll? zuerkannt.
Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)