A Fábrica de Nada (2017)
Portugiesisches Drama, in dem Arbeiter ihre vor der Schließung stehende Fabrik in Selbstverwaltung betreiben wollen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Als die Arbeiter einer portugiesischen Aufzugfabrik am Morgen vor dem Werktor stehen, entdecken sie, dass die Maschinen weggesperrt oder gar weggeschafft worden sind. Der Manager weiß von nichts und verlässt nach einem telefonischen Streitgespräch mit der Zentrale einfach das Gebäude. Die Arbeiter ahnen Schlimmes und wollen verhindern, dass noch mehr Geräte und Material aus der Fabrik entwendet werden. Da erscheint die Besitzerin und stellt den Arbeitern den neuen Produktionsmanager und die Personalmanagerin vor, die mit jedem Gespräche führen soll. Es ist von einer "Zeit des Wandels" die Rede, die Anpassungen erfordere.
In den nächsten Tagen erscheinen die Arbeiter pünktlich in der Fabrik, um nicht entlassen zu werden, aber sie haben nichts zu tun. Die Personalmanagerin bietet jedem eine Abfindungssumme an, der kündigt. Ein paar Leute gehen, die anderen aber lehnen erbost ab. Sie beschließen, zu streiken und die Fabrik zu besetzen. Die beiden Manager dürfen das Gebäude nicht mehr betreten. Die Arbeiter wollen versuchen, die Fabrik in Selbstverwaltung weiterzuführen. Ein Beobachter, der einen Film drehen will, führt mit ihnen Grundsatzdebatten darüber, dass es nicht mehr genug Arbeit für Menschen gibt.
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Filmkritik
Der portugiesische Regisseur Pedro Pinho beweist Mut, wenn er als sein Spielfilmdebüt einen 177-minütigen politischen Diskurs über Fabrikschließungen und die Macht oder Ohnmacht der betroffenen Arbeiter präsentiert. Das mit Laiendarstellern besetzte Drama basiert auf dem Theaterstück "The Nothing Factory" von Judith Herzberg. Pinho beackert das politisch hoch relevante Thema mit unterschiedlichen stilistischen Mitteln. Mal wirkt der Inhalt wie ein Doku-Drama, dann wie ein Musical, schließlich wie ein Film im Film, immer diskussionsfreudig und experimentell. Der Film ist den Arbeitern gewidmet, die die portugiesische Aufzugsfabrik Fateleva von 1975 bis 2016 in Selbstverwaltung betrieben.
Der Film nimmt sich Zeit, den Ernst der Lage aus der Perspektive der betroffenen Arbeiter zu schildern. Sie stehen im Betrieb herum, spielen Fußball oder Karten, verdächtigen sich gegenseitig, mit der Verwaltung zu paktieren, die Lager zu wechseln. Die Nervosität wächst, die bange Frage, wovon die Familien in den nächsten Monaten leben sollen, lässt manche am Plan zweifeln, die stillgelegte Fabrik wieder in Gang zu bringen. Viel Raum nehmen die kontroversen Diskussionen der Arbeiter ein. Und da gibt es den intellektuellen Theoretiker, der ihnen Mut machen will, aber auch Verunsicherung bewirkt, indem er darauf verweist, dass auch eine selbstverwaltete Fabrik den Gesetzen des Marktes und des Konsums gehorcht. Der technologische und gesellschaftliche Wandel aber erfordere ein viel radikalere Antwort, wie ein Infragestellen des Konzepts der Erwerbstätigkeit.
Die bunte Palette an stilistischen Mitteln, von den Voice-Over-Kommentaren über den Kapitalismus bis zu den Film-im-Film-Szenen, wirkt nicht immer schlüssig. Vielmehr verändert der Film mit diesen Mitteln manchmal überraschend sein Gesicht, worin sich aber auch seine inhaltliche Dynamik spiegelt. Zuerst sind die Arbeiter verängstigt, dann wollen sie über sich selbst bestimmen. Mal überwiegen Frust und Existenzangst, mal Hoffnung und Aufbruchstimmung. Hier bildet sich eine Keimzelle politischer Rebellion, in der alle Möglichkeiten noch offen zu sein scheinen, noch diskutiert, ausgelotet werden müssen. Das macht den Film interessant, trotz seiner Länge und der nicht ganz überzeugenden Gegenüberstellung von intellektueller und praxisbezogener Debatte.
