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Jibril (2018)

Drama über eine junge alleinerziehende Mutter in Berlin, die sich in einen Gefängnisinsassen verliebt.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.3 / 5

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Maryam (Susana Abdulmajid) lebt mit ihren drei Töchtern in Berlin. Die geschiedene Frau irakischer Abstammung hat einen guten Job und führt ein beinahe erfülltes Leben. Aber um glücklich zu sein, fehlt ihr die Liebe eines Mannes. Regelmäßig sieht sie eine arabische Telenovela, in der es um die große, romantische Liebe geht. Eines Tages wird sie gebeten, einem Mann, der im Gefängnis sitzt, ein Paket zu überbringen. Jibril (Malik Adan) begrüßt sie erfreut: Er erinnert sich, Maryam auf einer Hochzeit gesehen zu haben.

Maryam und Jibril verlieben sich ineinander. Ständig hängen sie am Telefon, bis Jibril bei einer Zellendurchsuchung das verbotene Handy abgeknöpft wird. Der junge Mann ist am Boden zerstört, denn nun kann er nicht mehr mit Hafterleichterung rechnen. Er hat noch drei Jahre abzusitzen. Brüsk weist er Maryam ab und schickt sie fort. Dann tut es ihm leid, aber nun ist sie verunsichert. Soll sie ihre Sehnsucht begraben und der Ansicht ihrer Mutter folgen, dass über die Wahl des Ehepartners nur sein Status, nicht aber die Liebe entscheiden darf?

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse3 / 5

Das an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf entstandene Spielfilmdebüt der Regisseurin Henrika Kull erzählt die Geschichte einer prekären romantischen Liebe. Zwei junge Menschen mit Migrationshintergrund, die eine dreifache Mutter, der andere Gefängnisinsasse, folgen der Stimme des Herzens. So brechen sie innerlich ein Stück weit aus dem engen Korsett ihres Alltags aus. Dass sie sich so wenig sehen und austauschen können, beflügelt ihre Sehnsüchte und Träume nur. Das macht ihre Beziehung aber auch prekär, denn ihre Gefühle sind ja mehr von den eigenen Wünschen geformt, als vom weitgehend fremden Partner. Ist Maryam im Begriff, nach einer gescheiterten Ehe erneut in ihr Unglück zu laufen?

Die Geschichte wird knapp, mit beinahe minimalistischer Kargheit geschildert. Sie entfaltet sich nach einer Hochzeitsfeier, die als Prolog dient, im Verlauf eines Jahres, das in jahreszeitliche Kapitel unterteilt ist. Im Grunde springt die Handlung von einer Momentaufnahme zur nächsten, so dass die Erzählperspektive zwischen intimer Nähe und Distanz schwankt. Eine Aura der Einsamkeit und Isolation wird nicht nur beim Häftling Jibril spürbar, sondern auch bei Maryam.

Manche Szenen deuten einen Konflikt Maryams mit ihrer ältesten Tochter an, die in der Pubertät ist. Es gibt zwar einige Bekannte, hauptsächlich arabischer Herkunft, in Maryams Leben, aber enge Freundinnen und Bezugspersonen offenbar nicht. Eigentlich geht es der Regisseurin weder darum, Maryam als Mutter oder als arabischstämmige Frau in Berlin zu porträtieren, sondern lediglich als Verliebte, die sich ein Stück weit wieder wie eine nach Freiheit strebende Jugendliche fühlt.

Die filmische Absicht, sich mit der Liebe als Projektion von Sehnsüchten und Idealbildern auseinanderzusetzen, erscheint reizvoll. Aber sie schafft auch Unklarheit: Wie hängt das Thema damit zusammen, dass Maryam und Jibril dem arabischen Kulturkreis angehören? Hätte die Geschichte nicht auf die gleiche Weise mit deutschen Protagonisten funktioniert? So erwartet man stets auch, dass die beiden Hauptcharaktere über ihre kulturelle Prägung mit dem eher hierarchischen Verständnis der Geschlechterrollen stolpern werden. Maryams Märchenprinz verfügt über virilen Charme, aber sie weiß nicht, wie stabil seine Haltung ihr gegenüber ist. Dieses Drama ähnelt einer Skizze, die die Betrachter auf nicht immer ergiebige Gedankenwege lenkt.

Fazit: Der Debüt-Spielfilm der Regisseurin Henrika Kull setzt sich mit den Fallstricken einer romantischen Liebe auseinander, die überwiegend aus Sehnsucht geformt ist. In Berlin verlieben sich zwei junge Erwachsene mit Migrationshintergrund, ohne sich wirklich kennenzulernen. Aber der Titelcharakter und die alleinerziehende Mutter, die ihn im Gefängnis besucht, schätzen das Gefühl, dass die Schmetterlinge im Bauch sie der Realität entheben. Der skizzenhafte, knappe Erzählstil und die bruchstückhafte Charakterisierung der Personen schüren Neugier und Spannung, lassen aber auch viele Fragen offen.




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Besetzung & Crew von "Jibril"

Land: Deutschland
Jahr: 2018
Genre: Drama
Länge: 83 Minuten
Kinostart: 09.05.2019
Regie: Henrika Kull
Darsteller: Susanna Abdulmajid als Maryam, Malik Blumenthal als Gabriel, Doua Rahal als Sus, Emna El-Aouni als Sadah, Gina Schulte am Hülse als Maggi
Kamera: Carolina Steinbrecher
Verleih: missingFilms

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