FBW-Bewertung: Ich war noch niemals in New York (2018)
Prädikat besonders wertvoll
Jurybegründung: Das Musical?Ich war noch niemals in New York? mit den Liedern von Udo Jürgens war auf deutschen Theaterbühnen bereits ein großer Erfolg. Als die Musical-Verfilmung des Publikumslieblings beschlossen wurde, war klar, dass die entsprechenden Erwartungen auch einer filmischen Adaption gerecht werden müssen. Drehbuchautor Alexander Dydyna und Co-Autor Philipp Stölzl, der auch die Regie übernahm, erlagen zum großen Glück nicht der Versuchung, eine filmische Kopie des Musicals zu realisieren. So ist es ein eigenständiger Film geworden, der die Grundzüge der Handlung mit Einbeziehung der Hauptprotagonisten in veränderten Ausgangslagen präsentiert.Die erfolgsverwöhnte und zickige Fernsehmoderatorin Lisa Wartberg versucht ihre Mutter Maria, die nach einem Unfall ihr Gedächtnis verloren hat, vom Ozeandampfer Maximiliane Richtung New York zu holen. New York war als Marias Lebenswunschziel noch in ihrem Kopf verblieben. Die Verbindung und Knoten zur Zusammenführung der drei Liebespaare werden im Gegensatz zum Musical erst auf dem Schiff geschnürt. Otto entpuppt sich als erste große Liebe der damals 17jährigen Maria und als Vater von Lisa. Lisa selbst lernt den um seine verstorbene Frau trauernden Axel Staudach und seinen Sohn auch erst auf dem Schiff kennen- und lieben, genau wie auch Lisas Maskenbildner Fred, der dem griechischen Bordzauberer Costa auf hoher See verfällt. Mit sicherer Hand inszeniert Philipp Stölzl das märchenhafte, teils auch bewusst überdrehte Spiel um Trauer und Liebe, Freundschaft und Lebensfreude. Die textliche Qualität der Dialoge in den Sprachsequenzen ist teils heiter, teils berührend, und führt mit präziser Montage stets perfekt in die Musical-Sequenzen über. Mit Heike Makatsch als Lisa, Moritz Bleibtreu als Axel, Uwe Ochsenknecht als Otto und die sehr präsente Katharina Thalbach als Maria besitzt der Film eine hervorragende Besetzung, die mit Lust und Freude ihre Parts zu singen und zu tanzen vermag. Dies entsprechend ihrem doch unterschiedlichen choreografischen und gesanglichen Potential, was das ganze Spektakel aber noch sympathischer macht. Nicht zu vergessen auch die Leistungen von Michael Ostrowski als Fred, Pasquale Aleardi als Costa und der kleine Marlon Schramm als Axels Sohn Florian. Erlaubt sei aber auch auf das darstellerische Gefälle bei den Randfiguren in den Massenszenen hinzuweisen, die hier die Jury nicht in jeder Sequenz überzeugen konnten. Die Kameraführung, Ausstattung, Maske und Kostüme gehören zu den weiteren gelungenen handwerklichen Leistungen. Bleibt noch das Wichtigste: Die berühmten Ohrwürmer von Udo Jürgens wurden nicht nur szenisch passend eingefügt, sondern bereichern die Musical-Ebene durch textliche und musikalische Arrangements mit sehr reizvollen Variationen.
Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)