Fazit: Der portugiesische Regisseur Pedro Pinho beweist Mut zum Experiment, wenn er in diesem politischen Drama, das auch Musical sein will und eine fast dokumentarische Authentizität anstrebt, die Macht und Ohnmacht von Fabrikarbeitern erörtert. Laiendarsteller spielen durch, wie sich Protest gegen die Schließung einer Fabrik formiert, wie schwer es für die Belegschaft ist, eine Gemeinschaft zu werden, die an einem Strang zieht. Wird Selbstverwaltung wieder zu schwarzen Zahlen führen? Nach neuen politischen und wirtschaftlichen Wegen zu suchen, kann, wie der Film zeigt, ein labyrinthisches, aber dennoch interessantes und lohnendes Unterfangen sein.
Der Film nimmt sich Zeit, den Ernst der Lage aus der Perspektive der betroffenen Arbeiter zu schildern. Sie stehen im Betrieb herum, spielen Fußball oder Karten, verdächtigen sich gegenseitig, mit der Verwaltung zu paktieren, die Lager zu wechseln. Die Nervosität wächst, die bange Frage, wovon die Familien in den nächsten Monaten leben sollen, lässt manche am Plan zweifeln, die stillgelegte Fabrik wieder in Gang zu bringen. Viel Raum nehmen die kontroversen Diskussionen der Arbeiter ein. Und da gibt es den intellektuellen Theoretiker, der ihnen Mut machen will, aber auch Verunsicherung bewirkt, indem er darauf verweist, dass auch eine selbstverwaltete Fabrik den Gesetzen des Marktes und des Konsums gehorcht. Der technologische und gesellschaftliche Wandel aber erfordere ein viel radikalere Antwort, wie ein Infragestellen des Konzepts der Erwerbstätigkeit.
Die bunte Palette an stilistischen Mitteln, von den Voice-Over-Kommentaren über den Kapitalismus bis zu den Film-im-Film-Szenen, wirkt nicht immer schlüssig. Vielmehr verändert der Film mit diesen Mitteln manchmal überraschend sein Gesicht, worin sich aber auch seine inhaltliche Dynamik spiegelt. Zuerst sind die Arbeiter verängstigt, dann wollen sie über sich selbst bestimmen. Mal überwiegen Frust und Existenzangst, mal Hoffnung und Aufbruchstimmung. Hier bildet sich eine Keimzelle politischer Rebellion, in der alle Möglichkeiten noch offen zu sein scheinen, noch diskutiert, ausgelotet werden müssen. Das macht den Film interessant, trotz seiner Länge und der nicht ganz überzeugenden Gegenüberstellung von intellektueller und praxisbezogener Debatte.
Fazit: Der portugiesische Regisseur Pedro Pinho beweist Mut zum Experiment, wenn er in diesem politischen Drama, das auch Musical sein will und eine fast dokumentarische Authentizität anstrebt, die Macht und Ohnmacht von Fabrikarbeitern erörtert. Laiendarsteller spielen durch, wie sich Protest gegen die Schließung einer Fabrik formiert, wie schwer es für die Belegschaft ist, eine Gemeinschaft zu werden, die an einem Strang zieht. Wird Selbstverwaltung wieder zu schwarzen Zahlen führen? Nach neuen politischen und wirtschaftlichen Wegen zu suchen, kann, wie der Film zeigt, ein labyrinthisches, aber dennoch interessantes und lohnendes Unterfangen sein.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "A Fábrica de Nada"
Land: PortugalWeitere Titel: The Nothing Factory (AT); L'usine de rien
Jahr: 2017
Genre: Drama, Dokumentation, Musik
Länge: 177 Minuten
Kinostart: 18.10.2018
Regie: Pedro Pinho
Darsteller: José Smith Vargas, Carla Galvão, Njamy Sebastião, Joaquim Bichana Martins, Danièle Incalcaterra
Kamera: Vasco Viana
Verleih: Grandfilm