Taste of Cement - Der Geschmack von Zement (2017)
Taste of Cement
Dokumentarisches Gedicht: Ziad Kalthoum montiert den Alltag syrischer Bauarbeiter im Libanon zu einer sinnlich-poetischen Collage.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 1 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Nach ihrer Flucht vor dem Krieg hat eine Gruppe syrischer Bauarbeiter Beschäftigung im Nachbarstaat Libanon gefunden. In dessen Hauptstadt Beirut ziehen sie mit Blick aufs Meer einen riesigen Wolkenkratzer in den Himmel. Eine nächtliche Ausgangssperre bindet die Syrer auch nachts an den Rohbau. Dort kochen, essen, schlafen und duschen sie und sehen sich über die Fernseh-, Computer- und Handyschirme Bilder aus ihrer zerstörten Heimat an. Regisseur Ziad Kalthoum hat ihnen als stiller Begleiter bei ihrem Alltag über die Schulter geblickt.
Bildergalerie zum Film "Taste of Cement - Der Geschmack von Zement"
Hier streamen
Filmkritik
Einen Dokumentarfilm wie "Taste of Cement" sieht, hört, ja spürt das Publikum selten. Fast meint man, den Zement tatsächlich schmecken zu können, wie es im Filmtitel heißt. So intensiv und involvierend ist Ziad Kalthoums audiovisuelle Collage, die völlig ohne erklärende Texttafeln und Bauchbinden, ohne geschwätzige Interviewpartner und beinahe ohne Archivmaterial auskommt.
Der Titel verweist auf zwei Erinnerungen. Die erste liegt Jahrzehnte zurück und erzählt etwas über den Arbeitsmarkt im Nahen Osten. Der Geschmack von Zement, das war jener Geruch, den der Vater eines Syrers verströmte, wenn er von den Baustellen im Libanon zu seiner Familie zurückkehrte. Die zweite Erinnerung stammt aus der jüngeren Vergangenheit und erzählt etwas über den Krieg. Der Geschmack von Zement, das ist auch das Gefühl des nun erwachsenen Syrers, Trümmer des eigenen Hauses in Mund und Nase zu haben, das gerade über ihm eingestürzt ist.
Die Erinnerungen des Bauarbeiters, die aus dem Off erklingen, sind von literarischer Qualität. Sie setzen den Libanonkrieg, der dem Vater einen Job im Wiederaufbau brachte, mit dem Syrienkrieg, der den Sohn an einer Rückkehr in die Heimat hindert, in einen Zusammenhang. In diesem ewigen Kreislauf aus Errichten und Zerstören inszeniert Kalthoum die Bauarbeiter wie Gefangene. Die Schatten der Bauzäune legen sich wie Gitterstäbe auf ihre Gesichter.
Außer der Stimme aus dem Off und einigen Nachrichten, die beiläufig den Hass gegen die Geflüchteten vermitteln, sind nur der Lärm der Baustelle und das Rauschen des Meeres zu hören. Sounddesigner Ansgar Frerich verstärkt die Töne, mal dämpft er sie, mal verfremdet er sie durch andere Geräusche und verleiht dem Gezeigten dadurch eine neue Bedeutung. Gepaart mit Talal Khoury berückenden, durch ihre Komposition oft ins Abstrakte gleitenden Bildern erschafft Ziad Kalthoum ein dokumentarisches Sinneserlebnis von poetischer Kraft.
Fazit: "Taste of Cement" ist ein mutig konzipierter, audiovisuell berauschender Dokumentarfilm über das Schicksal syrischer Bauarbeiter im Libanon. Regisseur Ziad Kalthoum gelingt eine intensive Collage voll politischen Gehalts, persönlicher Erinnerungen und poetischer Kraft.
Der Titel verweist auf zwei Erinnerungen. Die erste liegt Jahrzehnte zurück und erzählt etwas über den Arbeitsmarkt im Nahen Osten. Der Geschmack von Zement, das war jener Geruch, den der Vater eines Syrers verströmte, wenn er von den Baustellen im Libanon zu seiner Familie zurückkehrte. Die zweite Erinnerung stammt aus der jüngeren Vergangenheit und erzählt etwas über den Krieg. Der Geschmack von Zement, das ist auch das Gefühl des nun erwachsenen Syrers, Trümmer des eigenen Hauses in Mund und Nase zu haben, das gerade über ihm eingestürzt ist.
Die Erinnerungen des Bauarbeiters, die aus dem Off erklingen, sind von literarischer Qualität. Sie setzen den Libanonkrieg, der dem Vater einen Job im Wiederaufbau brachte, mit dem Syrienkrieg, der den Sohn an einer Rückkehr in die Heimat hindert, in einen Zusammenhang. In diesem ewigen Kreislauf aus Errichten und Zerstören inszeniert Kalthoum die Bauarbeiter wie Gefangene. Die Schatten der Bauzäune legen sich wie Gitterstäbe auf ihre Gesichter.
Außer der Stimme aus dem Off und einigen Nachrichten, die beiläufig den Hass gegen die Geflüchteten vermitteln, sind nur der Lärm der Baustelle und das Rauschen des Meeres zu hören. Sounddesigner Ansgar Frerich verstärkt die Töne, mal dämpft er sie, mal verfremdet er sie durch andere Geräusche und verleiht dem Gezeigten dadurch eine neue Bedeutung. Gepaart mit Talal Khoury berückenden, durch ihre Komposition oft ins Abstrakte gleitenden Bildern erschafft Ziad Kalthoum ein dokumentarisches Sinneserlebnis von poetischer Kraft.
Fazit: "Taste of Cement" ist ein mutig konzipierter, audiovisuell berauschender Dokumentarfilm über das Schicksal syrischer Bauarbeiter im Libanon. Regisseur Ziad Kalthoum gelingt eine intensive Collage voll politischen Gehalts, persönlicher Erinnerungen und poetischer Kraft.
Falk Straub
TrailerAlle "Taste of Cement - Der Geschmack von Zement"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Taste of Cement - Der Geschmack von Zement"
Land: Deutschland, Libanon, Vereinigte arabische Emirate, Syrische arabische Republik, QatarJahr: 2017
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Taste of Cement
Länge: 85 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 24.05.2018
Regie: Ziad Kalthoum
Kamera: Talal Khoury
Verleih: 3 Rosen, Deutschfilm