Foxtrot (2017)
Anti-Kriegsfilm über den israelisch-palästinensischen Dauerkonflikt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Das Ehepaar Michael (Lior Ashkenazi) und Dafna (Sarah Adler) bekommt in Tel Aviv überraschend Besuch vom Militär. Der Tod des Sohnes Jonathan (Yonatan Shiray), der seinen Militärdienst ableistete, wird gemeldet. Michaels Bruder Avigdor (Yehuda Almagor) erscheint, eine Sterbeanzeige wird aufgesetzt. Ein militärischer Religionsbeauftragter will mit Michael den Ablauf der Beerdigung besprechen. Doch dann stellt sich plötzlich heraus, dass es sich um einen Irrtum handelte: Jonathan ist wohlauf, er absolviert weiterhin seinen Dienst an einem entlegenen Checkpoint auf dem Land. Michael lässt seine Beziehungen spielen, um Jonathan so schnell wie möglich nach Hause zu holen. Er hat kein Vertrauen mehr in die Streitkräfte.
Am Checkpoint in der Wüste gleicht ein Tag dem anderen: Jonathan und seine drei jungen Kameraden harren in der Einsamkeit an der Landstraße aus, um die Insassen der wenigen Fahrzeuge, die hier vorbeikommen, zu kontrollieren. Sie essen Dosenfleisch und schlafen in einem Container, der sich langsam im schlammigen Boden zur Seite neigt. Eines Nachts läuft eine Fahrzeugkontrolle plötzlich aus dem Ruder.
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Filmkritik
Diese ausdrucksstarke Anti-Kriegs-Parabel des israelischen Regisseurs und Drehbuchautors Samuel Maoz ("Lebanon") erhielt auf den Filmfestspielen von Venedig 2017 den Großen Preis der Jury. Wie ein klassisches Drama in drei Akten aufgebaut, schildert der Film die Auswirkungen des israelisch-palästinensischen Dauerkonflikts auf das Leben einer Familie in Tel Aviv. Michael, der zur zweiten Generation der Holocaust-Überlebenden gehört, schleppt seit seiner Zeit beim Militär ein unverarbeitetes Trauma mit sich herum. Nun, eine Generation später, schließt sich scheinbar ein schicksalhafter Kreis mit dem, was seinem Sohn beim Militär widerfährt. Auch wenn die Handlung im Grunde aus lauter Zufällen besteht, lässt sie erkennen, dass die Menschen in Israel für den ungelösten israelisch-palästinensischen Dauerkonflikt, der auf der Stelle tritt, einen hohen Preis zahlen. Der Dienst an der Waffe fordert nicht nur Menschenleben, er prägt auch viele Überlebende stärker, als ihnen lieb sein kann.
Vieles an diesem Film ist symbolisch aufgeladen. Der Filmtitel bezieht sich auf einen Tanz, bei dem die Tänzer mit einer quadratischen Schrittfolge an den Ausgangspunkt zurückkehren. Besonders eindringlich wird die Absurdität militärischer Kontrollen an dem gottverlassenen Checkpoint in der Wüste demonstriert. Dort wirkt alles aus der Zeit gefallen, wie ein Relikt, das jeglichen Sinn verloren hat. Die vier jungen Soldaten hören Musik, träumen von schönen Frauen, öffnen die Schranke gelangweilt, wenn ein Kamel passieren will. Menschen, die mit dem Auto vorbei wollen, werden hingegen gerne schikaniert. Die Gefahr einer Kurzschlusshandlung ist in der aufgeladenen Stimmung groß. Das Erzähltempo wirkt verlangsamt, die Menschen auf sich selbst zurückgeworfen.
Die bittere Satire klagt den Irrsinn des kriegsähnlichen Dauerzustands an, der selbst in der menschenleeren Wüste jede Begegnung mit feindseligem Misstrauen auflädt. Schon im ersten Akt mischt sich in die betonte Fürsorge der Militärs, die Michael die falsche Nachricht vom Tod des Sohnes überbringen, eine gewisse routinierte Indifferenz gegenüber dem Wert des Lebens. Indem das Militär Gefallene postum befördert, will es die Angehörigen trösten, aber wohl auch sein eigenes Gewissen beruhigen. Die symbolische Verdichtung, das traumwandlerische Geschehen geben der Handlung etwas Abgehobenes, Theatralisches. So erhält die ernste Auseinandersetzung des Filmemachers mit der eigenen Gesellschaft eine besondere Emphase.
Fazit: Mit seiner parabelhaft verdichteten Geschichte über einen jungen israelischen Soldaten und seinen Vater kritisiert der Regisseur Samuel Maoz eindringlich die Verfestigung des israelisch-palästinensischen Dauerkonflikts. Er verweist mit satirisch gefärbtem Gespür für Absurditäten auf das trügerische Gefühl von Normalität in einer Gesellschaft, die seit Generationen mit kriegerischen und kriegsähnlichen Handlungen vertraut ist.
Vieles an diesem Film ist symbolisch aufgeladen. Der Filmtitel bezieht sich auf einen Tanz, bei dem die Tänzer mit einer quadratischen Schrittfolge an den Ausgangspunkt zurückkehren. Besonders eindringlich wird die Absurdität militärischer Kontrollen an dem gottverlassenen Checkpoint in der Wüste demonstriert. Dort wirkt alles aus der Zeit gefallen, wie ein Relikt, das jeglichen Sinn verloren hat. Die vier jungen Soldaten hören Musik, träumen von schönen Frauen, öffnen die Schranke gelangweilt, wenn ein Kamel passieren will. Menschen, die mit dem Auto vorbei wollen, werden hingegen gerne schikaniert. Die Gefahr einer Kurzschlusshandlung ist in der aufgeladenen Stimmung groß. Das Erzähltempo wirkt verlangsamt, die Menschen auf sich selbst zurückgeworfen.
Die bittere Satire klagt den Irrsinn des kriegsähnlichen Dauerzustands an, der selbst in der menschenleeren Wüste jede Begegnung mit feindseligem Misstrauen auflädt. Schon im ersten Akt mischt sich in die betonte Fürsorge der Militärs, die Michael die falsche Nachricht vom Tod des Sohnes überbringen, eine gewisse routinierte Indifferenz gegenüber dem Wert des Lebens. Indem das Militär Gefallene postum befördert, will es die Angehörigen trösten, aber wohl auch sein eigenes Gewissen beruhigen. Die symbolische Verdichtung, das traumwandlerische Geschehen geben der Handlung etwas Abgehobenes, Theatralisches. So erhält die ernste Auseinandersetzung des Filmemachers mit der eigenen Gesellschaft eine besondere Emphase.
Fazit: Mit seiner parabelhaft verdichteten Geschichte über einen jungen israelischen Soldaten und seinen Vater kritisiert der Regisseur Samuel Maoz eindringlich die Verfestigung des israelisch-palästinensischen Dauerkonflikts. Er verweist mit satirisch gefärbtem Gespür für Absurditäten auf das trügerische Gefühl von Normalität in einer Gesellschaft, die seit Generationen mit kriegerischen und kriegsähnlichen Handlungen vertraut ist.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Foxtrot"
Land: Deutschland, Frankreich, Israel, SchweizJahr: 2017
Genre: Drama
Kinostart: 12.07.2018
Regie: Samuel Maoz
Darsteller: Lior Ashkenazi, Sarah Adler, Yonaton Shiray, Shira Haas, Dekel Adin
Kamera: Giora Bejach
Verleih: NFP marketing & distribution, Filmwelt
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