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Das Geheimnis von Neapel (2018)

Napoli Velata

Mysteriöser Mord: Ferzan Ozpetek entführt sein Publikum in einen geheimnisvollen Stilmix aus Film noir, Thriller und Melodram.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
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Während einer Feier ihrer Tante Adele (Anna Bonaiuto) lernt Adriana (Giovanna Mezzogiorno) den einige Jahre jüngeren Andrea (Alessandro Borghi), einen Taucher, kennen und verbringt eine Nacht mit ihm. Als er am nächsten Nachmittag nicht zu einer Verabredung erscheint, glaubt Adriana, Andrea habe sie versetzt. Doch am folgenden Morgen liegt er tot auf dem Untersuchungstisch der renommierten Pathologin.

Die Polizei um Kommissarin Rosaria (Maria Pia Calzone) und ihren Gehilfen Antonio (Biagio Forestieri) vermutet die Kunsthändlerszene, für die Andrea vor der Küste nach antiken Gegenständen tauchte, hinter dem Verbrechen. Als Adriana Andreas Zwilling Luca (ebenfalls Alessandro Borghi) trifft, sinkt sie immer tiefer in die Geheimnisse des Falls und der Stadt. Dabei schreckt die Medizinerin nicht vor unorthodoxen Methoden wie dem Besuch eines Mediums oder einer traditionellen Tombola zurück.

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So wichtig der Ton im Film auch sein mag, mit dem Medium verbindet man primär das visuelle Erleben. Es kommt nicht nur darauf an, was die Figuren auf der Leinwand und das Publikum im Kinosaal sehen, sondern immer auch darauf, was ihnen der Regisseur vorenthält. Ferzan Ozpetek ist sich dieser Anordnung bewusst und spielt wiederholt stilvoll auf sie an. Schon das gewundene Treppenhaus, mit dem er in einer elegant gleitenden Plansequenz seinen Film eröffnet, sieht aus wie ein Auge. Und auch später werden Augen, wird das Betrachten und das Betrachtetwerden eine entscheidende Rolle spielen.

Ozpeteks Kino – von "Hamam" (1997) über "Männer al dente"(2010) bis "Istanbul Kirmizisi" (2017) – schwelgt in schönen Bildern, in Architektur, Mode und Körpern. Stammkameramann Gian Filippo Corticelli lässt nach Rom, Lecce und Istanbul nun auch Neapel in warmem Licht erstrahlen. Barocke Räume stehen neben spartanisch durchdesignten, Kirchen und Museen neben Einkaufsstraßen und Konsumtempeln, das wogende Meer neben gewundenen Gassen, in denen sich die Protagonistin immer tiefer verläuft. Neben der grandios aufspielenden Giovanna Mezzogiorno ist Neapel, in der Aberglaube und Wissenschaft keinen Widerspruch bilden, die heimliche Hauptdarstellerin.

Diesen Stilpluralismus, der jede über Jahrhunderte gewachsene Stadt auszeichnet, macht sich auch Ozpeteks Film zu eigen. Je nach Situation untermalt Komponist Pasquale Catalano die Einstellungen mal mit schweren Bläsern, mal mit südländischen Gitarren, mal mit dem flotten Akkordeon eines Tangos. Und auch das Drehbuch, das der Regisseur gemeinsam mit Gianni Romoli und Valia Santella geschrieben hat, schlägt unzählige Haken. Was als Liebesfilm beginnt und unversehens zum Thriller mutiert, entpuppt sich als mysteriöses Melodram samt psychologischer Charakterstudie, in der die Hauptfigur am Ende in ihren eigenen Erinnerungen steht.

Dieser seltsam anmutende Mix ist ein wenig zu viel des Guten, entwickelt aber durchaus einen faszinierenden Sog. Während das familiäre Geheimnis gelüftet wird, tut Ozpetek gut daran, den Mord nicht aufzuklären. Auch die rätselhafte Schönheit Neapels besteht über den Schluss hinaus. Und in seinen Liebeszenen hat sich der Filmemacher eine Sinnlichkeit und Körperlichkeit bewahrt, die einem Großteil des Genrekinos, etwa dem prüden US-amerikanischen, längst verloren gegangen ist.

Fazit: Wer einen Thriller erwartet, wird von Ferzan Ozpeteks jüngstem Film enttäuscht. "Das Geheimnis von Neapel" ist ein rätselhafter Genre- und Stilmix, der zwar nicht vollends überzeugt, aber einen kraftvollen Sog entwickelt und jede Menge Sinnlichkeit verströmt.




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Besetzung & Crew von "Das Geheimnis von Neapel"

Land: Italien
Jahr: 2018
Genre: Thriller
Originaltitel: Napoli Velata
Länge: 113 Minuten
Kinostart: 16.08.2018
Regie: Ferzan Ozpetek
Darsteller: Peppe Barra, Anna Bonaiuto, Alessandro Borghi, Maria Pia Calzone, Loredana Cannata als Liliana
Kamera: Gianfilippo Corticelli
Verleih: Prokino

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