Muhi - Generally Temporary (2018)
Dokumentarfilm über ein gesundheitlich schwer angeschlagenes palästinensisches Kind in Israel das, gefangen zwischen zwei Heimaten, um sein Leben kämpft.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 1 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Muhi ist Sohn eines Hamas-Aktivisten und lebt seit vielen Jahren gemeinsam mit seinem Großvater Abu Naim in einem israelischen Krankenhaus. Als Säugling wurde er zur Behandlung wegen einer lebensbedrohlichen Krankheit aus dem Gazastreifen dorthin verlegt. In Gaza fehlt es an entsprechenden medizinischen Möglichkeiten. Muhis Leben wurde dort gerettet, doch aufgrund von Komplikationen mussten ihm die Ärzte zwei Jahre später die Gliedmaßen amputieren. Muhi blieb nichts anderes übrig, als sich langsam an ein Leben mit künstlichen Armen und Beinen zu gewöhnen. Die Situation, in der er mit seinem Großvater lebt, ist paradox: eine Rückkehr nach Gaza würde aufgrund der desolaten Gesundheitsversorgung Muhis Tod bedeuten. Israelischen Boden darf er mit seinem Großvater aber auch nicht betreten. Die israelischen Sicherheitsvorschriften verbieten dies.
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Filmkritik
Über 4 Jahre lang begleiteten die Filmemacher Tamir Elterman und Rina Castelnuovo und ihr Team Muhis Leben in dem Krankenhaus in Tel Aviv, fern ab von seiner Familie in Gaza. Die Arbeiten am Film wurden im Frühjahr 2017 beendet, einen Monat später erlebte die Doku auf dem San Francisco Filmfestival ihre Weltpremiere. Für Rina Castelnuovo ist "Muhi" der Debütfilm, Tamir Elterman debütierte bereits vor zwei Jahren mit dem Kurzfilm "Spring Chicken". Er arbeitet neben seiner Tätigkeit als Filmemacher auch als Kameramann.
Eindrucksvoll zeigt der mit viel Leidenschaft und Mut umgesetzte Film, wie paradox die Umstände sind, unter denen Muhi mit seinem Opa lebt. Und dass Unschuldige wieder einmal zum Opfer von Politik, Bürokratie und unsinnigen Gesetzen werden: Muhi wird aufgezogen und behandelt von Israelis, also vom Todfeind der Palästinenser. Die Israelis wiederum gestatten dem kleinen Jungen nicht, das Krankenhaus zu verlassen. Die Gesetze untersagen dies, denn Muhi gehört dem palästinensischen Volk an. Die Lage ist verzwickt. Ein Dilemma für alle Beteiligten, allen voran für den tapferen Muhi.
Es bleiben zwei Möglichkeiten, die wie die Wahl zwischen Pest und Cholera anmuten. Entweder Muhi bleibt in Israel. Dann erfährt er zwar die beste medizinische Versorgung, muss aber ohne seine Familie aufwachsen und leben. Oder er kehrt zurück zu seiner Mutter, in seine Heimat nach Gaza. Dann jedoch droht ihm ein Transport unter Lebensgefahr in ein Gebiet, in dem es nur zeitweise Strom, geschweige denn dauerhafte medizinische Versorgung gibt.
Trotz dieser aussichtslosen Lage ist "Muhi" kein Film geworden, der von Anfang bis Ende ausschließlich bedrückend wirkt und melancholisch stimmt. Zu verdanken ist das den vielen heiteren, positiv stimmenden Momenten, in denen der wunderbare Charakter des kleinen Jungen ganz und gar durchscheint. Und: dessen lebensbejahendes, fröhliches Wesen. Trotz seiner immensen körperlichen Leiden. Wenn Muhi etwa ausgelassen und voller Energie auf seinen Prothesen (und gerne auch mal ausgestattet mit einem Besen) im Krankenhausflur umher rennt und beste Stimmung verbreitet, dann sind das rührende Augenblicke ungefiltert eingefangener, authentischer kindlicher Lebensfreude. Oder wenn er auf die Aussage eines Bekannten, er sei Araber und deshalb der Koran für ihn künftig von großer Bedeutung, mit trockenem Witz entgegnet: "Ich bin Russe." Muhis Lebenslust und positive Denkweise bestimmen, trotz aller dramatischen Ereignisse (z.B. wenn sein Großvater auch noch den Tod des eigenen, 15-jährigen Sohnes verkraften muss) diesen sehenswerten, kraftvollen und sehr emotionalen Film.
