Familie Brasch - Eine deutsche Geschichte (2018)
Familie Brasch
Dokumentarfilm über die Familie eines hohen DDR-Funktionärs im Wandel der Zeit.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Die Schriftstellerin Marion Brasch hat 2012 den Roman "Ab jetzt ist Ruhe" über ihre Familie veröffentlicht. In diesem Dokumentarfilm erzählt sie ebenfalls über ihre Kindheit in der DDR, ihre Eltern und die drei älteren Brüder. Der Vater Horst Brasch war jüdischer Herkunft, jedoch im Hause seines Stiefvaters katholisch erzogen. Im Nationalsozialismus emigrierte er nach London, wo er seine Frau Gerda kennenlernte. Als überzeugter Kommunist ging Brasch 1946 nach Ostdeutschland, Gerda folgte ihm mit dem gemeinsamen Sohn Thomas nur widerwillig. Horst Brasch gründete in der DDR mit Erich Honecker die FDJ, den Verband Freie Deutsche Jugend. Er avancierte zeitweilig zum stellvertretenden Kulturminister der DDR.
Sein Sohn Thomas aber brachte das Regime gegen sich auf, als er 1968 mit Flugblättern gegen die Zerschlagung des Prager Frühlings protestierte. 1976 kritisierte Thomas Brasch öffentlich die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. Wenig später legte ihm das Regime die Ausreise nahe, gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Katharina Thalbach und deren Tochter. In der Bundesrepublik war Thomas Brasch als Schriftsteller, Dramaturg und Filmemacher erfolgreich, seine Filme "Engel aus Eisen" und "Der Passagier" liefen auf den Filmfestspielen von Cannes im Wettbewerb. Er starb 2001. Auch Marions andere Brüder, der Schriftsteller Peter und der Schauspieler Klaus, leben nicht mehr.
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Filmkritik
Die Regisseurin Annekatrin Hendel hat sich die Filmrechte an Marion Braschs autobiografischem Familienroman "Ab jetzt ist Ruhe" gesichert. Vor dem geplanten Spielfilm aber präsentiert sie diesen Dokumentarfilm über die prominente ostdeutsche Familie Brasch. Besonders im Konflikt der Söhne mit ihrem Vater Horst Brasch, einem hochrangigen DDR-Funktionär der ersten Stunde, spiegelt sich die Entwicklung des kommunistischen Staates zur Diktatur, die ihre Bürger in die innere oder äußere Emigration zwang, wider. Marion Brasch als zentrale Erzählerin, aber auch andere Angehörige der Familie und Weggefährten geben interessante Einblicke in die deutsche Geschichte aus einer Perspektive, die nach der Wiedervereinigung allzu lange vernachlässigt wurde.
Die Erinnerungen der Interviewten fördern spannende Fakten zutage. In anekdotischer Form wird beispielsweise erzählt, dass der Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht die jungen Menschen, die in der DDR gegen die Zerschlagung des Prager Frühlings protestierten, als "unsere Kinder" bezeichnet haben soll. Dahinter verbarg sich nicht Zustimmung, sondern Ratlosigkeit, denn unter diesen Kritikern befanden sich buchstäblich Kinder hochrangiger DDR-Politiker. Es kam zum Bruch zwischen der Gründergeneration und ihren Kindern, die mundtot gemacht werden sollten. Oft ist im Film von der kühlen, distanzierten Atmosphäre die Rede, die in der Familie Brasch herrschte. Die Liedermacherin Bettina Wegner klagt jedoch wiederum überhaupt nicht darüber, dass sich ihr Ex-Partner Thomas nicht um den gemeinsamen Sohn kümmerte. Vielmehr lässt ihr Humor ihre Schilderungen besonders lebhaft wirken.
Die ebenfalls jahrelang mit Thomas Brasch liierte Schauspielerin Katharina Thalbach erinnert sich nicht minder lebhaft an den gemeinsamen Neuanfang im Westen. Auch Marion Brasch, die mit ihrem Bruder Thomas aufgrund des großen Altersunterschieds im Elternhaus nur wenig zu tun hatte, befasst sich als Haupterzählerin weniger mit sich selbst, als mit diesem Bruder. Dabei führt sie ein Stück weit die emotionale Reserviertheit ihres Elternhauses fort. Hendels Film aber gruppiert seine inhaltliche Fülle sowieso lieber um dem Aspekt des künstlerischen Ausdrucks, den alle vier Kinder dieser Familie gewählt haben.
