Die Fischerin vom Bodensee (1956)
Heimatfilm ganz klassisch: Komik und Herzschmerz im Dreiländereck.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Maria Gassl (Marianne Hold) wohnt mit ihrem Großvater (Josef Egger) am österreichischen Ufer des Bodensees. Die Identität ihres Vaters nahm ihre verstorbene Mutter mit ins Grab. Seit Generationen lebt Marias Familie von der Fischerei. Doch die Netze, die sie täglich mit dem Nachbarsjungen Loisl (Loisl Blank) einholt, werden immer leerer. Die billige Konkurrenz der deutschen Fischzüchter Bruckberger setzt Maria ebenso zu wie die frechen Zwillingstöchter Anny (Isa Günther) und Fanny (Jutta Günther) des reichen Schweizer Holzhändlers Anton Schweizer (Rudolf Bernhard).
Im Hause Bruckberger hat Mutter Stefanie (Annie Rosar) die Hosen an. Um ihrem strengen Regiment zu entfliehen, geht Ehemann Karl (Joe Stöckel) einmal im Monat mit Anton Schweizer heimlich auf Sauftour. Auch Sohn Hans (Gerhard Riedmann) hat ein Geheimnis. Ginge es nach seiner Mutter, heiratete er eine der Zwillinge. Doch Hans ist in Maria verliebt. Seine finanzielle Unterstützung nimmt die stolze Fischerin nicht an. Marias Schicksal wendet sich erst, als sie durch Hans ihren Vater findet.
Bildergalerie zum Film "Die Fischerin vom Bodensee"
Hier streamen
Filmkritik
Harald Reinls "Die Fischerin vom Bodensee" feierte am 24. Juli 1956 in Stuttgart Premiere. Bei seiner Wiederaufführung sechs Jahrzehnte später sind die restaurierten und digitalisierten Aufnahmen immer noch so prächtig wie die wie Stimmung, die sich lediglich aus dramaturgischen Gründen zwischendurch eintrübt. Aus heutiger Sicht ziehen aber vor allem bei den Geschlechterrollen dunkle Gewitterwolken auf.
Reinl, während des Zweiten Weltkriegs Leni Riefenstahls Regieassistent, widmete sich in den Wirtschaftswunderjahren zunächst dem Heimatfilm, später Karl-May- und Edgar-Wallace-Verfilmungen und Adaptionen von Jerry-Cotton-Romanen. Kriegsbeschönigende Tendenzen, die Reinls Werken "So lange du lebst" (1955), "U 47 – Kapitänsleutnant Prien" (1958) und "Die grünen Teufel von Monte Cassino" (1958) vorgeworfen wurden, sind in " Die Fischerin vom Bodensee" nicht zu finden, sein naiver Erzählstil hingegen schon.
Das Universum im Dreiländereck, das Karl Heinz Busse und Reinl in ihrem Drehbuch entwerfen, ist eine romantisch verklärte Idylle. Ein Heile-Welt-Szenario, in der die alte Männergeneration unter dem Pantoffel ihrer resoluten Ehefrauen und fürsorgenden Töchter steht und ihre kleinen Freuden im monatlichen Stammtisch sucht. Doch der Schein trügt. Denn die alten Deppen bekommen nur am Anfang ihr Fett weg, sagen am Ende aber, wo es langgeht. Bei den Jungen nimmt sich Fischzüchter Hans Bruckberger (Gerhard Riedmann), energisch was er will. Titelheldin Maria Gassl (Marianne Hold) leistet nur anfänglich Widerstand und erliegt am Ende Hans' mehr als fragwürdigem Charme aus finanzieller Zuwendung, Hartnäckigkeit, Aufdringlichkeit und Nachstellung.
Wer in Reinls Mischung aus Romanze und Schwank Mundart erwartet, wird enttäuscht. Während die in Ostpreußen geborene Hauptdarstellerin Marianne Hold keinerlei Dialekt erkennen lässt, dringt bei den deutschen Bruckbergers stets eine Klangfärbung durch, die nichts mit dem Bodensee zu tun hat. Schließlich hat Reinl deren Rollen mit den Wienern Gerhard Riedmann und Annie Rosar sowie dem Münchner Joe Stöckel prominent besetzt.