Fazit: Mit viel Herz und Courage umgesetzte, nachdrückliche Doku über einen erstaunlichen, unfassbar tapferen Jungen, dessen Lebensfreude ansteckt.
Eindrucksvoll zeigt der mit viel Leidenschaft und Mut umgesetzte Film, wie paradox die Umstände sind, unter denen Muhi mit seinem Opa lebt. Und dass Unschuldige wieder einmal zum Opfer von Politik, Bürokratie und unsinnigen Gesetzen werden: Muhi wird aufgezogen und behandelt von Israelis, also vom Todfeind der Palästinenser. Die Israelis wiederum gestatten dem kleinen Jungen nicht, das Krankenhaus zu verlassen. Die Gesetze untersagen dies, denn Muhi gehört dem palästinensischen Volk an. Die Lage ist verzwickt. Ein Dilemma für alle Beteiligten, allen voran für den tapferen Muhi.
Es bleiben zwei Möglichkeiten, die wie die Wahl zwischen Pest und Cholera anmuten. Entweder Muhi bleibt in Israel. Dann erfährt er zwar die beste medizinische Versorgung, muss aber ohne seine Familie aufwachsen und leben. Oder er kehrt zurück zu seiner Mutter, in seine Heimat nach Gaza. Dann jedoch droht ihm ein Transport unter Lebensgefahr in ein Gebiet, in dem es nur zeitweise Strom, geschweige denn dauerhafte medizinische Versorgung gibt.
Trotz dieser aussichtslosen Lage ist "Muhi" kein Film geworden, der von Anfang bis Ende ausschließlich bedrückend wirkt und melancholisch stimmt. Zu verdanken ist das den vielen heiteren, positiv stimmenden Momenten, in denen der wunderbare Charakter des kleinen Jungen ganz und gar durchscheint. Und: dessen lebensbejahendes, fröhliches Wesen. Trotz seiner immensen körperlichen Leiden. Wenn Muhi etwa ausgelassen und voller Energie auf seinen Prothesen (und gerne auch mal ausgestattet mit einem Besen) im Krankenhausflur umher rennt und beste Stimmung verbreitet, dann sind das rührende Augenblicke ungefiltert eingefangener, authentischer kindlicher Lebensfreude. Oder wenn er auf die Aussage eines Bekannten, er sei Araber und deshalb der Koran für ihn künftig von großer Bedeutung, mit trockenem Witz entgegnet: "Ich bin Russe." Muhis Lebenslust und positive Denkweise bestimmen, trotz aller dramatischen Ereignisse (z.B. wenn sein Großvater auch noch den Tod des eigenen, 15-jährigen Sohnes verkraften muss) diesen sehenswerten, kraftvollen und sehr emotionalen Film.
Fazit: Mit viel Herz und Courage umgesetzte, nachdrückliche Doku über einen erstaunlichen, unfassbar tapferen Jungen, dessen Lebensfreude ansteckt.
Björn Schneider
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Besetzung & Crew von "Muhi - Generally Temporary"
Land: Deutschland, IsraelJahr: 2018
Genre: Dokumentation
Länge: 85 Minuten
Kinostart: 14.06.2018
Regie: Rina Castelnuovo, Tamir Elterman
Darsteller: Muhammad El-Farrah, Hamuda Abu Naim El Farrah, Buma Inbar, Hiba El-Farrah, Awatef El-Farrah
Kamera: Rina Castelnuovo, Tamir Elterman, Oded Kirma, Avner Shahaf
Verleih: Neue Celluloid Fabrik