Fazit: Annekatrin Hendels Dokumentarfilm blättert spannend und fundiert zentrale Kapitel der ostdeutschen Geschichte im Spiegel einer prominenten Familie auf. Der Bruch der DDR-Gründergeneration mit den eigenen Kindern entlang der Frage der politischen Teilhabe und Meinungsfreiheit zeigt sich im Verhältnis des FDJ-Mitbegründers Horst Brasch zu seinem ältesten Sohn, dem in die Bundesrepublik emigrierten Schriftsteller Thomas Brasch. Dessen Schwester, die Schriftstellerin Marion Brasch, erinnert sich an ihre drei verstorbenen Brüder. Flankiert von Erzählungen ihrer Weggefährten entsteht ein faszinierendes Porträt einer Familie, die die Verwerfungen der jüngeren deutschen Geschichte persönlich erlebte und durchlitt.
Die Erinnerungen der Interviewten fördern spannende Fakten zutage. In anekdotischer Form wird beispielsweise erzählt, dass der Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht die jungen Menschen, die in der DDR gegen die Zerschlagung des Prager Frühlings protestierten, als "unsere Kinder" bezeichnet haben soll. Dahinter verbarg sich nicht Zustimmung, sondern Ratlosigkeit, denn unter diesen Kritikern befanden sich buchstäblich Kinder hochrangiger DDR-Politiker. Es kam zum Bruch zwischen der Gründergeneration und ihren Kindern, die mundtot gemacht werden sollten. Oft ist im Film von der kühlen, distanzierten Atmosphäre die Rede, die in der Familie Brasch herrschte. Die Liedermacherin Bettina Wegner klagt jedoch wiederum überhaupt nicht darüber, dass sich ihr Ex-Partner Thomas nicht um den gemeinsamen Sohn kümmerte. Vielmehr lässt ihr Humor ihre Schilderungen besonders lebhaft wirken.
Die ebenfalls jahrelang mit Thomas Brasch liierte Schauspielerin Katharina Thalbach erinnert sich nicht minder lebhaft an den gemeinsamen Neuanfang im Westen. Auch Marion Brasch, die mit ihrem Bruder Thomas aufgrund des großen Altersunterschieds im Elternhaus nur wenig zu tun hatte, befasst sich als Haupterzählerin weniger mit sich selbst, als mit diesem Bruder. Dabei führt sie ein Stück weit die emotionale Reserviertheit ihres Elternhauses fort. Hendels Film aber gruppiert seine inhaltliche Fülle sowieso lieber um dem Aspekt des künstlerischen Ausdrucks, den alle vier Kinder dieser Familie gewählt haben.
Fazit: Annekatrin Hendels Dokumentarfilm blättert spannend und fundiert zentrale Kapitel der ostdeutschen Geschichte im Spiegel einer prominenten Familie auf. Der Bruch der DDR-Gründergeneration mit den eigenen Kindern entlang der Frage der politischen Teilhabe und Meinungsfreiheit zeigt sich im Verhältnis des FDJ-Mitbegründers Horst Brasch zu seinem ältesten Sohn, dem in die Bundesrepublik emigrierten Schriftsteller Thomas Brasch. Dessen Schwester, die Schriftstellerin Marion Brasch, erinnert sich an ihre drei verstorbenen Brüder. Flankiert von Erzählungen ihrer Weggefährten entsteht ein faszinierendes Porträt einer Familie, die die Verwerfungen der jüngeren deutschen Geschichte persönlich erlebte und durchlitt.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Familie Brasch - Eine deutsche Geschichte"
Land: DeutschlandJahr: 2018
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Familie Brasch
Länge: 90 Minuten
Kinostart: 16.08.2018
Regie: Annekatrin Hendel
Verleih: Salzgeber & Co. Medien GmbH
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