Lieder wie "Im Himmel gibt’s kein Bier", kleine Gags des vorlauten Loisl (Loisl Blank) und der frechen Zwillinge Anny (Isa Günther) und Fanny (Jutta Günther) sowie manch pointierter Dialog heben die Stimmung. Am Ende können diese aber nicht über das zwar routinierte, aber auch einfallslose Spiel, die aufgesetzte Rührseligkeit und die kolportagehaften Züge der vorhersehbaren Handlung hinwegtäuschen.
Fazit: Mit "Die Fischerin vom Bodensee" kehrt ein Klassiker des Heimatfilms in wunderschön restaurierter Fassung auf die Leinwand zurück. Aus heutiger Sicht wirkt vor allem das Rollenbild reichlich altbacken. Die Bilder sind brillant, die Stimmung ist ausgelassen. Über schauspielerische und erzählerische Schwächen täuscht das aber nicht hinweg.
Reinl, während des Zweiten Weltkriegs Leni Riefenstahls Regieassistent, widmete sich in den Wirtschaftswunderjahren zunächst dem Heimatfilm, später Karl-May- und Edgar-Wallace-Verfilmungen und Adaptionen von Jerry-Cotton-Romanen. Kriegsbeschönigende Tendenzen, die Reinls Werken "So lange du lebst" (1955), "U 47 – Kapitänsleutnant Prien" (1958) und "Die grünen Teufel von Monte Cassino" (1958) vorgeworfen wurden, sind in " Die Fischerin vom Bodensee" nicht zu finden, sein naiver Erzählstil hingegen schon.
Das Universum im Dreiländereck, das Karl Heinz Busse und Reinl in ihrem Drehbuch entwerfen, ist eine romantisch verklärte Idylle. Ein Heile-Welt-Szenario, in der die alte Männergeneration unter dem Pantoffel ihrer resoluten Ehefrauen und fürsorgenden Töchter steht und ihre kleinen Freuden im monatlichen Stammtisch sucht. Doch der Schein trügt. Denn die alten Deppen bekommen nur am Anfang ihr Fett weg, sagen am Ende aber, wo es langgeht. Bei den Jungen nimmt sich Fischzüchter Hans Bruckberger (Gerhard Riedmann), energisch was er will. Titelheldin Maria Gassl (Marianne Hold) leistet nur anfänglich Widerstand und erliegt am Ende Hans' mehr als fragwürdigem Charme aus finanzieller Zuwendung, Hartnäckigkeit, Aufdringlichkeit und Nachstellung.
Wer in Reinls Mischung aus Romanze und Schwank Mundart erwartet, wird enttäuscht. Während die in Ostpreußen geborene Hauptdarstellerin Marianne Hold keinerlei Dialekt erkennen lässt, dringt bei den deutschen Bruckbergers stets eine Klangfärbung durch, die nichts mit dem Bodensee zu tun hat. Schließlich hat Reinl deren Rollen mit den Wienern Gerhard Riedmann und Annie Rosar sowie dem Münchner Joe Stöckel prominent besetzt.
Lieder wie "Im Himmel gibt’s kein Bier", kleine Gags des vorlauten Loisl (Loisl Blank) und der frechen Zwillinge Anny (Isa Günther) und Fanny (Jutta Günther) sowie manch pointierter Dialog heben die Stimmung. Am Ende können diese aber nicht über das zwar routinierte, aber auch einfallslose Spiel, die aufgesetzte Rührseligkeit und die kolportagehaften Züge der vorhersehbaren Handlung hinwegtäuschen.
Fazit: Mit "Die Fischerin vom Bodensee" kehrt ein Klassiker des Heimatfilms in wunderschön restaurierter Fassung auf die Leinwand zurück. Aus heutiger Sicht wirkt vor allem das Rollenbild reichlich altbacken. Die Bilder sind brillant, die Stimmung ist ausgelassen. Über schauspielerische und erzählerische Schwächen täuscht das aber nicht hinweg.
Falk Straub
TrailerAlle "Die Fischerin vom Bodensee"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Die Fischerin vom Bodensee"
Land: DeutschlandJahr: 1956
Genre: Heimatfilm
Länge: 91 Minuten
Kinostart: 19.07.2018
Regie: Harald Reinl
Darsteller: Marianne Hold als Maria Gassl, Gerhard Riedmann als Hans Bruckberger, Annie Rosar als Stefanie Bruckberger, Joe Stöckel als Karl Bruckberger, Joseph Egger als Großvater Grassl
Kamera: Ernst W. Kalinke
Verleih: Mobiles Kino GmbH