Die Schneiderin der Träume (2018)
Sir
Im von Rohena Gera inszenierten Drama "Die Schneiderin der Träume" verliebt sich eine indische Haushälterin in Mumbai in ihren reichen Dienstherrn aus der Oberschicht.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Die verwitwete Ratna (Tillotama Shome) beginnt eine Stelle als Dienstmädchen bei einem wohlhabenden Architekten Ashwin (Vivek Gomber) in Mumbai, obwohl sie insgeheim davon träumt, als Modedesignerin zu arbeiten. Doch als ungelernte, mittellose Frau aus der indischen Provinz ist ihr bewusst, dass ihr großer Wunsch kaum zu erfüllen ist. Auch ihr Herr Ashwin durchlebt eine Krise: nachdem seine Zukünftige ihn verlassen hat und die lange geplante Hochzeit abgesagt werden muss, verfällt er in eine Depression. Doch Ashwin tut es gut, dass Ratna bei ihm ist und er sie bei ihrem großen (Berufs-)Ziel unterstützen kann. Langsam nähern sich die aus unterschiedlichen Klassen stammenden, verletzten Seelen einander an. Doch eine Beziehung zwischen ihnen ist undenkbar, da dies allen voran Ashwins Familie niemals dulden würde.
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Filmkritik
"Die Schneiderin der Träume" ist der erste Film der indischen Produzentin, Regisseurin und Drehbuchautorin Rohena Gera seit der Doku "What’s love got to do with it?" von 2013. Bekannt wurde sie in den frühen 00er-Jahren, als sie an den Drehbüchern der erfolgreichen indischen TV-Serie "Jassi Jaissi Koi Nahin” mitwirkte. "Die Schneiderin der Träume” feierte seine Weltpremiere bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes in diesem Frühjahr.
Mit feinem Gespür für leise Zwischentöne und die verborgenen Emotionen ihrer vielschichtigen Figuren, übt Regisseurin Gera in ihrem Liebesdrama Kritik am restriktiv-antiquierten Kastensystem Indiens. Ein System, in dem sich Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten und mit verschiedenen gesellschaftlichen Hintergründen nicht lieben dürfen. Genau wie im Fall von Ratna und Ashwin. Diese Kritik an den Missständen eines ganzen Gesellschaftssystems mit all seinen veralteten, rückständigen Werten und Traditionen, webt die Filmemacherin subtil in ihren Film ein.
Dies gelingt ihr dank einer exakten Beobachtungsgabe, die das ganze Leid der Figuren nicht zuletzt anhand ihrer unsicheren Gesten und verstohlenen Blicke einfängt. Oder wenn sie in unbeobachteten Momenten ihren Gefühlen freien Lauf lassen können und – wie es bei Ratna in einer Szene der Fall ist – unter der Last der unterdrückten Gefühle in Tränen ausbrechen. Dann aber gibt es ebenso wunderbare Augenblicke und herzerwärmende Szenen befreienden Glücks. Etwa wenn Ratna eines Tages von Ashwin eine alte Nähmaschine geschenkt bekommt, um weiter an ihrem Traum arbeiten zu können. Die Liebe zu Mode und zur Schneiderei wird auch dann deutlich, wenn die intelligente junge Frau mit dem Bus an Modegeschäften vorbeifährt oder die Kleidung ihrer Mitmenschen mit außergewöhnlicher Auffassungsgabe wahrnimmt.
Obwohl Gera gerade in den Dialogen ("Jeder hat das Recht seinen Traum zu leben") hier und da in etwas rührselig-kitschige Gefilde abdriftet, ist der Film in Sachen Stimmung und Atmosphäre zum Glück weitestgehend vom Pathos ähnlich gelagerter Werke befreit. Und am Ende gewährt Gera ihren Liebenden sogar einen Hoffnungsschimmer auf eine mögliche glückliche, bessere Zukunft.
Fazit: Vielschichtiges, mit feinem Blick für die Befindlichkeiten der komplexen Charaktere angelegtes, kammerspielartiges Liebesdrama, das auf die traditionellen und verkrustete Rollenbilder und Ansichten eines repressiven Systems verweist.
Mit feinem Gespür für leise Zwischentöne und die verborgenen Emotionen ihrer vielschichtigen Figuren, übt Regisseurin Gera in ihrem Liebesdrama Kritik am restriktiv-antiquierten Kastensystem Indiens. Ein System, in dem sich Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten und mit verschiedenen gesellschaftlichen Hintergründen nicht lieben dürfen. Genau wie im Fall von Ratna und Ashwin. Diese Kritik an den Missständen eines ganzen Gesellschaftssystems mit all seinen veralteten, rückständigen Werten und Traditionen, webt die Filmemacherin subtil in ihren Film ein.
Dies gelingt ihr dank einer exakten Beobachtungsgabe, die das ganze Leid der Figuren nicht zuletzt anhand ihrer unsicheren Gesten und verstohlenen Blicke einfängt. Oder wenn sie in unbeobachteten Momenten ihren Gefühlen freien Lauf lassen können und – wie es bei Ratna in einer Szene der Fall ist – unter der Last der unterdrückten Gefühle in Tränen ausbrechen. Dann aber gibt es ebenso wunderbare Augenblicke und herzerwärmende Szenen befreienden Glücks. Etwa wenn Ratna eines Tages von Ashwin eine alte Nähmaschine geschenkt bekommt, um weiter an ihrem Traum arbeiten zu können. Die Liebe zu Mode und zur Schneiderei wird auch dann deutlich, wenn die intelligente junge Frau mit dem Bus an Modegeschäften vorbeifährt oder die Kleidung ihrer Mitmenschen mit außergewöhnlicher Auffassungsgabe wahrnimmt.
Obwohl Gera gerade in den Dialogen ("Jeder hat das Recht seinen Traum zu leben") hier und da in etwas rührselig-kitschige Gefilde abdriftet, ist der Film in Sachen Stimmung und Atmosphäre zum Glück weitestgehend vom Pathos ähnlich gelagerter Werke befreit. Und am Ende gewährt Gera ihren Liebenden sogar einen Hoffnungsschimmer auf eine mögliche glückliche, bessere Zukunft.
Fazit: Vielschichtiges, mit feinem Blick für die Befindlichkeiten der komplexen Charaktere angelegtes, kammerspielartiges Liebesdrama, das auf die traditionellen und verkrustete Rollenbilder und Ansichten eines repressiven Systems verweist.
Björn Schneider
TrailerAlle "Die Schneiderin der Träume"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Die Schneiderin der Träume"
Land: Indien, FrankreichJahr: 2018
Genre: Drama
Originaltitel: Sir
Länge: 99 Minuten
Kinostart: 20.12.2018
Regie: Rohena Gera
Darsteller: Ahmareen Anjum als Devika, Vivek Gomber als Ashwin, Geetanjali Kulkarni als Laxmi, Tillotama Shome als Ratna, Rahul Vohra als Haresh
Kamera: Dominique Colin
Verleih: Neue Visionen